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Wie gut ETF zur Geldanlage geeignet sind

Geldmünzen und Scheine Beispielfoto - sind ETF eine gute Geldanlage?

Die Geldanlage in ETF erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Doch warum boomen gerade diese Anlageinstrumente so stark, und für wen sind sie geeignet?

Was ist ein ETF und wie funktioniert er?

Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund. Es handelt sich dabei um Investmentfonds, die einen vordefinierten Korb an Wertpapieren in Form eines Index nachbilden (Buch: Anlegen mit ETF: Geld bequem investieren mit ETF und Indexfonds – Handbuch für Einsteiger und Fortgeschrittene von Stiftung Warentest). Das kann zum Beispiel ein Aktienindex wie der deutsche Leitindex DAX sein. Aber auch andere Anlageklassen, wie z. B. Staatsanleihen, Devisen oder Rohstoffe werden in Form von Indexfonds angeboten. Die Laufzeit der Fonds ist grundsätzlich endlos, sofern der Anbieter den Fonds nicht irgendwann mangels Nachfrage vom Markt nimmt. In diesem Fall bekommen die investierten Anleger aber ihr Geld zurück.

Ein ETF wird nicht aktiv von einem Team aus Analysten und Fondsmanagern gemanagt. Daher nennt man diese Fonds auch passive Indexfonds. Die ETF werden fortlaufend an der Börse gehandelt und es werden ebenso wie bei Aktien permanent aktuelle Kurse gestellt. Jeder in Deutschland zugelassene ETF besitzt eine Wertpapierkennnummer (ISIN) und kann ganz normal über eine Bank, eine Sparkasse oder einen Wertpapierbroker an den deutschen Börsenplätzen ge- und wieder verkauft werden.

Wegen der einfachen Konstruktion der Indexfonds, der hohen Transparenz sowie der im Vergleich zu aktiv gemanagten Investmentfonds deutlich niedrigeren Gebühren ist die Nachfrage nach ETF in den letzten drei Jahrzehnten förmlich explodiert (Buch: Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden). Ein weiterer wichtiger Grund für diesen Boom ist das empirisch belegte Phänomen, dass die überwiegende Mehrheit der aktiven Fondsmanager es nicht schafft, den für sie relevanten Benchmark-Index (also z. B. den DAX) zu schlagen. Warum dann also nicht direkt und zu geringeren Kosten in den Index selbst investieren? Bei den passiven Fonds wird lediglich regelmäßig die Gewichtung der Einzeltitel an die Gewichtung des zugrunde liegenden Index (also z. B. den DAX) angepasst, um diesen in seiner Wertentwicklung so genau wie möglich abzubilden. Dies geschieht kostengünstig und vollautomatisch durch Computersysteme.

Wie viel Geld steckt aktuell in Indexfonds?

Zum Ultimo 2019 haben Anleger weltweit über 1,8 Billion US-Dollar in ETF angelegt. Allein in den USA, dem Geburtsland der Fonds, werden täglich über 560 Indexfonds gehandelt, mit einem Anlagevolumen von über 1,1 Billionen US-Dollar. Der weltweit größte ETF ist der Vanguard 500 Index Fund von The Vanguard Group mit einem verwalteten Volumen von 146,7 Mrd. US-Dollar. Der Finanzdienstleister aus Pennsylvania in den USA gehörte zu den ersten Anbietern dieser speziellen Fondsart. Erfunden wurden die Indexfonds im Jahr 1971 von dem amerikanischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger William Forsyth Sharpe sowie dem Investmentbanker William L. Fouse. Der große Durchbruch gelang dem speziellen Anlageinstrument aber erst im Jahr 1993 mit dem Listing des „Spider“ genannten ETF an der New York Stock Exchange (NYSE), der den US-Aktienindex S&P 500 nachbildet (Symbol: SPY).

Welche Arten von ETF gibt es?

Die Vielfalt bei den Exchange Traded Funds hat sich im Laufe der Zeit enorm erhöht. Der Fantasie vonseiten der Anbieter sind heutzutage kaum noch Grenzen gesetzt. Möchte man einen ETF mit Firmen aus einem speziellen Sektor, z. B. E-Commerce, auflegen, dann definiert man als Anbieter einen entsprechenden Index, der dem gewünschten Aktienkorb entspricht und fertig ist der ETF. Neben Aktienindizes kann man mittlerweile via ETF auch in bestimmte Regionen oder verschiedenste Anlageklassen, wie z. B. Aktien, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Rohstoffe, Immobilien (REITs), Devisen und Edelmetalle investieren. Oder man investiert gleich in die ganze Welt mit Indexfonds auf den MSCI World.

Darüber hinaus gibt es auch Exoten unter den Indexfonds, die mit einem Hebel auf die Kursentwicklung des zugrunde liegenden Index ausgestattet sind. Möchte man z. B. doppelt so stark an der Entwicklung eines Index wie dem DAX partizipieren, dann ist auch dies möglich. Das gilt übrigens auch für fallende Kurse mit Hilfe von Short-ETF. Sogar exotische Anlageklassen, wie die Volatilität, sind so mittlerweile auch für Privatanleger via ETF investierbar. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für Anleger ist jedoch, ob es sich um einen physisch gedeckten oder synthetischen ETF handelt. Warum ist das so wichtig? Bei einem physisch gedeckten Exchange Traded Fund werden die Aktien, z. B. aus dem DAX, gemäß ihrer Gewichtung im Index tatsächlich gekauft und in das Fondsportfolio gebucht. Das gleiche gilt bei Gold- und Silber-ETF, bei denen das Metall in Lagerhäuser eingeliefert und die Barrennummern in Listen veröffentlicht werden.

Demgegenüber stehen die sogenannten synthetischen Exchange Traded Funds, die den zugrunde liegenden Index oder Vermögenswert nur künstlich über Derivate abbilden (z. B. via Swaps). Genau die Anlageklasse also, die der Börsen-Guru Warren Edward Buffet einst am Beispiel der Credit-Default-Swaps im Zuge der US-Immobilienkrise als „Finanzielle Massenvernichtungswaffen“ bezeichnete.

Problematisch ist, dass über synthetische ETF ein Vielfaches der tatsächlich existierenden und oft illiquiden Aktien kleiner Unternehmen über Derivate gekauft werden. Durch die rasante Verbreitung der synthetischen Exchange Traded Funds ist das Arsenal dieser Massenvernichtungswaffen seit der Finanzkrise also nochmals gewachsen und niemand weiß, was im Fall eines erneuten Aktiencrashs á la 2008 passieren könnte. Damals kam das sogenannte Gegenparteirisiko zum Tragen. Fällt z. B. der Verkäufer eines SWAPS aus, ist die entsprechende Position im ETF wertlos und es kommt zu Verlusten für den Anleger. Allerdings darf gemäß der europäischen Fondsrichtlinien UCITS dieses Gegenparteirisiko einen Gesamtanteil am Fondsvermögen in Höhe von 10 Prozent nicht übersteigen. In der Praxis wird dieses Risiko meistens deutlich geringer gehalten.

Für Anleger sind physisch hinterlegte Indexfonds daher, wenn möglich, zu präferieren. Ob es sich um einen solchen handelt, erfahren Sie direkt beim Anbieter oder aus dem Emissionsprospekt des Indexfonds (verpflichtendes Infoblatt zum Fonds).

Was sind die Vorteile eines ETF?

Mittels Exchange Traded Funds können Privatanleger auch mit kleinen Summen eine extreme Streuung (Diversifikation) im Portfolio erreichen. Einer der Pioniere im ETF-Markt ist der amerikanische Anbieter State Street, der den ersten ETF entwickelte. State Street bietet beispielsweise einen Aktienindex-ETF an, der 600 kleinkapitalisierte Werte beinhaltet (SLY), und das zu einem Preis von aktuell nur 72,74 US-Dollar pro Anteil. Mit Indexfonds kann man sich also schon mit ein paar Hundert Euro ein breit diversifiziertes Portfolio zusammenstellen. (Buch: Wie finde ich die besten ETFs und Investmentfonds?: Alles über Arten, Auswahl, Streuung, Chancen, Rendite und Kosten)

Die Inhalte der ETF sind, anders als bei gemanagten Fonds, absolut transparent, da die Zusammensetzung des abgebildeten Aktienindex ja bekannt ist und von den Anbietern auch ausgewiesen wird. Diese Transparenz ist bei aktiv gemanagten Fonds nur selten der Fall. Oft werden hier nur die 10 größten Positionen in den Rechenschaftsberichten alle drei Monate ausgewiesen. Ein Fondsmanager oder gar ein ganzes Team an Managern und Analysten ist bei den Indexfonds nicht nötig – das spart viel Geld. Die laufenden Kosten liegen pro Jahr daher nur bei ca. 0,3 Prozent der Anlagesumme und damit im Schnitt nur ca. ein Viertel so hoch wie bei aktiv gemanagten Investmentfonds.

Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass die Exchange Traded Funds gemäß ihrem Namen börsengehandelt sind, also kein Ausgabeaufschlag wie bei klassischen Investmentfonds anfällt, sondern lediglich die Ordergebühren von Bank/Broker und Börse sowie eine überschaubare Spanne zwischen An- und Verkaufskurs (Spread). Zudem besteht die Möglichkeit, den Exchange Traded Fund so oft man will börsentäglich zu kaufen und zu verkaufen. Dies nutzen Spekulanten z. B. bei den gehebelten Varianten sehr intensiv. Mittels Volatilitäts-ETF kann man sein Portfolio gegen hohe Kursschwankungen absichern – dies war früher nur Profiinvestoren vorbehalten.

Für diese Profiinvestoren sind ETF aber oft die einzige Möglichkeit, in physische Edelmetalle zu investieren, z. B. via iShares Silver Trust ETF (SLV), da ihre Anlagerichtlinien kein Direktinvestment in physische Edelmetalle erlauben. Da Exchange Traded Funds aber offiziell Aktien sind, eröffnen Sie auch Profis völlig neue Anlagemöglichkeiten. Dies erkannte auch der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock und kaufte im Jahr 2009 den ehemals zur Barcleys Bank gehörende ETF-Anbieter iShares für 13,5 Mrd. US-Dollar.

Hier alle Vorteile der Exchange Traded Funds im Überblick:

– Präzise Nachbildung eines Index (kaum Tracking-Error)
– Hochliquide mit fortlaufendem Börsenhandel
– Günstige Kostenstruktur
– Hohe Transparenz der Fondsbestandteile
– Dividendenpartizipation bei Performance Indizes
– Breites Angebot an Anlagemöglichkeiten
– Aufbau physischer Edelmetallbestände mit geringen Lagerkosten

Einer der wichtigsten Vorteile gegenüber Index-Zertifikaten ist die Tatsache, dass es sich bei den Indexfonds um Sondervermögen handelt. Damit sind die Anlagegelder vor der Insolvenz des Anbieters oder der Depotbank geschützt (Anlagevermögen außerhalb der Insolvenzmasse). Bei Zertifikaten ist dies nur in Ausnahmefällen der Fall (bei besicherten Zertifikaten).

Wo liegen die Nachteile?

Durch den Siegeszug der Indexfonds, vor allem der synthetischen ETF, gibt es mittlerweile mehr solcher Fonds als Aktien. Darüber hinaus ballt sich ein großes Volumen an Geld in den Aktien, die am schwersten in den größen Aktienindizes der Welt gewichtet sind, wie Z. B. in Microsoft, Alphabet (Google), Apple oder Facebook (hier auch ein kritischer Kommentar von Dirk Schuhmanns). Solange die Preise steigen, ist dies kein Problem. Sollte es aber zu einem Crash kommen, dann trocknet die Liquidität in diesen Aktien sehr schnell aus, da es an willigen Käufern mangelt. Ziehen Anleger dann Geld aus den Indexfonds ab, müssen diese automatisch die hinterlegten Aktien verkaufen oder Derivatepositionen (SWAPS) auflösen. Die hohe Konzentration von enormen Mitteln in wenigen Werten kann dann zu extremen Kurseinbrüchen führen oder diese zusätzlich verstärken. Daher empfiehlt sich eine Anlagestrategie, bei der ETF auf verschiedene Anlageklassen gestreut werden, die sich zueinander relativ unabhängig verhalten. Ein solches ETF-Musterportfolio für Privatanleger mit Risiko-Rendite-Optimierung finden Sie hier.

Neben dem oben bereits erwähnten Gegenparteirisiko bei synthetischen ETF gibt es noch das Risiko der Wertpapierleihe. Diese ermöglicht es physischen ETF Zusatzerträge aus der Leigebühr zu erwirtschaften. Kann der Leiher eines Wertpapiers (Schuldner) seiner Verpflichtung, die Wertpapiere wieder zurückzugeben, nicht nachkommen, dann ist der Verleiher (Indexfonds) gezwungen, die vom Schuldner hinterlegten Sicherheiten zu veräußern und die ursprünglich ausgeliehenen Papiere am Markt zurückzukaufen. Dabei entstehen Zusatzkosten und Kursrisiken, die Verluste mit sich bringen können. Vor allem dann, wenn die hinterlegten Sicherheiten nicht werthaltig genug sind. Um diesem Risiko gerecht zu werden, fordern manche Anbieter von den Schuldnern eine Überbesicherung.

Was ist steuerlich zu beachten und gibt es Ausschüttungen?

Steuerlich werden ETF unterschiedlich behandelt. Für die große Mehrheit kommt für deutsche Privatanleger die Abgeltungsteuer zum Tragen. Für physisch gedeckte Gold-ETF jedoch nicht. Hier gibt es eine Ausnahmeregelung: Nach einer Haltedauer von 12 Monaten und einem Tag sind die Kursgewinne aus diesen speziellen Indexfonds steuerfrei. Ausschüttungen in Form von Zinsen und Dividenden kommen den Anlegern generell zu Gute. Bezieht sich der ETF auf einen Kursindex, so werden die Dividenden direkt an den ETF-Halter ausbezahlt und müssen sofort versteuert werden. Die Ausschüttungen werden vom aktuellen Anteilspreis abgezogen. Bei Fonds denen Performanceindizes zugrunde liegen werden die Ausschüttungen in den Index reinvestiert und machen sich in Form eines steigenden Anteilspreises bemerkbar.

Fazit und Ausblick

Die stark zunehmende Beliebtheit der passiven börsennotierten Indexfonds resultiert hauptsächlich aus ihrer Einfachheit, Transparenz, empirisch belegten Outperformance gegenüber den meisten aktiv gemanagten Fonds sowie dem signifikanten Kostenvorteil. Außerdem sind sie sehr gut für die Zusammenstellung breit gestreuter Portfolios mit nur geringem Budget geeignet. Kritisch zu sehen ist die starke Verbreitung der Indexfonds in Bezug auf die Konzentration großer Mengen Kapitals auf wenige, in den weltweiten Aktienindizes hoch gewichtete Werte. Ein weiteres Risiko stellt die die explodierende Zahl synthetischer ETF dar, die nur indirekt über derivative Finanzinstrumente an der Wertentwicklung realer Vermögenswerte partizipieren. Derivate waren bereits in der letzten Finanzkrise ein enormer Krisenverstärker. Vor allem Dank des parallelen Siegeszugs der sogenannten Robo Adviser, die passive Indexfonds präferieren, wird die Popularität der ETF im Zeitverlauf weiter stark zunehmen.



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1 Kommentar

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