Allgemein

Wenn das Coronavirus geht, bleiben die Schulden

Sollten die Schäden durch das Coronavirus sogar noch größer ausfallen, als die der Finanzkrise, dann ist auch mit nachhaltigen volkswirtschaftlichen Schäden und einer nachhaltig steigenden Verschuldung aller Wirtschaftssubjekte zu rechnen.
Natürlich steht aktuell die Bekämpfung der Seuche im Mittelpunkt. Gleichwohl sollte die Politik auch über finanzielle Exit-Strategien frühzeitig nachdenken. Andernfalls bleibt es wie nach der Eurokrise allein der EZB überlassen, die EWWU vor dem Zerfall zu bewahren – mit dann zukünftig noch „unkonventionelleren“ geldpolitischen Maßnahmen.

Zwei mögliche Szenarien und deren Konsequenzen

Im Grunde gibt es nur zwei momentan denkbare Szenarien: Entweder die Wirtschaft ist nach der Corona-Krise auf eine Daueralimentierung durch die Geld- und Fiskalpolitik angewiesen, oder die Notenbanken machen einen Schuldenschnitt zulasten der eigenen Bilanz. Im ersten Szenario würde es so laufen, wie nach der Finanz- und Euro-Krise: Die Zinsen blieben zur Aufrechterhaltung der Schuldentragfähigkeit bei null oder negativ und die Notenbanken würden durch Schuldenaufkaufprogramme in zunehmendem Maße den steigenden Refinanzierungsbedarf aller Wirtschaftssubjekte sicherstellen.

Die Konsequenz wäre die komplette Abhängigkeit der Wirtschaft vom Staat und der Notenbank. Das wäre dann eine neue Gesellschaftsform, die mit Marktwirtschaft nichts mehr zu tun hätte. Der wichtigste Preis in einer Marktwirtschaft ist der Preis für geliehenes Geld (der Zins). Wird dieser Preis sowie die Entscheidung darüber, wer Kredit bekommt und wie viel, dauerhaft zentralplanerisch entschieden, handelt es sich eher um eine Art Geld-Sozialismus.

Im zweiten Szenario, also dem Streichen der Schulden, würden die betroffenen Notenbanken zunächst in ihren Bilanzen negatives Eigenkapital aufweisen. Sobald eine Notenbank Geld aus dem Nichts schöpft, was ihr Privileg ist, baut sie auf der Passivseite ihrer Bilanz eine Verbindlichkeit gegen sich selbst auf. Die mit dem neu erzeugten Geld gekauften Schuldpapiere landen als Gegenposition auf der Aktivseite der Notenbankbilanz, die sich in ihrer Gesamtheit durch die Aufkauf-Programme immer weiter aufbläht. Normalerweise schrumpft die Notenbankbilanz nur dadurch wieder zusammen, dass die Papiere entweder veräußert oder getilgt werden und die Bank ihre Verbindlichkeit gegenüber der digitalen Notenpresse tilgt. Das zuvor erzeugte Geld ist dann wieder verschwunden, die Geldmenge sinkt.

Doch bei steigendem Refinanzierungsbedarf der Wirtschaft, den der freie Kapitalmarkt schon seit zehn Jahren nicht mehr allein decken kann, ist eine Rückführung der Bilanz auf den Stand vor der Krise nicht mehr möglich. Daher müssten einseitig die Forderungen auf der Aktivseite der Notenbankbilanz gestrichen werden, ohne dass die Verbindlichkeiten auf der Passivseite bedient werden. Über den Notenbank-Gewinn, resultierend aus Zinseinnahmen (sofern vorhanden) sowie Offenmarktgeschäften, könnte das zunächst negative Eigenkapital über viele Jahre wieder aufgefüllt werden. Auch eine Auslagerung der uneinbringlichen Forderungen in eine „Bad-Notenbank“ wäre denkbar.

Oder aber es kommt zu einer Währungsreform, einhergehend mit einer Entschuldung. In diesem Falle wären die Notenbanken durch ihre eigenen Goldreserven zumindest zum Teil überlebensfähig.

Fazit und Ausblick

Welchen Exit-Strategie die Geld- und Fiskalpolitiker nach der Pandemie des Coronavirus auch immer wählen werden, die Aussage des Finanzministers Peter Altmaier in der heutigen Generaldebatte im Bundestag, dass die Wirtschaft nach der Krise stärker sein wird als zuvor, wird sich wahrscheinlich lediglich bezogen auf die Schuldenhöhe bewahrheiten.

Wie das Problem der dann nochmals erhöhten Rekordverschuldung gelöst werden wird, diese Frage sollte man an Historiker stellen. Die werden aber keine befriedigende Antwort im Sinne des Erhalts unseres Wohlstands und unseres Wirtschaftssystems geben können. Bisher endeten alle überschuldeten Fiat-Money-Geldsysteme mit dem nahezu vollständigen Wertverlust der Währungen, anschließenden Währungsreformen und sozialen Verwerfungen. Aber vielleicht wird dieses Mal alles anders.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Was spricht gegen eine Wöhrungsreform?

  2. Eine Rechtschreibreform wäre ein guter Anfang, bevor wir unsere Wöhrung reformieren!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage