Eine Ära endet: mit weltweit steigenden Zinsen gibt es praktisch keine Anleihen mehr mit Negativzinsen – damit endet auch das berühmte Mantra TINA (there is no alternative – gemeint ist die Alternativlosigkeit zu Aktien). Damit kostet die Neuverschuldung von Staaten wieder Geld – nachdem paradoxerweise Staaten wie Deutschland sogar Einnahmen verbuchten, indem sie Anleihen emittierten. Alleine in diesem Jahr wird Deutschland neue Schulden im Volumen von 539 Milliarden Euro aufnehmen – mit entsprechenden Kosten.
TINA und Negativzinsen sind vorbei – überall gibt es wieder Zinsen
Der weltweite Bestand an Anleihien mit Negativzinsen ist verschwunden, da nun auch japanische Anleihen keine negativen Renditen mehr aufweisen – wie Bloomberg berichtet.
Der weltweite Bestand an Anleihen, bei denen die Anleger eine Rendite von unter Null erhielten, erreichte laut Bloombergs Global Aggregate Index Ende 2020 einen Höchststand von 18,4 Billionen Dollar, als die Zentralbanken weltweit die Zinsen bei oder unter Null hielten und Anleihen kauften, um die Renditen zu drücken. Japans Renditen waren die letzten, die den Club der Negativzinsen verließen, weil die japanische Notenbank dort so lange an ihrer ultralockeren Geldpolitik festgehalten hatte – die sie schon vor der Pandemie eingeführt hatte.
Anleger setzen nun darauf, dass die Bank of Japan – die letzte Notenbank mit ulralockerer Geldpolitik der Welt – sich auf eine Normalisierung zubewegt. Die Europäische Zentralbank stieg im Juli aus ihrer Negativzinspolitik aus, gefolgt von ihren Pendants in der Schweiz und Dänemark im September. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins im vergangenen Jahr um 4,25 Prozentpunkte angehoben, so schnell viel wie seit dem Jahr 1973 nicht mehr.
Die Zahl der Anleihen mit Negativzinsen schrumpfte auf Null
„Die Tatsache, dass japanische Anleihen endlich den negativen Bereich verlassen haben, unterstreicht, wie wichtig die Entwicklungen der BOJ für die globalen Anleihemärkte im Laufe dieses Jahres sein werden“, sagte Prashant Newnaha, ein Zinsstratege bei TD Securities Inc. in Singapur.
Die Renditen über die gesamte Kurve hinweg sind in Japan sprunghaft angestiegen, nachdem die BOJ die Märkte am 20. Dezember überrascht hatte, als sie die Renditeobergrenze für 10-jährige Benchmark-Anleihen auf 0,5% verdoppelte. Die Änderung hat zu weiteren Wetten geführt, dass die BOJ ihre Politik bei einer anziehenden Inflation weiter anpassen muß. Dadurch sind die Kreditkosten für die japanische Regierung in die Höhe geschossen.
Japans Kreditkosten verdoppeln sich
Eine japanische Staatsanleihe, die im März 2024 fällig wird, war das letzte Wertpapier im Bloomberg-Index, der festverzinsliche Anleihen mit einer Laufzeit von mindestens einem Jahr abbildet, und ihre Rendite kletterte am Mittwoch auf null. Die Zahl der Anleihen im Index hatte im Dezember 2020 mit mehr als 4000 ihren Höhepunkt erreicht.
Am Tag vor der BOJ-Sitzung sank die Anzahl der Anleihen auf nur noch 46 – und war am 30. Dezember auf diesen einzigen Titel gefallen.
Der Bestand an Schuldtiteln mit negativer Verzinsung ist im vergangenen Jahr zusammengebrochen, als die Händler darauf warteten, dass die EZB ihren Straffungszyklus einleitet. Im Laufe des Jahres 2022 stieg die deutsche zweijährige Rendite von etwa minus 0,6 % auf 2,8 % – ein Rekordanstieg seit den bis 1991 zurückreichenden Daten.
FMW/Bloomberg
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Ich habe so den Eindruck, dass es in der Öffentlichkeit überhaupt nicht ankommt, dass für 2023 die Verschuldung höher ist, als der gesamte Bundeshaushalt, der auch schon zum Teil aus Schulden besteht.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
Oh weh Helmut! Nur weil die Öffentlichkeit nicht wie du andauernd aufgescheucht und nervös herumgackert, heißt das nicht, dass nichts ankommt.
Abgesehen davon das immer von „Zinsen“ gesprochen wird wenn Umlaufrenditen gemeint sind (was nicht dasselbe ist) ist das Vorzeichen dabei eh völlig irrelevant. Denn von Interesse sind lediglich die realen Zinsen. Und die sind weiterhin deutlich negativ. Sprich die Anlagevermögen verringern sich real weiterhin.
Und für die Staatsschulden ist der Zins eh unerheblich so lange die Finanzierung weiterhin über die Notenbanken läuft. Den die Staaten zahlen die Zinsen als Eigentümer der Notenbanken eh nur an sich selbst.