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Starinvestor auf Schnäppchenjagd Buffett: Darum setzt Berkshire auf die verpönten fossilen Energien

Während die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen hin zur alternativen Energie weltweit an Schwung gewinnt, verstärkt Warren Buffett die Wetten auf fossile Brennstoffe. Seiner Meinung nach führt ein globaler ESG-Vorstoß zu Schnäppchen. Damit bleibt die Anlegerikone und der Lenker von Berkshire Hathaway seinen Prinzipien treu. Anstatt auf den KI-Hype aufzuspringen, setzt er auf altbewährtes, wie Öl- und Gas-Aktien.

Schon vor rund drei Jahren, als die Covid-Pandemie ausgebrochen war, investierte Warren Buffett in fossile Brennstoffe. Die milliardenschweren Käufe von Öl- und Gasinvestitionen zu Beginn der Pandemie zahlten sich schließlich aus, als der Sektor im Jahr 2022 Rekordgewinne erzielte. Doch anstatt sich in diesem Jahr mit einem riesigen Gewinn zu trennen, will das Orakel von Omaha noch mehr.

Rückgang der Rohstoffpreise: Buffett greift zu

Wie Bloomberg berichtet, nutzt Berkshire Hathaway den diesjährigen Rückgang der Rohstoffpreise, um sich mit einigen von Buffetts bevorzugten Öl- und Gasinvestitionen einzudecken, was zeigt, dass der berühmteste Investor der Geschichte in einem Sektor, der aufgrund seiner Unbeständigkeit und seiner Auswirkungen auf das Klima lange Zeit verpönt war, eine Chance sieht.

Anfang dieses Monats stimmte Berkshire zu, 3,3 Milliarden Dollar für die Aufstockung seiner Beteiligung an einem Flüssiggas-Exportterminal in Maryland auszugeben. In diesem Jahr hat das von Buffett geleitete Konglomerat auch seine Beteiligung an Occidental Petroleum um 15 % erhöht und weitere Aktien von fünf japanischen Rohstoffhändlern gekauft. In der Zwischenzeit setzt sich die Energieabteilung von Berkshire für einen Gesetzentwurf ein, der vorsieht, dass Texas mindestens 10 Milliarden Dollar für erdgasbefeuerte Kraftwerke ausgibt, um sein Stromnetz zu stärken.

Auf der einen Seite ist es eine klassische Schnäppchenjagd von Buffett und dem stellvertretenden Berkshire-Vorsitzenden Charlie Munger. Anhaltende Bedenken über Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) des Sektors, schlechte Renditen vor der Pandemie und das Risiko einer sinkenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den kommenden Jahrzehnten haben viele Anleger von der Branche abgeschreckt. Laut den von Bloomberg zusammengestellten Daten wird der Energiesektor mit dem niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis aller Sektoren im S&P 500 Index gehandelt. Allerdings erzielt der Sektor den höchsten Cashflow pro Aktie.

Buffett: Berkshire Hathaway setzt auf den Energiesektor - Öl- und Gas-Aktien
Energiesektor: Der große Bewertungsabschlag bei Öl-Aktien

Buffett sieht die Chancen

„Die Leute übersehen die wirtschaftlichen Aspekte, die Buffett und Munger im Auge haben“, sagte Cole Smead, CEO von Smead Capital Management, das 5,4 Milliarden Dollar verwaltet, einschließlich Berkshire- und Occidental-Aktien. „Die Kapitalrenditen in den Bereichen Kohle, Öl und Gas sind im Vergleich zu anderen Sektoren unschlagbar. Und seit dem ESG-Vorstoß kann man sie billiger kaufen, als zuvor“.

Buffetts Wette auf fossile Brennstoffe ist jedoch nicht risikofrei. Berkshire ist zwar nach wie vor der drittgrößte Aktionär der Chevron, hat aber seinen Anteil im ersten Quartal um etwa 21 % reduziert. Occidental, Cove Point LNG und die japanischen Handelsriesen verfügen alle über einzigartige Vermögenswerte, die eine Schlüsselrolle bei der Energieversorgung der Welt spielen werden, ganz gleich, welchen Weg die Energiewende einschlägt, wenn sie denn überhaupt stattfindet.

Öl-Investments haben auch ihre Tücken

Selbst Berkshires scheinbar unkomplizierte Investitionen in Öl haben ihre Tücken. Buffett investierte 10 Milliarden Dollar, um Occidental dabei zu helfen, Chevron in einem Bieterkrieg um Anadarko Petroleum im Jahr 2019 zu schlagen. Erst in letzter Minute gelang die Übernahme. Das Unternehmen besitzt nun ein Gebiet von der Größe Jamaikas im größten und kostengünstigsten Schieferölfeld der Welt.

Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung betonte Buffett, wie sehr sich Schieferöl von den konventionellen Erdölquellen in Russland und im Nahen Osten unterscheidet. Schiefer-Bohrungen, die den Großteil der US-Produktion ausmachen, können schnell in Betrieb genommen werden und haben eine kurze Lebensdauer, so dass die Betreiber flexibler auf die Ölnachfrage und die Preise reagieren können.

„In den Vereinigten Staaten können wir uns glücklich schätzen, dass wir in der Lage sind, die Art von Öl zu fördern, die wir aus Schiefergestein haben. Allerdings ist es keine langfristige Quelle, wie man vielleicht denken mag“, sagte Buffett und bezeichnete es als „kurzlebiges Öl“.

Der Star-Investor sagte auch, dass „beide Extreme“ in der Klimadebatte in ihren Argumenten „lächerlich“ geworden seien. „Wir werden rationale Entscheidungen treffen“, sagte er. „Wir denken nicht, dass es unamerikanisch ist, Öl zu fördern.“

Fossile Brennstoffe: Berkshire und Buffett setzen auf Energie-Aktien
Berkshire Hathaway’s Energie-Gewinne

Berkshire Hathaway Energy

Die Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway Energy, die zu 92 % im Besitz von Berkshire ist, setzt seit Jahren erfolgreich auf Unternehmen aus dem Energiesektor, wie zum Beispiel Versorgungsunternehmen und Stromerzeugungsanlagen. Die Erträge der Sparte, die von Buffetts designiertem Nachfolger Greg Abel geleitet wird, erreichten im Jahr 2022 ein Rekordhoch von 3,9 Milliarden Dollar und haben sich damit innerhalb von fünf Jahren fast verdoppelt. Berkshire wird seine Ergebnisse für das zweite Quartal am 5. August vorlegen.

Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass der weltweite Durst nach Energie – sowohl nach fossilen als auch nach erneuerbaren Brennstoffen – unstillbar ist, selbst wenn sich die Klimakrise beschleunigt. Sowohl die Temperaturen als auch die Ölnachfrage erreichen in diesem Jahr Rekordwerte und werden für den Rest des Jahrzehnts weiter ansteigen. Umweltbedenken mögen andere dazu veranlasst haben, den Energiebereich zu meiden, gleichzeitig haben sie aber sie die Tür für Warren Buffett offen gelassen, so Smead.

Ich liebe ESG“, weil es dazu beiträgt, dass Öl- und Gas-Aktien billig bleiben“, so Smead. „Ich bin sicher, dass Buffett und Munger ESG ebenfalls lieben.

FMW/Bloomberg

Buffett: Darum setzt Berkshire auf die verpönten fossilen Energien
Warren Buffett, Fotograf: Alex Wong/Getty Images/Bloomberg


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4 Kommentare

  1. Petrobras KGV <4 , Hohe Ausschüttungsquote, keine Übergewinnsteuer, Teil der BRICS Währung eventuell?

  2. Die aktuelle Ausgangslage für die Ölindustrie stimmt mich optimistisch. Investoren investieren weiterhin in die Branche. Dem Bericht kann man dabei entnehmen, daß die genannten Investoren wegen der Schieferölindustrie die US-Texas-Ölindustrie und die Öl-Allianz OPEC+ als zwei Seiten einer Medaille ansehen. Es sollte daher wieder zu einem Zusammenspiel zwischen ExxonMobil und Rosneft kommen.

    1. Und der Berliner Senat/Koalition unter der Leitung des Regierender Bürgermeister Kai Wegner und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey verpulvern Haushaltsgelder ohne Rücksichtnahme auf die Schuldengrenze für eine verfehlte Energiepolitik.

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