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Ein Kurzkommentar von Thorsten Polleit Die Fed pausiert – und deutet weitere Zinserhöhungen an

Fed und die Zinspause

Der Offenmarktausschuss der US-Zentralbank (Fed) hat beschlossen, den US-Leitzins unverändert bei 5,00–5,25 % zu belassen – wie es im Vorfeld des Entscheids erwartet worden war.

Ein Kurzkommentar von Thorsten Polleit zur Entscheidung der US-Notenbank und ihrer Bedeutung

Fed deutet weitere Zinsanhebungen an

Gleichzeitig deuten nun jedoch die selbst erstellten Prognosen der Fed zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr an – eine Erhöhung gegenüber der März-Prognose um 0,5 Prozentpunkte.

Hauptgrund dafür ist wohl die weiterhin hohe Inflation. Im Mai 2023 stiegen die Konsumgüterpreise um 4,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat, die Kerninflation lag bei 5,3 % – weit oberhalb der versprochenen 2-Prozentmarke.

Zudem hat die Fed auch ihre Wachstumseinschätzung im laufenden Jahr um 0,6 Prozentpunkte auf 1,0 % angehoben – und scheint damit ebenfalls weitere Zinserhöhungen rechtfertigen zu wollen.

Die Zinsmärkte rechnen derzeit mit einer Erhöhung von 0,25 Prozentpunkten in den kommenden Monaten, geben einem weiteren Zinsschritt eine kleine Wahrscheinlichkeit, und sie scheinen nicht davon auszugehen, dass es noch in 2023 Zinssenkungen geben wird.

Doch die Auslöser für eine Rückkehr zu einer US-Geldpolitik der niedrige(re)n Zinsen werden derzeit vermutlich unterschätzt, so denken wir: Konjunkturverlangsamung und geschwind nachlassende Güterpreisinflation.

Die US-Zentralbankräte scheinen bei ihrer Zinspolitik sehr stark auf die laufende Konsumgüterpreisinflation zu blicken, weniger (oder gar nicht) auf eher vorausschauende Inflationsindikatoren wie das Geldmengenwachstum.

Das Wachstum der US-Geldmenge M2 ist bereits seit Dezember 2022 negativ, und das signalisiert bereits starken Abwärtsdruck auf die künftige Inflation.

Und berücksichtigt man, dass die Zinspolitik mit einer (beträchtlichen) Zeitverzögerung wirkt, so ist damit zu rechnen, dass sich weitere dämpfende Effekte für Konjunktur und Güterpreise noch zeigen werden.

Man denke nur einmal an die Zinskosten für den US-Staat. In Q 2020 lagen sie noch bei 520 Mrd. US-Dollar, in Q1 2023 schon bei 929 Mrd. US-Dollar. Man muss die Frage stellen: Wie lange wird man sich die erhöhten Zinsen noch leisten können?

Oder an die sich verschärfenden Standards bei der Bankkreditvergabe (die sich bereits beträchtlich abgeschwächt hat) sowie an steigende Ausfälle bei gewerblichen Krediten und die invertierte Zinskurve, die den US-Banken zusetzen.



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