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Abseits der Headlines: EZB lockert auch Kapitalanforderungen für Banken

Banken in Frankfurt - EZB lockert Kapitalanforderungen

Die Aufsicht der großen systemrelevanten Banken in der Eurozone unterliegt der EZB. Was diese Bankenaufseher (EBA) zu vermelden haben, wird (warum auch immer?) nicht auf der EZB-Webseite veröffentlicht, sondern auf einer eigenen Webseite – obwohl die Veranstaltung im selben Hause abläuft. Aber wie auch immer. Heute hat die EZB die Zinsen unverändert gelassen, dafür aber die Banken mit weiterer Liquidität geflutet – und für die Banken eine „heimliche Zinssenkung“ eingebaut (siehe hier). Aber neben der offiziellen EZB-Verkündung und der PK von Madame Lagarde haben die Bankenaufseher der EZB heute auch eine eigenständige Information publiziert, die in den letzten Stunden praktisch gar nicht von der medialen Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wurde.

Zum einen geht es heute bei der EBA um die Kapitalpuffer, welche die Banken eigentlich zusätzlich erfüllen sollen, was die Bücher stabiler machen soll bei Kreditausfällen. Aber in dieser Krise, da kann man ja diese Puffer einfach etwas großzügiger auslegen? Nach dem Motto verfährt die EBA aktuell. Denn man erlaubt den Banken jetzt unterhalb der Limits verschiedener Kapitalpuffer zu agieren. Also muss man weniger Kapital vorhalten. Das entlastet natürlich. Auch erlaubt man den Banken jetzt teilweise Kapitalinstrumente zu verwenden, die nicht als Common Equity Tier 1 (CET1) Kapital qualifiziert sind, um bestimmte Anforderungen zu erfüllen. Damit werde eine Maßnahme vorgezogen, die ursprünglich im Januar 2021 im Rahmen der letzten Überarbeitung der Eigenkapitalrichtlinie in Kraft treten sollte, so die EBA.

Im Klartext: Neben der heutigen Liquiditätsspritze und einen heimlichen Zinssenkung exklusiv für die Banken, lockert die Bankenaufsicht der EZB auch die Kapitalanforderungen an die Banken. All das tut man, damit die Banken besser durch die aktuelle Krise kommen und weiter fleißig Kredite herausreichen können. Die genannten Maßnahmen bieten den Banken laut EBA eine erhebliche Kapitalentlastung zur Unterstützung der Wirtschaft. Von den Banken werde erwartet, dass sie die positiven Auswirkungen dieser Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft nutzen und nicht zur Erhöhung der Dividendenausschüttungen oder der variablen Vergütung, so die EBA.

Hier nochmal der Hinweis auf unseren jüngsten Artikel über das Szenario von Markus Krall, und ob es sich durch die aktuellen Ereignisse beschleunigt. Die Banken sollen mehr Kredite vergeben, die Zinsen sinken weiter, schwächere Eigenkapitalvorgaben etc. Das alles passt in sein Szenario (siehe hier).

Hier die EBA auszugsweite im Wortlaut:

Capital and liquidity buffers have been designed with a view to allowing banks to withstand stressed situations like the current one. The European banking sector has built up a significant amount of these buffers. The ECB will allow banks to operate temporarily below the level of capital defined by the Pillar 2 Guidance (P2G), the capital conservation buffer (CCB) and the liquidity coverage ratio (LCR). The ECB considers that these temporary measures will be enhanced by the appropriate relaxation of the countercyclical capital buffer (CCyB) by the national macroprudential authorities.

Banks will also be allowed to partially use capital instruments that do not qualify as Common Equity Tier 1 (CET1) capital, for example Additional Tier 1 or Tier 2 instruments, to meet the Pillar 2 Requirements (P2R). This brings forward a measure that was initially scheduled to come into effect in January 2021, as part of the latest revision of the Capital Requirements Directive (CRD V).

The above measures provide significant capital relief to banks in support of the economy. Banks are expected to use the positive effects coming from these measures to support the economy and not to increase dividend distributions or variable remuneration.

In addition, the ECB is discussing with banks individual measures, such as adjusting timetables, processes and deadlines. For example, the ECB will consider rescheduling on-site inspections and extending deadlines for the implementation of remediation actions stemming from recent on-site inspections and internal model investigations, while ensuring the overall prudential soundness of the supervised banks. In this context, the ECB Guidance to banks on non-performing loans also provides supervisors with sufficient flexibility to adjust to bank-specific circumstances. Extending deadlines for certain non-critical supervisory measures and data requests will also be considered. In the light of the operational pressure on banks, the ECB supports the decision by the European Banking Authority to postpone the 2020 EBA EU-wide stress test and will extend the postponement to all banks subject to the 2020 stress test.



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