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Ölpreis steigt? Vorsicht! Deswegen ist die Lage gerade so unsicher

Beispielbild für eine Öl-Pumpe

Der Ölpreis „legt weiter zu“, wie man heute in einigen deutschen Medien lesen kann. Na ja, möchten wir dazu sagen. Denn schaut man sich den folgenden Chart mal an, wo der Verlauf im WTI-Ölpreis seit letztem Donnerstag dargestellt ist, dann kämpft der Markt seit Wochenanfang um die 50 Dollar-Marke. Nimmt man Kurse von gestern Abend bei glatt 50 Dollar, dann kann man jetzt mit aktuell 50,73 Dollar doch glatt ein Plus von 73 Cents erkennen. Aber im großen Bild, wo der Markt wochenlang dramatisch gefallen ist von 65 Dollar Anfang Januar bis unter 50 Dollar, da sind diese paar Cent doch eher eine kleine Pfütze aufwärts, ein kleines technisches Aufwärts-Zucken. Einige Medien ziehen als Begründung für diesen Mini-Anstieg aktuell heran, dass das Wachstum an Neuinfektionen beim Coronavirus nachlasse.

Ölpreis reagiert nur minimal auf API-Daten

Schauen wir mal auf die gestern Abend um 22:30 Uhr verkündeten API-Daten für die Lagerbestände an Rohöl in den USA. Die Lager nahmen um 6 Millionen Barrels zu. Der Ölpreis sank direkt danach um gerade mal 17 Cents auf 49,83 Dollar, nur um kurz danach wieder zu steigen. Über Nacht kommt bis jetzt ein Anstieg auf wie gesagt 50,73 Dollar zustande im WTI-Öl. Der Markt hat also die deutlich steigenden Lagerbestände ignoriert. Heute um 16:30 Uhr werden die offiziellen staatlichen Lagerdaten der „Energy Information Administration“ aus den USA vermeldet. Schon die letzten beiden Wochen gab es Anstiege von jeweils mehr als 3 Millionen Barrels. Geht es heute weiter? Tendenziell sprechen steigende Lagerbestände für einen fallenden Ölpreis (zu wenig Nachfrage, zu viel Angebot, oder beides). Und ohhh Wunder, woher könnten die steigenden Lagerbestände kommen? Wohl vom Coronavirus, welches die Nachfrage in China einbrechen lässt.

Prognose zu Nachfragerückgang

Und die selbe Behörde, die heute Nachmittag die offiziellen Lagerbestände für die USA vermeldet, hat aktuell Prognosedaten zum Ölmarkt veröffentlicht. Gegenüber einer vorherigen Prognose aus Januar senkt man die Prognose für die globale Nachfragemenge um 0,9 Millionen Barrels pro Tag für das aktuelle Quartal, aufgrund des Coronavirus und wärmeren Temperaturen als üblich im Januar in den nördlichen Verbrauchsländern. Für das Gesamtjahr 2020 senkt man die Wachstumsprognose bei der Nachfrage von 1,3 auf 1,0 Millionen Barrels pro Tag. Weniger Nachfrage spräche also für einen fallenden Ölpreis. Also muss das Angebot runtergefahren werden, stimmts?

Ölpreis in Wartestellung, wie Russland sich entscheiden wird

Wir hatten es am Montag schon besprochen. Und auch heute noch hält die Hängepartie an. Die OPEC ist sich relativ einig, dass man die Fördermenge für Öl weiter deutlich senken will, wohl um 600.000 Barrels pro Tag. Damit will man die Nachfrageschwäche aus China (aufgrund des Coronavirus) ausgleichen. Aber Russland will schon seit Tagen einfach nichts dazu sagen, ob man an einer weiteren Kürzung teilnimmt, oder nicht. Ein technisches Gremium der OPEC hatte offiziell empfohlen die bereits laufende Kürzung bis Jahresende zu verlängern, und dass oben drauf noch weitere zusätzliche „Anpassungen“ der Fördermenge bis Ende des 2. Quartals angebracht seien. Tja, Russland hat sich auch jetzt noch nicht entschieden, ob man mitmacht. Man wolle die Empfehlungen des OPEC-Gremium analysieren.

Angeblich will Russlands Energieminister Novak sich heute mit Vertretern russischer Öl-Unternehmen treffen. Gibt es dann heute oder morgen vielleicht Signale aus Russland? Springt man auf den Zug auf und gibt sein JA für eine weitere Kürzung, kann der Ölpreis dann steigen? Oder wäre eine Kürzung von 600.000 Barrels pro Tag in den Augen des Marktes einfach zu wenig – man wäre dann vielleicht sogar enttäuscht, und der WTI-Ölpreis rauscht unter die 50 Dollar-Marke? Genau vor dieser Frage steht der Markt derzeit.

Verlauf im WTI Ölpreis seit dem 6. Februar



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