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Sinkende Arbeitslosigkeit in Europa: Trauen Sie diesen schönen Zahlen bitte nicht!

Die folgenden Zahlen sind in der Tat schön. Das Niveau der Arbeitslosigkeit in der EU und in der Eurozone sinkt deutlich, von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat...

FMW-Redaktion

Die folgenden Zahlen sind in der Tat schön. Das Niveau der Arbeitslosigkeit in der EU und in der Eurozone sinkt deutlich, von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat – auch wenn die Daten im letzten Monat unverändert blieben. Der große Trend ging zuletzt immer weiter nach unten mit den Quoten. Da gibt es wohl keine zwei Meinungen. Die folgende Grafik zeigt, dass die Arbeitslosigkeit in der Gesamt-EU (blaue Linie) inzwischen ihre große Strecke hinter sich gebracht hat, und nun fast das Tief erreicht hat, wo man kurz vor dem großen Absturz 2008 war.

Mit 7,3% in der Gesamt-EU fehlt nicht mehr viel bis zu den 6,7% aus 2008. Wie man gut sieht, explodierte die Arbeitslosigkeit danach aber so richtig auf 11%. In der Eurozone stieg sie damals auf knapp über 12%, um bis jetzt auf 8,6% zurück zu fallen (aktuellste Zahlen für Monat Januar). Das Tief in der Eurozone 2008 kurz vor dem Start der Krise lag bei 7,4%. Man hat sich auch größtenteils erholt, aber es fehlt auf dem Weg nach unten noch etwas mehr als in der Gesamt-EU.

Arbeitslosigkeit ist nicht gleich Arbeitslosigkeit

Aber diese schöne große Zahl kann täuschen. Auch wenn die hiesigen Leitmedien gewisse Fortschritte im Bereich der Berichterstattung machen, so darf man annehmen, dass es heute Abend um 20 Uhr (wir nennen keine Sendernamen) nur heißen wird, dass die Arbeitslosigkeit in der EU auf 7,3% gefallen ist. Ist das nicht eine tolle niedrige Zahl!?!

Bei den Begrifflichkeiten kann man schon mal leicht durcheinander kommen. Gestern sprachen einige Leitmedien bezogen auf die deutschen Daten von „Erwerbslosen“, obwohl es „Arbeitslose“ waren. Mit „Erwerbslos“ sind nur diejenigen Arbeitslosen gemeint, die sich nach Ansicht der Ämter auch aktuell intensiv um Arbeit bemühen. Alle anderen werden aus der Statistik gestrichen. Daher ist die Zahl der Erwerbslosen auch stets deutlich geringer als die der Arbeitslosen, denn die Ämter können ja relativ frei entscheiden, wer denn jüngst fleißig war, und wer nicht. An der Tatsache der Arbeitslosigkeit ändert dies aber natürlich nichts.

Vor der selben Problematik steht man als Konsument von „normalen“ Nachrichtensendungen auch, wenn man heute diese EU-Arbeitsmarktdaten zur Kenntnis nimmt. 7,3% klingt nämlich total super. Diese EU-Arbeitsmarktdaten basieren aber komplett auf dem selben Modell (Internationale Arbeits-Organisation ILO) wie die deutsche „Erwerbslosenquote“. Die deutsche Arbeitslosenquote lag für Januar bei 5,8%, die Erwerbslosenquote aber nur bei 3,6%, also 37% niedriger (nur diese 3,6% bemühen sich angeblich wirklich um Arbeit).

Und so werden auch die Arbeitslosenquoten der anderen EU-Länder herunter gerechnet, und nur ein Bruchteil der tatsächlichen Arbeitslosen erscheint in der EU-Statistik. Wo liegt die Arbeitslosenquote in der EU tatsächlich? Grob geschätzt vielleicht bei 11,6%, wenn man die 37% wie in Deutschland oben drauf packt. Vielleicht liegt sie tatsächlich aber noch höher, weil Statistiker in Spanien und Griechenland noch kräftiger schummeln als die in Deutschland?

So genau kann man das nicht sagen. Auf jeden Fall ist diese Arbeitslosigkeit in Höhe von 7,3% in der EU verdammt irreführend! Mit offiziellen (!) 20,9% und 16,3% sind Griechenland und Spanien übrigens immer noch mit Abstand traurige Spitzenreiter bei der Arbeitslosigkeit in der EU. Da will man gar nicht wissen, wo deren tatsächliche Quoten wirklich liegen.

Arbeitslosigkeit



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3 Kommentare

  1. Bei der ungefilterten Berichterstattung über gefälschte, sorry, geschönte Statistiken müsste es doch eigentlich Leidmedien heißen.

  2. Ich bin auch arbeitslos aber nicht in der Statistik als arbeitslos geführt, da ich lächerliche 98€ Sozialunterstützung bekomme. Ich bin überzeugt, dass alle EU-Länder diesen Schwindel in der Statistik machen, in der Slowakei bestimmt.

  3. Ich glaube geschummelt wird überall, auf der anderen Seite gibt es viele Ungemeldeten Arbeiter die Schwarz arbeiten aber nicht auftauchen, darum redet man in Spanien bei 6-8 %Al.schon von Vollbeschäftigung

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