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Thema Zinssenkungen spaltet EZB-Rat Zinsen: EZB-Ratsmitglied bringt offen März-Zinssenkung ins Spiel

Zinsen: EZB-Rat Scicluna bringt offen März-Zinssenkung ins Spiel
EZB Frankfurt. Foto: Frimufilms-Freepik.com

Die Misskommunikaiton der EZB-Mitglieder nimmt kein Ende. Während das eine Lager bestehend aus EZB-Präsidentin Lagarde und den Ratsmitgliedern Nagel und Schnabel vor einer verfrühten Senkung der Zinsen warnen, pocht eine andere Gruppe auf eine schnelle Zinswende. Dazu gehören vor allem die Südländer, wie das italienische Ratsmitglied Penetta und Maltas EZB-Rat Scicluna. Maltas Notenbankchef sagte, dass die Europäische Zentralbank anerkennen sollte, dass die Inflation zurückgeht und bereits im März eine Senkung der Zinsen in Betracht zieht.

Der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau hat sich in dieser Woche ebenfalls dafür ausgesprochen, mit der Senkung der Zinsen nicht zu lange zu warten. Seiner Meinung nach sei das Risiko, zu spät zu handeln, „mindestens“ genauso groß wie das Risiko, zu früh zu handeln. Damit widersprach er postwendend den jüngsten Aussagen von Lagarde und Nagel.

EZB-Chefin äußert sich zurückhaltend

Wie Bloomberg berichtet, äußerte sich die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, in dieser Woche zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen, da die Löhne und Gehälter zu einem immer wichtigeren Faktor für die Inflation würden.

„Das Letzte, was ich möchte, ist, dass wir eine voreilige Entscheidung treffen, um die Inflation wieder ansteigen zu sehen und weitere Maßnahmen ergreifen zu müssen“, sagte Lagarde am Donnerstag bei einer Anhörung im Europäischen Parlament. In dieselbe Kerbe schlug auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel, der vor wenigen Tagen vor einer verfrühten Senkung der Zinsen warnte.

Maltas Notenbankchef pocht auf eine schnelle Zinswende

Maltas Notenbankchef Edward Scicluna stellt sich gegen die abwartende Haltung vieler seiner Kollegen im EZB-Rat. Die Europäische Zentralbank sollte anerkennen, dass die Inflation zurückgeht, keine Ausreden mehr suchen und bereits im März eine Senkung der Zinsen in Betracht ziehen.

Scicluna drängte im Bloomberg-Interview die anderen Währungshüter, die jüngsten Preistrends objektiv zu bewerten und den “Würgegriff” für die Wirtschaft zumindest ein wenig zu lockern. Die Quartalsprognosen des EZB-Stabs, die für die Sitzung im nächsten Monat aktualisiert werden, könnten dazu beitragen, den Umschwung in der Geldpolitik zu untermauern.

Zinssenkung im März

“Im März könnte es so weit sein, nach allem was ich weiß”, sagte Scicluna, der sich nur selten öffentlich äußert. Er ist das erste EZB-Ratsmitglied, das eine so baldige Zinssenkung explizit ins Spiel bringt. “Wir werden sehen, wie viele der Meinung sind, dass es nicht nötig ist, bis Juni zu warten.”

Der Inflationsrückgang in die Nähe des 2%-Ziels hat die Währungshüter darüber ins Grübeln gebracht, wann sie mit der Rücknahme der Zinserhöhungen beginnen sollen, die sie zur Eindämmung des Preisschubs vorgenommen haben.

Dabei dreht sich die Debatte hauptsächlich um eine Entscheidung zwischen den Terminen April oder Juni. Eine Mehrheit im EZB-Rat tendiert dabei zum späteren Zeitpunkt, zu dem mehr Klarheit zur Inflationsdynamik herrschen dürfte, da bis dahin neue Hinweise zur Entwicklung der Löhne vorliegen.

Senkung der Zinsen eher im April oder Juni

Eine Lockerung schon im März wird bislang nur von einem einzigen der Ökonomen erwartet, die Bloomberg befragt hat. Auch Händler sehen kaum Chancen für einen so baldigen Zinsschnitt, nachdem EZB-Präsidentin Christine Lagarde erst am Donnerstag vor übereiltem Handeln gewarnt hat.

Die Anleger sind inzwischen auf den Juni eingestellt. Die Wetten am Geldmarkt deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung der Geldpolitik im April nur noch bei 50% gesehen wird. Vor einem Monat galt ein Start der Zinssenkungen im April dem Markt noch als ausgemachte Sache. Scicluna warnte davor, das zu ignorieren.

“Wenn wir dem widersprechen, würde ich sagen, seien wir vorsichtig”, sagte er. “Es könnte sein, dass wir bestimmte Dinge nicht sehen.”

Inflation nimmt ab

Wie für die Händler steht für Maltas Notenbankchef der Umstand im Fokus, dass die Inflation abnimmt. Die Ängste vor einer Rückkehr der Teuerung kann er nur schwer nachvollziehen.

Lagarde bremst - EZB-Ratsmitglied für Senkung der Zinsen im März wegen Inflation
Inflation in der Eurozone kühlt sich deutlich ab

“Ja, es könnte holprig werden”, doch “man sollte die Zeichen der Zeit erkennen und objektiv zugeben, dass der Trend nach unten geht”, führte Scicluna aus. “Wenn Sie unbedingt ein Argument gegen eine Zinssenkung haben wollen, werden Sie immer eins finden”, fügte er hinzu und verwies auf die Spannungen im Nahen Osten als Beispiel. “Ich glaube nicht, dass sich dies auf die Wirtschaft auswirken wird”, so Scicluna.

Die Falken im EZB-Rat befürchten, dass Nachholeffekte bei den Löhnen im Nachgang der Teuerung die Inflation wieder anfachen könnten. Detailliertere Zahlen zur Lohnentwicklung werden im Juni vorliegen, sodass dann diesbezüglich eine fundiertere Entscheidung getroffen werden kann.

Scicluna ist in dieser Hinsicht weniger besorgt. “Sehen wir der Realität ins Auge — natürlich gibt es überall Risiken”, räumte er ein. “Aber wenn man die Dinge umfassend betrachtet, sieht man: Die Preise fallen.”

Scicluna sieht die Konjunktur auf dem Weg zu einer sanften Landung, nachdem sie in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt ist. Diese Sicht entspricht auch der Einschätzung der Europäischen Kommission, die am Donnerstag ihre neuen Konjunkturprognosen vorgelegt hat.

Scicluna sieht Spielraum für eine weniger restriktive Geldpolitik. “In einer Zeit, in der die Nachfrage sinkt, kann man meiner Meinung nach ein wenig den Fuß von der Bremse nehmen”, sagte Scicluna.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Hallo zusammen,
    mal eine wüste Verschwörungstheorie über die Märkte.
    Der US Dollar wurde in enormen Mengen über den Planeten verteilt. Weltleitwährung.
    Der US Dollar hat massiv abgewertet und Kaufkraft geht stetig verloren.
    Der US Dollar als werthaltiges Speichermedium und Tauschmittel für Werthaltige Aussetz fällt stetig.
    Die Binnenverschuldung der USA zum Beispiel beträgt ca 34.000 Milliarden, was 1000 Milliarden Zinslast p.A. verursacht. Die Gesamtverschuldung der Länder, Bürger und Unternehmen ca. 100.000 Milliarden. Die Rendite der 10 Jahre US-Bonds aktuell bei ca. 4,3 %. Der Druck steigt stetig.
    Wie kann diese Entwicklung verlangsamt oder gestoppt werden, die Währung stabilisiert und aufgewertet werden?
    Kann es sein , dass aktuell verssucht wird die Märkte massiv zu treiben und zu manipulieren?
    Die hohe Rendite saugt Kapital in den US-Dollar. Die Währung tendiert Richtung werthaltiger. Alles Assets auf US-Dollar Bassi erscheint dadurch wertvoller.
    Die Märkte sehen an einigen Stellen überbordende Entwicklungen, vor allem jene die durch die USA Wirtschaft direkt kontrolliert werden. Die Werte für bestimmte US Unternehmen blasen sich derart massiv auf, das deren Gewichtung, im Weltweiten Vergleich, irreal erscheint. Ebenso der Bitcoin, jetzt mit den ETF´s, als pseudo Fluchtwährung.
    Wie viel Geld wird vom Tappet abgeräumt wenn die Blase schlagartig platzt. Ein ganz großer Player am Markt beschließt unangemeldet auszusteigen und die Algorithmen der Maschinen, die den Markt beherrschen, steigen auch aus. Der Dominoeffekt reißt dann alles in die Tiefe, vielleicht 50%. Um und bei so 15.000 Milliarden. „Amerika first“ heißt es doch immer.
    Wer sind dann die Opfer und wem nützt das am Ende des Tages? Wo entstehen einkalkulierte Kollateralschäden? Herrscht bereits Weltkrieg 2.0 an den Finanzmärkten um die wirtschaftliche Vorherrschaft? Ist es das größte jemals gesehene „Ponzi-System“, der Chiken run 2024.
    Aber keine Panik, bleibt achtsam, gell.
    Grüße, Gerald Wölz, den16.02.2024

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