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Nasdaq: War das schon die große Wende für Tech?

Was für eine Erholung für die gebeutelten Tech-Werte an der Nasdaq! Technische Gegenbewegung oder nur ein Durchatmen in überverkaufter Lage?

Turnaround-Tuesday – was für eine Erholung für die gebeutelten Tech-Werte an der Nasdaq! Technische Gegenbewegung oder nur ein Durchatmen in einer überverkauften Situation? Es gibt sicherlich eine Reihe von Gründen, die für beide Alternativen sprechen, aber rollt in den USA demnächst nicht wieder ein kleiner „Geld-Tsunami“ auf die Märkte zu?

Nasdaq und Dow Jones, derzeit Antagonisten

Dass der Technologie-Index Nasdaq um zehn Prozent korrigiert, während der Dow Jones ein neues Allzeithoch hinlegt, so etwas ist sehr selten, genauer gesagt, hat es dergleichen 28 Jahre nicht mehr gegeben. Auslöser war der Renditeanstieg der US-Staatsanleihen und natürlich die Branchenrotation, die dazu geführt hat, dass die Großanleger einige Gewinne bei den Highflyern des letzten Jahres mitgenommen haben. In den letzten Wochen (nicht erst in der letzten Woche) hatte Tesla 30 Prozent, Apple 18 Prozent und selbst Amazon 13 Prozent verloren. Klar, dass da eine Gegenbewegung in der Luft lag, vor allem wenn ein Renditerückgang bei der 10-jährigen US-Treasury (1,54 Prozent) die Vorlage bot.

Renditeanstieg und Aktienhausse, zunächst kein Widerspruch

Was wurde zunächst nicht für Panik verbreitet durch den Anstieg der 10-jährigen US-Staatsanleihen von 0,92 auf 1,61 Prozent von Jahresanfang bis Ende Februar. Es lag vermutlich am Tempo des Zinsanstiegs, dabei ist eine Normalisierung der Kapitalmarktzinsen bei einer größeren Wirtschaftserholung zunächst einmal ein gutes Zeichen. Zinsen unter einem Prozent und ein Wachstum von fünf Prozent würde doch bedeuten, dass die Anleihemärkte die Wirtschaftsaussichten für eine Fata Morgana hielten.

Wie eine Grafik der Deutschen Bank zeigt, profitieren Aktien bei einem Renditeanstieg zunächst sogar, weil die Abflüsse aus dem Anleihesektor zu Zuflüssen im Value-Bereich führt, nicht in den Growth-Bereich des Nasdaq, wie wir erlebt haben. Das Ganze würde sich bei Zinsanstiegen von drei Prozent und mehr sicher ändern und das speziell bei den Wachstumstiteln. Es riecht doch sehr nach einem typischen Anlass, um eine Begründung zu Gewinnmitnahmen zu haben.

Renditeanstiege und Zuflüsse in Aktien - aber der Nasdaq profitiert davon nicht

Deshalb halten mehr und mehr Analysehäuser die jetzige Sorge vor dem Zinsanstieg für übertrieben. Die US-Notenbank spricht zwar nicht von einer Stütze der langfristigen Zinsen, aber sie tut es: Wie anders wären die 180 statt 120 Milliarden Dollar Anleihekäufe vor Kurzem zu erklären.

It’s the Stimi, Stupid

So würde wahrscheinlich die Generation RobinHood die Situation an den Aktienmärkten beschreiben. Auch wenn die steigenden Anleiherenditen die Aktien tendenziell unattraktiver machen, ist es das große Rettungspaket, welches in Kürze in den USA in die Wirtschaft, in die Verwaltungen und auf die Konten bedürftiger Verbraucher fließt – und damit ein Teil davon an die Aktienmärkte, das als Begründung für die Erholung an den Aktienmärkten geliefert wird. Wie eine Umfrage der Deutschen Bank ergab, sollen im Schnitt 37 Prozent von den zu erwartenden 1400 Dollar Schecks zum Handel mit Aktien verwendet werden. Die Generation Y plant sogar die Hälfte davon zur „Vermögensvermehrung“ einzusetzen, bei den noch Jüngeren ist wieder der „To-the-Moon-Sektor“ gefragt.

Während Millionen von Amerikanern das Geld für die Grundbedürfnisse des Lebens benötigen, hier die zweite Seite der Medaille. Von der Biden-Administration sicher nicht beabsichtigt, aber wohl unvermeidbar. Was könnte Abhilfe schaffen? In diesem Zusammenhang ist mir ein Kommentar auf Twitter aufgefallen, der ein wenig auf das Ende der Zockerei hinweist, wenn es mit dem Lockdown zu Ende geht:

„Trading and being an employee at a full-time job are rarely compatible. Either you start watching the markets too much during work and get fired or loose too much money, and the stress destroys your work performance.“

Fazit

Die Gegenbewegung an den Märkten war aufgrund der vorherigen, steilen Abverkäufe bei den Hightechs im Nasdaq jederzeit zu erwarten, wie zum Beispiel von Apple und Tesla. Aber ein Anstieg von 20 Prozent bei dem Autobauer, einem Wert mit einer Marktkapitalisierung von über 500 Milliarden Dollar an einem Tag: völlig verrückt. Ein Zuwachs von 106 Milliarden Dollar, was fast der gesamten Marktkapitalisierung von Volkswagen entspricht. Oder ein Anstieg im Gegenwert einer Firma, die fast 10 Millionen Fahrzeuge jährlich produziert und dabei einen Gewinn von 10 Milliarden Euro einfährt – dies soll mal einer fundamental zu erklären versuchen. Wahrscheinlich wurde dies verursacht durch einen Short Squeeze von Leerverkäufern, die ihre Chance sahen, ihre Verluste von 40 Milliarden Dollar im Jahr 2020 wieder etwas reduzieren zu können. Im neuen Jahr konnte man schon 6,7 Milliarden Dollar mit dem Shorten von Tesla verdienen, die Shortquote hatte sich laut S3 Partners bereits wieder auf 6,5 Prozent der frei verfügbaren Aktien erhöht. Dann dieser Faustschlag am gestrigen Tag.

Auch hat sich der Leitindex S&P 500 schön aus seinem kurzfristigen Abwärtstrend herausgearbeitet, er liegt nur noch ganze zwei Prozent unter seinem Allzeithoch.

Deshalb habe ich der Kongruenz der Chartverläufe zwischen März 2020 und März 2021 von Anfang an nicht viel Glauben geschenkt, zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen. Der schnellste Sturz in einen Bärenmarkt in der Geschichte der Wall Street von einem Allzeithoch infolge einer weltweiten Pandemie – und so etwas soll sich bereits 12 Monate später wiederholen? Was natürlich nicht bedeutet, dass die kleine Korrektur an den Märkten schon vorbei sein muss, allerdings gibt es so etwas wie ein „Totschlagargument“ für nicht zu stark nachgebende Märkte. Sollen in den nächsten Tagen nicht 170 Milliarden Dollar aus dem 1,9 Billionen Dollar schweren Stimuluspaket an der Börse landen, wie die Umfrage der Deutschen Bank ergab? Aber was passiert anschließend, wenn die Fantasie aus dem Markt ist? So oder so: eine nachhaltige Erholung des Nasdaq kann erst mit fallenden Renditen gelingen..

Ist der Abverkauf bei den Tech-Werten im Nasdaq nun vorbei?



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