Wer hat Recht bei der Beurteilung der Inflation: Aktien oder Anleihen? Während die Aktienmärkte letzlich davon ausgehen, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen bald senken wird, sind sich die Anleihemärkte da weniger sicher. Es ist läuft also eien Art gigantische Wette zwischen Aktien und Anleihen. Wenn die Anleihen bei der Einschätzung der Inflation und der Reakton der Notenbanken darauf Recht behalten sollte, dann dürften Aktien 20% fallen, sagen nun Analysten von JP Morgan.
Aktien fallen 20%, wenn Anleihen bei Einschätzung der Inflation richtig liegen sollten
Die zunehmende Kluft zwischen Aktien und Anleihen deutet auf ein Abwärtsrisiko von 20% für Aktien hin – wenn sich herausstellt, dass die Anleihen die Inflation richtig einpreisen, so ein Modell der Analysten von JPMorgan Chase & Co. Darüber berichtet Bloomberg.
„Die Anleihemärkte preisen immer noch eine anhaltende Periode erhöhter makroökonomischer Unsicherheit ein, auch wenn es in den letzten drei Monaten einen leichten Rückgang gegeben hat“, schrieben die Strategen Nikolaos Panigirtzoglou und Mika Inkinen in einer Notiz. „Im Gegensatz dazu scheinen Aktien „für Perfektion gepreist“ zu sein: „der S&P 500 liegt jetzt über einer Fair-Value-Schätzung, wenn man den Anstieg der makroökonomischen Volatilität seit der Pandemie berücksichtigt.“
Die Ansicht von JPMorgan verdeutlicht, wie sehr die Anleger in den verschiedenen Anlageklassen damit zu kämpfen haben, die Marktlandschaft seit der Pandemie zu verstehen. Die Divergenz zwischen Aktien und Anleihen wurde in dieser Woche besonders deutlich, nachdem der US-Leitindex S&P 500 seit gestern offziell in einem neuen Bullenmarkt ist. Aber die Wetten auf eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank im Juli haben sich verfestigt – nachdem die Zentralbanken in Australien und Kanada die Märkte mit überraschenen Zinsanhebungen auf dem falschen Fuß erwischt hatten.
Auch am Devisenmarkt wurden die Anleger überrumpelt: der Dollar bleibt stark, entgegen der Erwartung, dass der Greenback an Schwung verlieren wird, wenn der Straffungszyklus der Fed seinen Höhepunkt erreicht hat. So legte der Dollar-Index im Mai um 1,6% zu und verzeichnete damit den stärksten Anstieg im gleichen Zeitraum seit dem Jahr 2018.
China wiederum hat die Hoffnungen der Märkte enttäuscht – die Erholung der chinesischen Wirtschaft verliert immer mehr an Fahrt. Gleichzeitig sind chinesischen Aktien nach dem Ende der Pandemie-Beschränkungen nicht zu einem Wachstumsmotor in Asien geworden, sondern sind in einen Bärenmarkt eingetreten.
In der Zwischenzeit sind die Anleiherenditen aufgrund der Aussicht auf eine baldige Zinspause der US-Notenbank in einer relativen Schwankungsbreite geblieben – aber nach Ansicht der JP Morgan-Analysten ist mit weiterer Volatilität zu rechnen, wenn es zu Schwankungen bei der Inflation kommen sollte: „Wenn die Anleihemärkte den Anstieg der Inflation seit Anfang 2021 richtig einschätzen, könnten die realen 10-jährigen US-Schatzanleihenrenditen um rund 70 Basispunkte sinken“, schreiben sie.
JPMorgan sagte auch, dass Aktien des Euroraums bislang nur ein geringes Rezessionsrisiko einpreisen würden, wobei ihr Modell eine implizite Rezessionswahrscheinlichkeit von nur etwa 9% zeigt – trotz der Tatsache, dass die Eurozone inzwischen offiziell in einer Rezession ist.
FMW/Bloomberg
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Nicht realistisch, weil Aktien dann historisch gesehen immer noch viel zu teuer sind. Aktuell liegt das KGV an der Wallstreet bei knapp26! Zur Mean Reversion müssen es dann schon 35% sein….
@Mark Müller: Die Anleihenrendite ermittelt sich über den Wert der Anleihe (variabel) und dem Koupon (Zins , fest). Zurzeit sind das etwa 3.8% Rendite für 10jährige US Staatsanleihen. Wenn die Zinsen fallen, steigt der Wert, weil der Koupon ja fest bleiben muss. Kauft jemand zu dem neuen Wert bei festem Koupon, sinkt die Rendite. Der heutige Käufer behält seine reale Rendite natürlich. (Vorsicht: Ich bin kein Finanzexperte). JPM meint indirekt: Wenn Anleihen, dann jetzt.
Warum genau, sollten die Anleiherenditen um 70 Basispunkte fallen? Kann mir jemand den Zusammenhang erklären? Dankeschön!