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Mehr Exporte sollen fallende Preise kompensieren Russland erwartet sinkende Gaspreise

Russland Gaspreise

Russland erwartet sinkende Gaspreise: Im Rahmen von Wirtschaftsprognosen für die Jahre 2024-2026 erwartet das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, dass in diesem Jahr die Gasexporte per Pipeline weiter sinken, während die Schiffstransporte mit LNG leicht zulegen. Zugleich geht das Ministerium davon aus, dass sich in diesem Jahr die Gaspreise für Lieferungen in Länder, die nicht zur ehemaligen Sowjetunion gehörten, von 874,2 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas im Jahr 2022 mehr als halbieren und somit nach dem konservativen Szenario auf 419,4 US-Dollar und nach dem Basisszenario auf 434,6 US-Dollar im Jahr 2023 fallen. Im Jahr 2026 könnten die Preise in beiden Szenarien unter 300 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas liegen.

Russland: Gaspreise zeigen in Prognosen deutlichen Abwärtstrend

Wie russische Medien am 22. September berichteten, legte das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung seine Prognose der sozioökonomischen Entwicklung Russlands für 2024-2026 vor. Den Prognosen zufolge sollen sich in diesem Jahr die Preise für russische Gaslieferungen an nicht benachbarte Staaten von 874,2 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter im Jahr 2022 je nach Szenario auf 419,4 US-Dollar oder auf 434,6 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas mehr als halbieren.

In den kommenden Jahren erwartet das Ministerium einen allmählichen Rückgang. Im Jahr 2024 könnten die Gaspreise im konservativen Szenario mit 290,7 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas die 300 US-Dollar Marke unterschreiten. Tritt das Basisszenario ein, könnten es indes 321,7 US-Dollar je 1000 Kubikmeter Gas werden. Im Jahr 2026 könnten die Gaspreise dann im Basisszenario mit 260,2 US-Dollar und 296 US-Dollar im konservativen Szenario unter der 300 US-Dollar-Marke bleiben.

Gasexporte fallen und steigen

In den Prognosen geht das Ministerium zudem davon aus, dass die Gasexporte per Pipeline in diesem Jahr um 26,1 Prozent auf 97 Milliarden Kubikmeter Gas sinken. Demgegenüber sollen die Schiffstransporte um 1,2 Prozent auf 33,3 Millionen Tonnen LNG (rund 46 Milliarden Kubikmeter Gas) ansteigen. Im nächsten Jahr könnten diese bei maximal 38 Millionen Tonnen LNG liegen und im Jahr 2026 auf maximal 44 Millionen Tonnen erhöhen.

Auch für Pipeline-Lieferungen erwartet das Ministerium im kommenden Jahr einen Anstieg, so dass die Liefermengen je nach Szenario 100 oder 108 Milliarden Kubikmeter Gas umfassen. Laut Basisszenario könnten 2026 die Exporte per Pipeline gegenüber diesem Jahr um knapp 30 Prozent auf 126 Milliarden Kubikmeter Gas zulegen. Beim LNG ist im Vergleich dazu ein Wachstum von mehr als 30 Prozent möglich.

Druck auf Handelsbilanz lässt nach

„Bis Ende 2023 wird der Druck auf die Handelsbilanz und den Rubel-Wechselkurs durch den Außenhandel allmählich nachlassen. Seit Juni gibt es eine Umkehr der Situation auf den Weltrohstoffmärkten durch einen Anstieg der Preise für Öl und einer Reihe anderer Exportgüter“, heißt es im Dokument des Ministeriums zu den neuesten Wirtschaftsprognosen. Der Preis für Brent-Öl werde im Jahr 2023 im Jahresdurchschnitt voraussichtlich bei 83,5 US-Dollar pro Barrel liegen und bis 2024 auf 85 US-Dollar pro Barrel steigen, erklärte der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Maxim Reschetnikow, in einer Regierungssitzung am 22. September. „Gleichzeitig werden die Exportpreise für russisches Öl im Zeitraum 2024–2026 bei etwa 70 US-Dollar pro Barrel liegen. Dies ist eine recht konservative Schätzung. Derzeit sind die Preise in Rubel etwa 20 % höher als erwartet“, so Reschetnikow. Vorgestern hatte Russland durch ein Exportverbot für Diesel den Ölpreis nach oben getrieben.

Die Handelsbilanz in Russland für 2023 bezifferte der Minister auf 145 Milliarden US-Dollar. Dies entspreche dem Durchschnitt der Jahre 2020–2021. Auch in Zukunft werde die Handelsbilanz weiterwachsen. Die Erholung werde durch ein schnelleres Wachstum bei den Exporten als bei den Importen sichergestellt. Infolgedessen werde sich der Rubel bis Ende dieses Jahres auf 94 Rubel pro US-Dollar konsolidieren. „In den Jahren 2024–2026 wird sich unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Zahlungsstruktur und der Höhe des Kapitalabflusses ein neues Gleichgewicht auf dem Niveau von 90–92 Rubel pro US-Dollar bilden“, schlussfolgerte Reschetnikow.

Russland: Wachstum der Exportmengen soll niedrigere Gaspreise auffangen

Für die prognostizierten Wachstumsaussichten beim LNG muss Novatek alle drei Linien seines zweiten großen Werkes Arctic LNG 2 auf der Halbinsel Gydan im hohen Norden bis 2026 an den Start bringen. Beschränkungen technologischer Art und auf dem Arbeitsmarkt sollten das Vorhaben nicht verzögern. Dies ist laut Minister Reschetnikow zugleich eine Voraussetzung, damit das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts weiter die Zweiprozentmarke wie in diesem Jahr mit 2,8 Prozent und 2024 mit 2,3 Prozent überschreitet.

Im Pipeline-Geschäft ist zentral, dass Gazprom die komplette Vertragsmenge von 38 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr über Kraft Sibiriens 1 nach China durchleitet. Im letzten Jahr exportierte der russische Gaskonzern hier 15,5 Milliarden Kubikmeter nach China. In diesem Jahr soll die Hälfte der Vertragsmenge schließlich überschritten werden. Auch Gazprom hat Pläne, mehr Durchsatz in der LNG-Produktion zu schaffen. Hier schlug beim LNG-Projekt Ust-Luga an der Ostsee der Ausstieg von Linde zu Buche. Nach Angaben des Gouverneurs Alexander Drosdenko verschiebt sich das Projekt deswegen um zwei Jahre.

Beide Unternehmen sind gefordert, verlorenes Terrain im Gasgeschäft durch den Krieg in der Ukraine wieder heimzuholen. Der Trend in den Prognosen zeigt, dass Russland die hohen Gaspreise vom letzten Jahr als Sonderkonjunktur einpreist und auf mehr Exportmengen setzt, um auf diesem Weg für das nötige Einnahmenvolumen zu sorgen. Dafür sind eine Reihe von neuen LNG-Tankern vonnöten, die auf der Werft Zvezda im fernöstlichen Bolschoi Kamen gebaut werden sollen. Investitionen und Aufträge für heimische Unternehmen schaffen in Russland tatsächlich Konjunktur. Ob die Schiffswerft vom Konsortium aus Rosneft und Gazprombank das bewältigen kann, hängt auch davon ab, wie es gelingt, technische Beschränkungen zu überwinden.



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