Devisen

US-Dollar – der Schwanz wedelt mit dem Hund

Die Notenbanken bemühen sich stets, ihre Unabhängigkeit von der Fiskalpolitik zu betonen. Gerade die Fed tut dies in jüngster Zeit vehement und betont gleichzeitig, dass sie für den US-Dollar nicht zuständig ist. Doch wie sieht es mit der Unabhängigkeit der Fed von der Geldpolitik anderer Zentralbanken aus?

US-Dollar Beispielbild Scheine
Foto: pixabay / NikolayFrolochkin

US-Dollar Index auf luftigen Höhen

Wie wir bereits berichteten, setzt der US-Dollar seinen Aufwärtstrend gegenüber der Gemeinschaftswährung nach aktuell schwachen Teuerungsdaten aus der Eurozone fort. Doch das gilt nicht nur gegenüber dem Euro, sondern auch gegenüber den sechs anderen Hauptwährungen. Die Bewertung des Greenbacks gegen Euro, Pfund, Yen, Kanada-Dollar, Schwedische Krone und Schweizer Franken wird über den sogenannten US-Dollar Index (USDX) abgebildet. Gegenüber diesem Korb an Währungen, in dem der Euro mit knapp 58 Prozent am höchsten gewichtet ist, hat der US-Dollar seit der Finanzkrise stark aufgewertet. Aktuell bewegen sich die Notierungen in Richtung der Höchststände aus dem Dezember 2016:

US-Dollar Index

Auffällig ist der starke Einfluss der differierenden Ausrichtung der Geldpolitik in den Währungsräumen. Seit der ‚Whatever It Takes‘-Rede von Mario Draghi am 26. Juli 2012 in London zur Rettung des Euro hat der Dollar z. B. gegenüber der Gemeinschaftswährung ca. 20 Prozent aufgewertet:

USD Währungsindex

Unterbrochen wurde die Phase der Dollarstärke lediglich durch die Aussicht auf eine Normalisierung der Zinsen in der Eurozone und Großbritanniens. Doch seitdem die Konjunktur in großen Teilen der Welt bereits seit Anfang 2018 wieder abschwingt und die Zinswende nach hinten losging (erneut fallende statt steigende Zinsen in Europa), wertet der US-Dollar wieder auf. Erst recht, seitdem die Fed in Sachen Geldpolitik permanent hinter den Zentralbanken der konkurrierenden Währungsräume und bezüglich der heimischen Überschuldung und Liquiditätsklemme ‚Behind The Curve‘ ist.

Auch gegenüber dem Außenwert der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, dem Chinesischen Yuan, wertet der US-Dollar stark auf. Die Peoples Bank of China hat zuletzt ihre Geldpolitik gelockert und erst heute Morgen weitere Schritte zur Ausweitung der Kreditversorgung des staatlichen Bankensektors angekündigt.

US-Dollar vs Yuan

Alles wird teurer in US-Dollar

Die anhaltende Verteuerung des Dollars erregt das Missfallen des US-Präsidenten und global tätiger US-Konzerne, deren Auslandsgewinne negativ betroffen sind. Auch der Tourismus bekommt die Verteuerung der Urlaubs- und Shoppingdestination USA zu spüren. Nach Angaben des National Travel & Tourism Office liegt die Zahl der Ankünfte von Reisenden in den USA in diesem Jahr unter dem Vorjahresniveau und sogar unter dem Niveau des Jahres 2015 (Daten im Chart bis 2018):

USA Touristen

Die Aufwertung des Dollars läuft den Bemühungen des US-Präsidenten zuwider, das Handelsbilanzdefizit zu reduzieren und Produktionsstätten aus China in die USA zurück zu verlagern. Präsident Trump spricht gar von unredlichen Wettbewerbsvorteilen und einem globalen Währungskrieg gegen die USA. In das gleiche Horn bläst seit letztem Jahr Zeit auch US-Finanzminister Steven Mnuchin, dessen Behörde offiziell für die Währungspolitik der USA zuständig ist. Doch ohne Zinssenkungen und Geldmengenausweitung durch die Fed ist die Trump-Administration in Sachen Abwertung des US-Dollars und Verbilligung amerikanische Waren, Dienstleistungen und ARbeitskräfte machtlos.

Fazit

Die Fed bekommt den knallharten globalen Wettlauf, um die aggressivste Geldpolitik zu spüren. Noch wehrt sie sich mit Händen und Füßen, dem globalen Trend zu Nullzinsen und QE-Programmen zu folgen. Doch mit jedem Prozent, den die Weltleitwährung gegenüber den anderen Hauptwährungen und dem Chinesischen Yuan weiter aufwertet, steigt der ökonomische und politische Druck auf Jerome Powell und seine Kollegen bei der Fed, die Zinsen weiter zu senken und ebenfalls ein reguläres Gelddruckprogramm zu starten. Am Ende muss sie damit den Vorgaben der kleineren Währungsräume folgen. Der mächtigsten Notenbank der Welt wird über den Wechselkurs die Geldpolitik von EZB & Co. Quasi aufgezwungen – und so wedelt der Schwanz mit dem Hund.



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