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Ölpreis stürzt ab – das Drama geht weiter, Lager und Trump im Fokus

Beispielbild einer Öl-Pumpe

Der Ölpreis stürzte Montag mit minus 37 Dollar weit ins Negative. Was für eine Sensation. Dies war sogar so ungewöhnlich, dass auch die Reporter der ARD das komplexe Thema der Terminkontrakte bei Öl und des Wechsels von Mai auf Juni thematisierten. Gestern erwähnten wir es – von minus 37 auf plus 20 Dollar, was für ein Move! Am Terminmarkt ist der Mai-Kontrakt für WTI (West Texas Intermediate) in den USA nun endgültig ausgelaufen. Nach seinem Tief bei -37 Dollar sahen wir ein Plus von 20 im nächsten Kontrakt mit Liefertermin Juni. Und nun ist Juni auch der Front-Monat, also der wichtigste Monat, der am Aktivsten gehandelt wird, und auf dessen Preis auch die Kurse von CFDs, Zertifikaten etc berechnet werden.

Umstellung im Ölpreis von Mai auf Juni

CFD-Broker zum Beispiel synthetisieren die einzelnen Kontraktmonate sozusagen. Oder anders ausgedrückt: Sie basteln die einzelnen Monate aneinander, damit ein ständig fortlaufender Ölpreis im Chart dargestellt werden kann. Aber jedes Mal beim Wechsel auf den nächsten Monat sieht der Chart dann etwas komisch aus. Beim jünsten Super-Contango mit der riesigen Kurslücke zwischen Mai- und Juni-Kontrakt sieht der Chart dann aber extremst komisch aus. Im folgenden Chart endet der Absturz auf -37 Dollar bei glatt 0. Danach sehen wir gestern den Sprung von 0 auf 15 Dollar. Dies war der Zeitpunkt, wo der Juni als Front-Monat startete. Und was sehen wir, wenn wir abseits dieses Charts auf den Juni-Kurs der letzten Tage schauen?

Absturz im Öl geht weiter

WTI-Öl mit Lieferung Juni notierte letzten Freitag noch bei 25 Dollar, und sogar gestern früh noch bei 20 Dollar! Jetzt haben wir einen Ölpreis von um die 11 Dollar – bei sehr großen Schwankungen. Was für ein brutaler Absturz! Das bedeutet: Es gab die letzten Tage noch Optimismus an den Märkten, dass die Nachfragekrise bei Öl ganz kurzfristig extrem groß ist, und dass sie aber für die Folgemonate nicht mehr so schlimm ist. Aber nun sinkt der Ölpreis auch in den Folgemonaten dramatisch. Juni notiert wie gesagt bei 11 Dollar, Juli bei 18,47 Dollar, August bei 21,62 Dollar (hier eine Übersicht). Das Debakel ist also nicht zu Ende – es geht weiter, zumindest nach der aktuellen Meinung der Terminmärkte.

Trump hilft nicht – ganz im Gegenteil

Gestern verkündete Donald Trump voller Stolz, dass er eine Anweisung an zwei Minister erteilt habe, dass der US-Ölindustrie Hilfsgelder bereit gestellt werden soll. Was natürlich für die Arbeiter in dieser Branche gut ist, bedeutet aber: Diese Fracker, die zu viel Angebot auf den Markt spülen, scheiden nicht aus dem Markt aus, um somit für eine natürliche Regulierung zu sorgen. Nein. Schafft Donald Trump es wirklich Mittel in großem Umfang aufzutreiben, um den Frackern Zuschüsse oder Kredite zu gewähren, halten sie durch, um pumpen womöglich selbst bei einem derart niedrigen Ölpreis weiter. Das übt natürlich weiter Druck auf den Ölpreis aus, wenn die Angebotsmenge nicht deutlich sinkt.

API zeigt Weg für heutige Lagerbestände und weiter schwachen Ölpreis?

Gestern Abend wurden die privat erhobenen API-Daten für die Lagerbestände für Rohöl in den USA veröffentlicht. Sie steigen im Wochenvergleich um 13,2 Millionen Barrels. Also werden die heute um 16:30 Uhr veröffentlichten staatlichen Lagerbestände in den USA wohl auch weiter kräftig steigen? Die letzten zwölf Wochen sind sie durchgehend angestiegen – zuletzt letzte Woche um 19,2 Millionen Barrels. Die weiter steigenden Lagerbestände üben ebenfalls Druck auf den Ölpreis aus. Die Veröffentlichung heute um 16:30 Uhr könnte sehr wichtig sein für den weiteren Verlauf im Ölpreis diese Woche! Wichtig oder auch vielleicht völlig unwichtig: Die OPEC hat gestern erneut online getagt im kleinen Rahmen. Brainstorming der aktuellen Lage – kürzt man demnächst überraschend noch mehr Fördermenge? Man weiß ja nie… möglich ist alles dieser Tage. Aber so ein Meeting kann wie gesagt auch gar nichts bedeuten.

Analystenkommentar

Hier zitieren wir den ganz aktuellen Marktkommentar zu Öl von Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader. Zitat:

Andererseits war der Crash beim Ölpreis auch ein Realitätscheck für die Anleger, wie es um die Weltwirtschaft aktuell wirklich steht. Das Risiko für Investoren, die auf eine schnelle Erholung am Aktienmarkt setzen, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, bleibt hoch. Auch am Ölmarkt selbst ist mit weiteren Turbulenzen zu rechnen. Es könnte noch sehr lange dauern, bis sich die Nachfrage wieder einigermaßen stabilisiert, und die OPEC ist zurzeit ziemlich machtlos.

Ölpreis im Verlauf der letzten zehn Tage



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1 Kommentar

  1. Das heißt das wir an der Zapfsäule demnächst ausgezahlt werden. Gut für „Schlucker“ mit grossen Tankvolumen.

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