Trotz der anhaltend hohen Inflation scheinen die EZB-Ratsmitglieder bereits über eine Zinspause nachzudenken, und zwar schon im September. Eigentlich erwarten Ökonomen und Marktteilnehmer auf der nächsten EZB-Sitzung im September eine weitere und eventuell letzte Zinserhöhung in diesem Jahr. Doch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat nun angedeutet, dass eine Pause früher als erwartet anstehen könnte. Sie schob aber gleich hinterher, dass weitere Zinserhöhungen nach einer Pause weiterhin möglich sind.
Heute stehen frische Inflationsdaten auf der Agende, die sicherlich in die Entscheidung der Währungshüter einfließen. Um 11:00 Uhr erscheinen die Verbraucherpreise der Eurozone für den Monat Juli. Ökonomen erwarten eine Preissteigerung von 5,3 % zum Vorjahresmonat nach 5,5 % im Juni. Die von der EZB stärker beachtete Kernrate, ohne Energie und Nahrungsmittel, soll dagegen nur leicht zurückgehen – von zuvor 5,5 % auf 5,4 %. Der Preisauftrieb lässt zwar nach, befindet sich aber weiterhin deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der Zentralbank. Eigentlich kein Grund schon den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und Hoffnungen auf eine Zinspause zu wecken.
EZB Präsidentin deutet Zinspause an
Wie Bloomberg berichtet, sprach Christine Lagarde in einem Interview über eine mögliche Zinspause. Auf eine Pause bei einer geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank könnte eine weitere Zinserhöhung folgen, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Wochenende.
Bei der nächsten Sitzung im September “könnte es eine weitere Anhebung des Leitzinses oder vielleicht eine Pause geben”, sagte sie der französischen Tageszeitung Le Figaro. “Eine Pause, wann immer sie eintritt, im September oder später, wäre nicht unbedingt endgültig.”
Die EZB hatte die Zinssätze letzte Woche um einen weiteren Viertelpunkt angehoben – der Leitzins liegt nun bei 4,25 %, und dabei betont, dass die weiteren Entscheidungen von den eingehenden Daten abhängen würden. Im Figaro-Interview bekräftigte Lagarde diese Haltung.
“Wir befinden uns in einem unsicheren Umfeld und werden die Situation und unsere Maßnahmen von Sitzung zu Sitzung neu bewerten”, sagte sie. “Wir sind entschlossen, die Inflation rechtzeitig auf unser Ziel zurückzuführen, und dafür brauchen wir eine ausreichend restriktive Geldpolitik in Bezug auf Höhe und Dauer.”
Ökonomen erwarten weitere Zinserhöhung
Wirtschaftsexperten gehen nach wie vor davon aus, dass die EZB die Zinsen im Kampf gegen die Inflation ein weiteres Mal anheben wird – allerdings nicht unbedingt im September.
Die am heutigen Montag zu erwartenden Konjunkturdaten für den Euroraum dürften laut der Medianprognose der Wirtschaftsexperten zeigen, dass die Gesamtinflation im Juli bei 5,3% lag, die Kernrate unter Ausklammerung volatiler Faktoren wie Energie hingegen erstmals seit Anfang 2021 über dieser, bei 5,4%.
Die Inflationsdaten werden zusammen mit denen zum Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht, die zeigen könnten, dass der Euroraum in den drei Monaten bis Juni zu Wachstum zurückkehrte, nachdem die beiden vorherigen Quartale noch ein negatives Wachstum ausgewiesen hatten. Eine unerwartet lebhafte französische Wirtschaft könnte die Stagnation in Deutschland wettgemacht haben.
“Die BIP-Zahlen für das zweite Quartal für Frankreich, Deutschland und Spanien sind recht ermutigend”, so Lagarde zum Figaro. “Sie stützen unser Szenario eines BIP-Wachstums von 0,9 % in der Eurozone in diesem Jahr.”
FMW/Bloomberg
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