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Deutschland wird in der Krise mit Geld überhäuft – und Sie bezahlen!

Deutschland emittiert eine neue Anleihe mit erstmals 15-jähriger Laufzeit. 7,5 Milliarden Euro will Deutschland als Kredit aufnehmen und bekommt mehr als 35 Milliarden Euro angeboten. Am Ende sind Kreditgeber bereit, Geld für 15 Jahre zu verleihen und dafür sogar noch 0,3% Zinsen pro Jahr zu zahlen. Deutschland ist damit abermals Gewinner der Krise! (hier der aktuelle Video-Kommentar von Markus Fugmann über „Coronakrise und den neuen Handelskrieg“) Doch die Rechnung bezahlen wahrscheinlich Sie! Schon von der Eurokrise profitierte Deutschland und seine Bundesregierungen überproportional. Da die Anleihen einiger Euro-Staaten nicht mehr als sicher galten, die von Deutschland hingegen als sehr sicher, wurden Anleihen zum Beispiel Italiens verkauft und dafür Anleihen Deutschlands gekauft. Damit gingen automatisch die Zinsen für Italien nach oben und die für Deutschland nach unten. Das führte soweit, dass sich Deutschland inzwischen nicht nur gratis verschulden kann, sondern sogar noch Zinsen dafür bekommt, Schulden aufzunehmen. Selbst 30-jährige Laufzeiten gehen inzwischen mit Nullkoupon über den Tisch, bringen also gar keine Zinsen. Wer diese Anleihen kauft, weiß ganz genau, dass er 30 Jahre lang keinen Cent verdient und in 30 Jahren höchstens seinen Kaufpreis zurückbekommt.

Die große Krise – der Anleihemarkt ist eine riesige Wette auf weiter fallende Zinsen

Sinn machen solche Geschäfte nur noch, wenn man annimmt, dass die Zinsen auch künftig weiter fallen werden. Denn dadurch steigen die Preise für bereits emittierte Anleihen automatisch. Es ist eine riskante Wette, die den Grundstein für die kommende Krise legt. Denn geht die Wette nicht auf, dann haben sich diverse Institutionen mit Anleihen vollgesogen, die auf einmal deutliche Kursverluste aufweisen oder zumindest keine Rendite einbringen. Ganz vorn mit dabei ist die EZB, die diese Anleihen derzeit in unbegrenzter Menge ankauft. Der Staat selbst hat für genügend Nachfrage gesorgt, indem er zum Beispiel Banken und Versicherungen für viele Investitionen Eigenkapitalquoten vorschreibt. Und diese Eigenkapitalquoten sind für Staatsanleihen natürlich besonders gering. Mit begrenztem Eigenkapital können diese Institutionen also entweder eine kleine Menge Aktien oder eine riesige Menge Staatsanleihen erwerben.

Für Deutschland gilt es nun, so viele Anleihen wie möglich mit langer Laufzeit zu emittieren. Denn je länger die Laufzeit neu herausgegebener Anleihen ist, umso länger profitiert das Land vom niedrigen Zinssatz. Eine einjährige Anleihe würde zwar üppige Zinsgewinne versprechen. Doch nach einem Jahr wäre die Anleihe zurückzuzahlen und dafür eine neue Anleihe zu emittieren. Welcher Zinssatz dabei gezahlt werden muss, ist offen. Daher schichtet die Finanzagentur, die für die Emission der Anleihen verantwortlich ist, bereit seit Jahren das Portfolio um von kurzfristigeren zu längerfristigeren Papieren. Die dieswöchige Emission einer neuen 15-jährigen Anleihe ist Teil dieses Plans. Denn bisher gab es nur 10- und 30-jährige Anleihen. Dass die Neuemission um den Faktor 5 überzeichnet war, zeigt, dass Deutschland derzeit noch viel mehr Schulden aufnehmen könnte, als das Land trotz Krise tut.

Sie haben eine Versicherung? Dann schenken Sie Deutschland gerade Geld!

Höchstwahrscheinlich wird sich aber weder die aktuelle noch die nächste Bundesregierung dazu bekennen, mehr Schulden aufzunehmen, nur weil mehr Geld angeboten wird. Was auf der einen Seite aus Sicht des Steuerzahlers, der letztendlich für die aufgenommenen Schulden einstehen muss, positiv klingt, entwickelt sich zu einem ernstzunehmenden Problem ausgerechnet für diejenigen Steuerzahler, die dem Ruf nach privater Altersvorsorge oder privater Krankenversicherung folgten. Denn wer diese Produkte kaufte oder kauft, investiert über den Umweg der Versicherung zum überwiegenden Teil in genau die Papiere, für die Deutschland schon seit Jahren keine Zinsen mehr bezahlen muss.

Die Kalkulationen der Versicherungen basieren jedoch darauf, dass das Geld der Kunden eine Rendite abwirft, mit der die Vorsorgezusagen später einmal bedient werden können. Derzeit halten sich die Versicherungen noch mit den Kursgewinnen über Wasser, die die vor Jahren gekauften Anleihen aufweisen. Doch dieses Spiel funktioniert nur solange, wie die Zinsen fallen. Endet der Zinsverfall oder kehrt sich sogar um, wird es mit Sicherheit die ersten Versicherungspleiten in Deutschland geben. Die ausgewiesene Rendite ist zudem nur ein temporärer Effekt. Je näher eine Anleihe ihrer Fälligkeit kommt, umso näher kommt der Kurs auch wieder der 100%-Marke. Denn zur Fälligkeit bekommt die Versicherung nur 100% Nennwert vom Staat zurück und nicht die zum Beispiel 130%, mit der eine vor 10 Jahren gekaufte Anleihe jetzt in den Büchern geführt wird.

Versicherungen machen Rendite nur auf dem Papier

Der Zinsverfall und der damit einhergehende Kursanstieg der früher gekauften Anleihen erlaubt es den Versicherungen, seit Jahren Renditen zu erzielen, die nur auf dem Papier entstanden und die die wahre Rendite-Krise der Gesellschaften übertünchen. Wenn Sie also zum Jahresende von Ihrer Versicherung einen Jahresbericht über die erzielte Rendite erhalten, klopfen Sie den Bericht einmal daraufhin ab, in welche Anlageklassen investiert wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Sie auf Anleihe-Quoten von 70, 80 oder gar 90% treffen. Das heißt, 70, 80 oder 90% Ihrer neuen Einzahlungen werfen garantiert langfristig keine Rendite mehr ab. Am Ende sind Sie es, der dafür bezahlt, dass sich der Staat zu 0% oder sogar negativen Zinsen verschulden kann!

Olaf Scholz als Finanzminister profitiert von der Krise?
Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Foto: Olaf Kosinsky CC BY-SA 3.0 de



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2 Kommentare

  1. Wie ist es eigentlich um die Mündelsicherheit der deutschen Staatsanleihen bestellet, wenn bei Erwerb Verluste garantiert sind?

  2. Deutschland wird mit Geld überhäuft ? – Natürlich !

    Desutschalnd profitiert ohne jede Frage vom EUR, weil man sich hinter dem EUR „verstecken“ kann, obwohl man eigentlich der EUR „ist“, weil ohne Deutschland, kein EUR mehr.

    Die „echte DM“ ohne dem EUR, würde vom Markt bombardiert werden bis-zu-geht-nicht-mehr. Na ja das machen die CHF-Freunde da drüben doch, aber ok…, die Schweizer und die Neutralität.

    wichtig ist, das die wirtschaft, dass Europa endlich startet, und dabei ist Deutschland das „Herz Europas“.

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