Aktien

Woche der Entscheidung

Von Markus Fugmann

Vor uns liegt einer interessantesten und entscheidendsten Handelswochen der letzten Jahre!

Da ist zunächst einmal Griechenland: die Gläubiger haben inoffziell Athen klar gemacht, dass bis zu diesem Sonntag ein irgendwie gearteter Deal oder ein Vorab-Deal zustande kommen muß, wenn Griechenland die restlichen Gelder aus dem laufenden Hilfsprogramm erhalten will. Es wird also an den Märkten erhebliche Nervoität herrschen, je näher wir zum Wochenende kommen. Tsipras hat in einem Zeitungsartikel am Sonntag die Schuld an den stockenden Verhandlungen wieder einmal den Gläubigern zugeschrieben – das ist, was die Wahrscheinlichkeit eines Entgegenkommens der Gläubiger betrifft, nicht wirklich hilfreich. Nach wie vor scheint Athen der Auffassung zu sein, die Sache schon „hinzubiegen“. Wie Tsipras in einem TV-Interview gesagt hat, sei das ein Nervenspiel, wer die Nerven behalte, werde siegen. Aber Griechenland hat ein gravierendes Problem in diesem „Spiel“: es hat Zeitnot. Im Schach ist das ein bekanntes Phänomen – wessen Uhr abläuft, der neigt zu hektischen Zügen und könnte daher weitere Fehler machen. Je näher der Zeitpunkt kommt, an dem dann auch das wirklich letzte Ultumatum abgelaufen ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die griechische Regierung schwere Fehler begehen wird.

Aber es kommt in dieser Woche noch mehr: die EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz Draghis aus Europa, und entscheidende Konjunkturdaten aus den USA, startend mit dem heutigen ISM Index (Gewerbe). Am Mittwoch dann die ADP-Arbeitsmarktdaten, gewissermaßen die Vorausschau auf die „großen“ Arbeitsmarktdaten am Freitag, die non-farm payrolls. Dabei sind die Märkte in einer schwierigen Ausgangsposition: schwache Daten verschieben zwar die Zinsanhebungsperspektiven weiter nach hinten, verstärken aber die Konjunktur-Sorgen. In der letzten Woche haben wir bereits nach schwachen US-Daten gesehen, dass bad news auch bad news sein können. Fallen die US-Konjunkturdaten hingegen besser aus, dürfte die Fed wirklich bereits in 2015 ernst machen mit der ersten Zinsanhebung. Und das wäre dann eine schlechte Nachricht für die Aktienindizes.

Am Freitag dann noch das OPEC-Treffen – bei der letzten OPEC-Sitzung verlor Öl 10%! Das ist zwar diesmal nicht zu erwarten, aber wenn sich die Tendenz der OPEC bestätigt, die Produktion eher auszuweiten als zu drosseln (was wahrscheinlich ist) um die amerikanische Shale-Industrie in die Knie zu zwingen, dürfte es auch am Ölmarkt wieder rund gehen.

In der Summe: nichts für schwache Nerven, aber gut für Trader. Ob die Aktienmärkte nach oben oder unten gehen, ist nach wie vor nicht klar (wenngleich die Wahrscheinlichkeit für tiefere Kurse aus charttechnischer Perspektive wahrscheinlicher ist) – aber klar ist, dass Volatilität und Nervosität diese entscheidende Woche prägen werden!



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