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Wohngipfel bei Olaf Scholz mit 14 Punkte-Plan – hier eine Übersicht

Mehrfamilienhaus. Foto: Roman_Babakin - Freepik.com
Mehrfamilienhaus. Foto: Roman_Babakin - Freepik.com

Am Freitag war es bereits der Knaller – zwei große Immobilienverbände sagten medienwirksam ihre Teilnahme am Wohngipfel im Kanzleramt ab, weil sie dort eine Image-Veranstaltung von Olaf Scholz erwarteten, ohne wirkliche Substanz. Heute nun fand der Wohngipfel statt. Hier bieten wir eine kurze Übersicht über die 14 verabschiedeten Punkte. Und dazu liefern wir auch die Reaktion des Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW. Hier zunächst die 14 Punkte aus dem Papier des Bauministeriums, in verkürzter Form:

1)
Die Bundesregierung hat im Rahmen des Wachstumschancengesetzes vorgeschlagen, eine degressive AfA in Höhe von jährlich 6 Prozent für neu errichtete Wohngebäude einzuführen. Die degressive Abschreibung fördert die schnellere Refinanzierung von getätigten Investitionen. Sie schafft über diesen Mechanismus Investitionsanreize, die zur Stabilisierung der Bauwirtschaft beitragen können. Die Regelung sieht keine Baukostenobergrenzen vor. Es kann ab einem Effizienzstandard von EH 55 gebaut werden. Die degressive AfA wird für Gebäude gelten, die Wohnzwecken dienen und mit deren Herstellung nach dem 30. September 2023 und vor dem 1. Oktober 2029 begonnen wird.

2)
„Angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen in der Bau- und Wohnungswirtschaft durch hohe Zinsen und Baukosten ist die Verankerung von EH 40 als verbindlicher gesetzlicher Neubaustandard in dieser Legislaturperiode nicht mehr nötig und wird ausgesetzt.“

3)
Der Bund wird in Städten und Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten den Bau von bezahlbarem Wohnraum für alle vereinfachen und beschleunigen. Dazu wird eine an die Generalklausel des § 246 Absatz 14 Baugesetzbuch (BauGB) angelehnte Sonderregelung befristet bis zum 31. Dezember 2026 geschaffen. (FMW: Aber eben nur bis Ende 2026)

4)
Die Bundesregierung hat vorgeschlagen, den Ländern im Zeitraum von 2022 bis 2027 Programmmittel in Höhe von insgesamt 18,15 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen.

5)
Die Bundesregierung sorgt bereits dafür, dass sich klimafreundliches Bauen auszahlt. Sie wird die beiden KfW-Neubauprogramme „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) und „Wohneigentum für Familien“ (WEF) nochmals attraktiver ausgestalten. Beim WEF werden die Kredithöchstbeträge um 30.000 Euro angehoben. Außerdem wird die Grenze des zu versteuernden Einkommens, bis zu dem ein zinsvergünstigtes Darlehen beantragt werden kann, von 60.000 Euro/Jahr auf 90.000 Euro/Jahr angehoben.

6)
Die Bundesregierung wird für 2024 und 2025 ein Wohneigentumsprogramm „Jung kauft Alt“ für den Erwerb von sanierungsbedürftigen Bestandsgebäuden verbunden mit einer an den BEG-Regeln orientierten Sanierungsauflage einführen.

7)
Für Eigentümer und Investoren, die für geeignete Gewerbeimmobilien nach den BEG-Förderbedingungen eine Förderung aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) in Anspruch nehmen können und sie dabei zugleich zu Wohnraum umbauen, wird 2024 und 2025 ein zusätzliches KfW-Förderprogramm mit einem Volumen von insgesamt 480 Millionen Euro Programmmitteln aufgelegt.

8)
Bauen muss zukünftig einfacher, schneller und günstiger werden. Dazu soll das Bauen im Sinne des Gebäudetyps E befördert werden, indem die Vertragspartner Spielräume für innovative Planung vereinbaren, auch durch Abweichen von kostenintensiven Standards. Die Länder beabsichtigen, dazu Änderungen der Musterbauordnung und der Landesbauordnungen vorzunehmen.

9)
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wird die bislang bis Ende 2024 befristete Möglichkeit zur vergünstigten Abgabe BImA-eigener Grundstücke für öffentliche Aufgaben sowie den sozialen Wohnungsbau um weitere fünf Jahre fortführen.

10)
Die Bundesregierung wird in der TA Lärm in Form einer Experimentierklausel die Lärmrichtwerte bei heranrückender Wohnbebauung an Gewerbebetriebe anheben.

11)
Die Bundesregierung treibt die Heizwende voran. Sie unterstützt im Rahmen der BEG-Sanierungsförderung Hauseigentümer künftig beim Einbau einer neuen klimafreundlichen Heizungsanlage – in der Höhe abhängig vom Einkommen – von bis zu 30 bis 75 Prozent. Die Richtlinie der BEG-Sanierungsförderung sieht einen sog. Klima-Bonus (Speed-Bonus) insbesondere für den Austausch besonders alter Heizungen vor. Die Bundesregierung erhöht den Speed-Bonus in 2024 und 2025 von 20 auf 25 Prozent und zieht die geplante Degression vor. Um jetzt einen Sanierungsimpuls zu setzen, soll der Speed-Bonus 2026 und 2027 um jeweils 5 Prozent gesenkt werden, danach um 3 Prozent.

12)
Die Bundesregierung will den Ländern eine flexiblere Gestaltung der Grunderwerbsteuer (z. B. durch einen Freibetrag) ermöglichen. Hierzu wurde den Ländern auf Arbeitsebene ein Vorschlag für eine Öffnungsklausel zur landesspezifischen Ausgestaltung der Grunderwerbsteuer unterbreitet.

13)
Planen und Genehmigen muss deutlich schneller werden. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Bundesregierung mehrere Gesetzespakete auf den Weg gebracht, mit denen der Wohnungsbau spürbar beschleunigt werden konnte. Durch die Digitalisierungsnovelle des BauGB konnten die Genehmigungsfristen für Bauleitpläne von bisher drei Monaten auf einen Monat verkürzt werden.

14)
Wir wollen bereits im nächsten Jahr die Neue Wohngemeinnützigkeit an den Start gehen lassen, um mit einem neuen Marktsegment dauerhafte Sozialbindungen im Neubau wie im Bestand zu schaffen. Die Bundesregierung strebt dazu Investitionszuschüsse und Steuervorteile an.

Reaktion der Immobilienwirtschaft

Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW äußert sich dazu wie folgt: Man erkennt im Maßnahmenpaket des heutigen Wohngipfels im Bundeskanzleramt „durchaus positive Entwicklungen für die energetische Modernisierung im Bestand“. Aber mit Blick auf notwendige Impulse für den bezahlbaren Wohnungsbau ist „für die sozial orientierten Wohnungsunternehmen leider nichts herausgekommen“, so der GdW. Der „vorhersehbare Ablauf und das Ergebnis des Gipfels sorgen in puncto Neubau nicht für die notwendigen neuen und wirksamen Lösungen für den Wohnungsmarkt“. Der GdW sieht sich in seiner bereits vorab geäußerten deutlichen Kritik bestätigt.

Weiter schreibt der Verband: „Wir brauchen einen echten und umfassenden Ruck für mehr Neubau von bezahlbaren Mietwohnungen. Das Auslösen dieses notwendigen Rucks ist mit dem vorgelegten Maßnahmenpaket der Regierung für die sozial orientierten Vermieter nicht möglich. Es müssen schnelle, direkt wirksame Lösungen her, die in der akuten Notsituation wirklich helfen“.

Die als wesentliches Unterstützungs-Instrument angedachte degressive AfA können die sozial orientierten Wohnungsunternehmen überhaupt nicht nutzen.

„Was Deutschland konkret braucht, ist ein neues, wahrhaftiges Versprechen für bezahlbaren Wohnungsneubau für die Mitte der Gesellschaft. Die zwei wesentlichen Teile dieses Versprechens müssen eine Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für bezahlbaren Wohnungsbau und KfW-Darlehen zu einem verbilligten Zinssatz von 1 Prozent sein. Im Gegenzug können die sozial orientierten Wohnungsunternehmen dann wieder bezahlbare Neubaumieten von 9 bis 12 Euro pro Quadratmeter und Monat realisieren und garantieren“.

Alle Aussagen des GdW finden Sie HIER.

FMW /BMWSB / GdW



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4 Kommentare

  1. Wir haben eine Baupreisinflationsrate von je 20% bis 30% pro Jahr in den letzten beiden Jahren und man darf nun 6% abschreiben und die Mieterhöhung ist überwiegend auf 15% für drei Jahre, also auf unter 5% pro Jahr gedeckelt. °

    Für wie dumm halten die uns?

    Die Steuern, Abgaben und Umlagen, die auf die Warmmiete zu zahlen sind, liegen erheblich über der Mietrendite?

    Mit der Erhaltungsrücklage kann man zur Zeit nicht für größere Sanierungsmaßnahmen ansparen.

  2. Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

  3. Bürokratie in Höchstform. Es werden neue Regeln geschaffen, die in kürzester Zeit von erneuten Änderungen überholt werden. Dafür werden die Anträge dann immer länger dauern und es werden mehr. Sollte Bürokratie nicht abgebaut werden? Den Bauwilligen wird dafür das Geld an einer anderen Seite aus der Tasche gezogen.

  4. Naja, so ist das im Sozialismus.
    In diesem Fall noch verstärkt durch einen sektenartigen Klimawahn, mit dem in Deutschland 1/50 von den 4% CO2 vermieden werden sollen, das die Menschheit insgesamt die Luft bläst.
    Es wird jetzt immer schneller zu neuen Regelungen kommen, die aber nur zum Teil bereits in die falsche Richtung gelenkte Maßnahmen mildern, aber selbst für noch mehr Chaos sorgen, und wieder mit neuen Maßnahmen….
    Da muss Deutschland nun durch.
    Mal sehen wie tief das Tal wird, und wo die Politik die Schuldigen benennen wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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