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EZB-Geldpolitik: Wie deutsche Unternehmen konkret mit den Negativzinsen umgehen

Die EZB behauptet ja stets, dass ihre Maßnahmen (Geldschwemme und Negativzinsen) funktionieren, und letztlich auf die Realwirtschaft durchschlagen. Einer der beabsichtigten Effekte der...

FMW-Redaktion

Die EZB behauptet ja stets, dass ihre Maßnahmen (Geldschwemme und Negativzinsen) funktionieren, und letztlich auf die Realwirtschaft durchschlagen. Einer der beabsichtigten Effekte der Negativzinsen ist, dass sie letztlich gezwungenermaßen von den Geschäftsbanken in der Eurozone an ihre Unternehmenskunden weitergereicht werden. Hierdurch sollen dann die Unternehmen gezwungen werden Geld, das bisher tot auf der Bank herumlag, nun in neue Maschinen und Arbeitsplätze zu investieren. Damit soll die Inflation letztlich mit angeheizt werden.

Aber geschieht das wirklich auch? Tun die Unternehmen, wie es angedacht war? Zu einem gewissen Teil schon, mag man sagen. Das ifo-Institut hat genau zu dieser Fragestellung eine Umfrage unter 4.000 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen gemacht. Man wollte wissen, in welcher Art und Weise die Unternehmen mit der Situation umgehen, dass ihre Hausbank ihnen auf einmal Zinsen berechnet für Kontoguthaben.

Denn viel mehr als bei Privatkunden wenden sich Banken immer öfter gerade an große Unternehmen, die mit großen Guthaben zunehmend zu einem Problem für die Banken werden! Und, was ist das Resultat? Hier ifo im Wortlaut:


Die häufigsten Reaktionen hierbei sind Verhandlungen mit der Bank sowie ein Wechsel zu einer Bank, die noch keine negativen Zinsen auf Einlagen erhebt. Auch Umschichtungen zwischen Finanzanlagen oder Unternehmensteilen sowie eine Erhöhung der Investitionstätigkeit kamen oft vor. „Insbesondere letztere Reaktion ist aus volkswirtschaftlicher Perspektive interessant, da sie nicht nur monetäre, sondern auch realwirtschaftliche Auswirkungen hat“, sagt Christa Hainz, einer der Co-Autorinnen der Studie.

Negativzinsen drohten demnach 18,9 Prozent der Unternehmen. 48,9 Prozent der Firmen begannen daraufhin Verhandlungen mit der Bank. 36 Prozent der Firmen wechselten zu einer Bank, die keine Negativzinsen erhebt. 30 Prozent schichteten in andere Finanzanlagen um, oder zahlten Kredite zurück, 29 Prozent schichteten Geld innerhalb des Unternehmens um. Ihre Investitionen erhöht oder vorgezogen haben 11 Prozent. Negativzinsen akzeptiert haben nur 8 Prozent. Die Bargeldhaltung erhöht haben 4 Prozent.

Am meisten mit Negativzinsen konfrontiert waren Unternehmen in Sachsen (29,8 Prozent), Bayern (23,0), Thüringen (21,3), Hamburg (20,8), Nordrhein-Westfalen (19,6) und Mecklenburg-Vorpommern (19,2). Am wenigsten betroffen waren kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern (10 Prozent). Bei den mittleren Unternehmen lag dieser Wert bei 26 Prozent und bei großen Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern bei 29 Prozent. Die Ertragslage stark beeinflusst haben Negativzinsen in 8 Prozent der Firmen, weniger stark bei 39 Prozent und bei 53 Prozent unwesentlich oder gar nicht.


Das heißt also: Gerade mal 11% der Firmen reagierten so wie von der EZB gedacht, und erhöhten ihre Investitionen um den Negativzinsen zu entfliehen. Und siehe da, 30% der Unternehmen haben statt Bankeinlagen in andere Finanzanlagen umgeschichtet. Thema „Börsen- und Immobilienblase“, oder wie hieß das noch mal Herr Draghi?


EZB-Chef Mario Draghi. Läuft alles bestens, was sonst! Foto: EZB



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