Aktien

Wenn die Privatkunden zuletzt auf den Zug aufspringen… ein Zeichen für den Höhepunkt der Hausse?

Die Amerikaner treiben die Märkte an, die Europäer folgen. So ist es am Aktienmarkt schon seit Jahrzehnten, und so wird es wohl auch bleiben. Wann endet die Hausse denn nun? Wenn man das...

FMW-Redaktion

Die Amerikaner treiben die Märkte an, die Europäer folgen. So ist es am Aktienmarkt schon seit Jahrzehnten, und so wird es wohl auch bleiben. Wann endet die Hausse denn nun? Wenn man das nur wüsste. Vielleicht kann man jenseits von normalen Fundamental- und Chartanalysen auch aus ganz anderen Daten herleiten, ob der Markt langsam auf seinen Höhepunkt zusteuert?

Wir versuchen es mal, aber ohne Erfolgsgarantie, dass Sie den absoluten Höhepunkt in den Aktienkursen erwischen! Und dazu schauen wir natürlich in die USA! Der US-Finanzdienstleister Charles Schwab ist einer der bedeutendsten Onlinebroker in den USA für Privatkunden. Aus seinen jüngsten Quartalszahlen kann man neben den normalen Resultaten auch detaillierte Zahlen entnehmen, was die Kunden gemacht haben.

Die jüngsten Kundendaten für Juni zeigen, dass man in den ersten sechs Monaten des Jahres 719.000 neue Tradingkonten für Privatkunden eröffnete, was den größte Anstieg seit 17 Jahren darstellt – also genau der Zeitraum, wo die Dotcom-Blase stattfand. Die Zahl komplett neuer Kunden im Tradingbereich in den ersten sechs Monaten stieg sogar um 50% im Jahresvergleich. Alleine der Anstieg neuer Konten im Monat Juni stieg gegenüber Juni 2016 um 34%. Auch sei bei den Tradingkunden der Anteil von Cash in den Konten mit 11,5% auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2009, also während der Finanzkrise.

Das bedeutet: Die Privatkunden rennen wie wild in die Märkte. Sie lassen ihre Geld nicht in Cash auf den Konten, sondern pumpen es in Aktien. Eine alte Weisheit besagt: Wenn auch der letzte gekauft hat, müssen Kurse fallen, denn es gibt keine Anschlusskäufer mehr. Und wie immer sind die Privatkunden die letzten, die einsteigen. Ironischerweise gab Charles Schwab in einer Analyse an Privatkunden nur kurz nach seinen Quartalszahlen eine Art Investorenwarnung heraus, dass in den letzten Monaten das Risiko eines kräftigen Rückschlags an den Märkten gestiegen sei. Kunden sollten diversifiziert investiert sein und sich gegen Rückschläge wappnen.

Laut Daten der Bank of America war bei Kunden mit hohem Vermögen die Cash-Quote mit 10,4% zuletzt auf einen Rekordtief, sogar noch unter dem Tief von 11% aus April 2007 – das war genau der Zeitpunkt, wo die Finanzkrise startete! Laut mehrerer Umfragen wollen vor allem die sogenannten Millenials (also Personen bis zum Alter von 35 Jahren) im laufenden Jahr deutlich verstärkt von Cash in Aktien umschichten. Laut E-Trade sind es 1/3 der Millenials im Vergleich zu 19% der Kunden über 35. Laut „Legg Mason“ wollen sogar 80% der Millenials dieses Jahr mehr Risiko fahren, 66% davon wollen mehr Aktien kaufen.

Vor allem die Kundenaktivitäten bei Charles Schwab kann man als Indiz nehmen, dass die Privatkunden mit voller Kraft in die Aktienmärkte rennen. Auch dass die Cash-Quoten so niedrig sind wie zu den großen Krisenzeiten der letzten 20 Jahre, ist ein weiterer Hinweis. Wer kommt immer zuletzt in der Hausse? Der Privatkunde. Natürlich kann es noch eine ganze Weile so weitergehen. Wann genau der Höhepunkt der Hausse erreicht ist, weiß niemand.


Ein Langfrist-Chart des Dow seit 1989. Ein Anstieg von 3.000 auf 22.000 Punkte. Die letzte große Atempause gab es 2008 mit einem Absturz von 14.000 auf 6.500 Punkte.



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11 Kommentare

  1. Ach, toll wie Sie das machen.

    Schön steiler Chart. Dann noch halbgare Zahlen dazu und schwups ist die Animation fertig, damit noch mehr Short gehen im Dow.

    Bravo!

    Das nenne ich ein gekonnte Unterstützung für meine Longpositionen!

  2. Hut ab vor Charles Schwab, die meisten Gurus sehen überhaupt kein Ende der Hausse u.treiben so die Neueinsteiger ins sichere Verderben.Auch die meisten Banken empfehlen weiterhin Aktien u.sind allergisch für Immo-Investitionen.Zu den genannten Argumenten ,die für ein baldiges Ende der Hausse sprechen, könnte man noch hinzufügen dass die Aktienrückkäufe der Firmen u.Aktien auf Kredit auch auf Rekordständen sind.
    ABER DIESMAL IST SICHER ALLES ANDERS!

  3. Solange man Glauben macht, das diesmal eben doch alles anders kommen wird, sind diese „Hinweise“ und „Warnschilder“ nur geeignet, ein breites Lächeln zu erzeugen. Womöglich wird beim Ritt auf der Rasierklinge auch von oberster Stelle im Zweifel nachgeholfen. Ich denke das wir derzeit „to big to fail“ gelaufen sind. Vertrauen wir auf Draghi, Yellen und Co. und alle die diesen folgen dürften die alles unternehmen werden, um eine „Normalisierung“ und ein „Durchatmen der Märkte“ zu verhindern. Ich bin der Überzeugung, das im Falle des „Fallens“ der Märkte ein „Finanzkrieg“ ausbrechen wird, der auch andere Schauplätze der Politik überrennen würde. Wer will das! ..“…whatever it takes…“ wir dann in einem ganz neuen Kontext gelebt werden. Vielleicht wachen wir in einer „anderen Welt“ auf und glauben zu träumen, doch nachdenkliche Kritik an der aktuellen Situation ist sicherlich noch nicht hoffähig! Wie sagte doch F.J. Strauß: “ Geld ist geil wie ein Bock und scheu wie ein Reh“ … Jeder , egal welcher Zugehörigkeit ist doch in Wahrheit eher ein… Bock!…oder? Sind wir heute wirklich schlauer, als uns die Geschichte gelehrt hat? Ich höre täglich und ohne zögern immer nur ein „ja“. Wir sind da sehr selbstbewußt geworden.
    Eines sei aber doch noch erwähnt: Mitnehmen können wir alle nichts!

  4. Meine lieben Freunde der Sonne, ein Hoch- bzw. Tiefpunkt vorauszusagen, das ist ungefähr so wie das Wetter der nächsten Wochen vorauszusagen.
    Mit anderen Worten : das bringt nix.

    Was man aber machen kann, ist, auf die Notenbanken zu achten, die Notenbanken haben unbegrenzt Geld,“ dont fight the FED“ und erst Recht nicht die EZB… :D

  5. Die blow-off Phase ist im vollen Gange – mal seh’n, wie lange.

  6. Gab es irgendwelche Nachrichten für die heutige Dax Rallye?

  7. Was mich a bisserl wundert, wieso denkt Ihr, der Markt, der muss doch fallen, jetzt ist Sommer usw ?
    Saisonal bedingt, mag ein Fall der Märkte durchaus gerechtfertigt sein, keine Frage .
    Wir haben aber in Sachen Crash ein klitzekleines Problem : das nennt sich : EZB… ;)

  8. Lieber Masud79,
    noch ist es eine Korrektur und keine Rallye. Der Abwärtstrend ist noch voll intakt.
    Also aufpassen.
    Bullish erst ab 12315 bis 12340 im Future. Schau dir die Volumina an. Die gehen noch nicht hoch. Im 4 Stunden Chart siehst du die Divergenz schön.
    Das heisst, dass die Grossen Raubfische schlafen. Was sich hier bewegt sind nur die kleinen Fische. Sobald ein Grosser aufwacht kann das gut und gerne den Kopf kosten – oder auch nicht wenn sich der Wind dreht. Das ist aber zum momentanen Zeitpunkt noch nicht absehbar.
    Viele Grüße und gute Trades
    Marcus

  9. Die Aktienmärkte befinden sich nach wie vor im Bullenmodus. Und wilden Bullen (vor allem jenen, die von den endlos tiefen Taschen der Zentralbanken angepeitscht werden) sollte man sich nicht in den Weg stellen. Das kann eine sehr schmerzhafte Lektion sein. Die Zeit der Bären wird irgendwann kommen, jedoch erst dann, wenn keiner damit rechnet und die skeptischen Stimmen verstummen. Bis es soweit ist, erwarte ich gelegentliche Konsolidierungsphasen, deren Minus nicht größer als 20% ausfallen sollte. Fällt eine stärker aus, ist Vorsicht angesagt.

  10. Richtig, die Aktienmärkte befinden sich im Bullenmodus, wir werden in den „Neutral-Modus“ umschalten, sollte sich die EZB nicht mehr in den Markt einmischen „müssen“ und das kann dauern… ;)
    Bis zum März 2018.

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