Aktien

EZB – stürzt sie Europas Banken ins Verderben?

Die schwerste Krise an den Kapitalmärkten ist eine Bankenkrise, mit Bankrun und ähnlich hässlichen Begleiterscheinungen. Sollte ausgerechnet Madame Lagarde

Die EZB hat bekanntlich erneut die Einlagezinsen gesenkt auf nun -0,50%. Gespannt verfolgen viele Investoren die Entwicklung der deutschen und europäischen Banken – wurde denn von dem ausgewiesenen Bankenkenner, Dr. Markus Krall, nicht weniger als das Ende des Geschäftsmodells deutscher Banken für Ende 2020 vorhergesagt?

Mit großen Folgen für die Wirtschaft im Euroraum und für die Gemeinschaftswährung. Einer der Hauptgründe ist natürlich die Zinspolitik der EZB, die die Hauptverdienstquelle der Institute (Stichwort Fristentransformation) zerstört. Bei der letzten Zinsentscheidung der EZB wurde nahezu jede Hoffnung pulverisiert, dass sich in absehbarer Zeit wieder positive Zinsvorzeichen ergeben werden. Denkbar ungünstige Voraussetzungen für europäische Geldinstitute, die allein im letzten Jahr 2,3 Milliarden Euro durch den Einlagezinssatz von minus 0,40 Prozent an die EZB überweisen mussten. Vor allem, weil die US-Banken hier mit Milliardenüberschüssen kalkulieren können.

Wie es mit den europäischen Bankinstituten im Vergleich zu ihren amerikanischen Konkurrenten aussieht, zeigt eine Studie von Ernst & Young.

 

Der Niedergang von Europas Banken in Zahlen und die EZB

Betrachtet man den Abstieg der europäischen Institute, so kommt man nicht umhin, sich die Kursentwicklung der Deutschen Bank zu betrachten. Im vergangenen Jahrzehnt hat die einst viertgrößte Bank um 80 Prozent an Kurwert verloren, während der US-Branchenprimus JP Morgan um 250 Prozent zulegen konnte. Jetzt könnte man annehmen, dass es sich dabei um ein spezielles bankeninternes Problem handeln könnte, aber dass dem nicht so ist, zeigt eine Studie von Ernst & Young, die europäische und amerikanische Institute gegenüberstellt:

Im ersten Halbjahr 2019 verdienten die 10 größten US-Banken zweieinhalb mal soviel wie deren 10 größten europäischen Konkurrenten. Der US-Riese JP Morgan mit seiner Marktkapitalisierung von über 350 Milliarden Dollar verdiente dabei 16,6 Milliarden Dollar, während man sich diesseits des Atlantiks mit 26,4 Milliarden Euro zufrieden geben musste – für alle 10 Banken akkumuliert, versteht sich. Immer wieder schockierend der Blick auf die Marktkapitalisierung des deutschen Branchenprimus, der Deutschen Bank (14,7 Mrd.€), die unter Josef Ackermann auf Augenhöhe mit diesem Institut mitmischen wollte.

Von der kaum mehr vorhandenen Eigenkapitalrendite erst gar nicht zu reden. Hier kamen die US-Banken auf 13 Prozent, die europäischen Häuser auf 6,5 Prozent. Vor 10 Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt: Europa 9,2 Prozent Eigenkapitalredite, USA 3,1 Prozent.
Ingesamt repräsentieren die 10 US-Topinstitute einen Wert von 1,2 Billionen Dollar (in etwa der Wert des gesamten Dax). Das ist laut Studie circa das Dreifache der 10 größten europäischen Banken.

Hierzu ein paar Statements von einem weiteren Kenner der Europäischen Bankenverhältnisse, Dr. Thomas Mayer, ehemaliger IWF-Ökonom, Chefvolkswirt der Deutschen Bank und heute Leiter des Flossbach von Storch Research Institute, aus einem Interview mit Gabor Steingart:

Das Grundproblem sei natürlich die Zinspolitik der EZB. Diese sei deshalb so fatal, weil sich die europäischen Geldhäuser mehr im Kredit- als im Kapitalmarktgeschäft engagieren würden. Hier gebe es keine wirkliche Zinsspanne mehr, um Geld zu verdienen.
Dazu habe man in den letzten Jahren viele Fehler in den Vorstandsetagen gemacht. Exemplarisch einmal mehr die Deutsche Bank, die die letzten sieben Jahre nach Josef Ackermanns Abgang schlichtweg verschlafen habe. Die Bank sei dem Größenwahn erlegen gewesen.
Alles in allem eine vielfache Kongruenz mit den Analysen von Dr. Markus Krall.

 

Fazit

Das Thema Banken ist zweifelsohne sehr spannend. Vor allem, weil es von Dr. Krall so stringent begründen wurde, warum die Erträge der deutschen Banken im nächsten Jahr ins Bodenlose fallen müssen. Zumal der scheidende EZB-Chef Mario Draghi die Zinsen weiter in der Tiefe sehen möchte, mit einem offenen Ende, auch wenn ein zukünftiger Staffelzins für etwas Erleichterung sorgen könnte.

Aber wird seine Nachfolgerin an der Spitze der EZB, Christine Lagarde, die Bankenlandschaft ins Verderben stürzen?

Die schwerste Krise an den Kapitalmärkten ist eine Bankenkrise, mit Bankrun und ähnlich hässlichen Begleiterscheinungen. Sollte ausgerechnet Madame Lagarde, die Politikerin, die in den letzten Jahren Jahren als IWF-Chefin vielen bankrotten Staaten mit Krediten aus der Klemme half, das Spiel bis zum bitteren Ende weitertreiben? Schwer vorstellbar.

Denn eine Bankenkrise würde zugleich das Ende der Gemeinschaftswährung bedeuten – die „Whatever it takes“-Aktion wäre krachend gescheitert. Aber wie für auskömmliche Zinsen sorgen, der Basis für das Bankengeschäft, ohne die Schuldenstaaten in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen? Mario Draghi hat jahrelang Zeit herausgeholt, in der Hoffnung auf Reformen in den betreffenden Ländern. So viel Zeit wird Madame Lagarde bestimmt nicht mehr bekommen, um den großen Knall zu verhindern. Die Krallˋsche Zeitschiene für den Bankenknall scheint mir auch unter Berücksichtigung der aktuellen Zahlen aus der Studie jedoch sehr gewagt – nur noch gut 12 Monate!

 

Die EZB stürzt Europas Banken immer tiefer in die Krise



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Ja und was am meisten daran zu bemängeln ist: was Prominent in den Medien geistert wird auch det Aufsicht und der EZB nicht ganz entgehen und diese werden kaum zuschauen wie die Banken absaufen, die Folgen davo würde die EZsb direkt betreffen als hat sie auch allen grund zunintervenieren.

    Och würde schon sehr staunen wenn tatsächlich eine solche von langer Hand erzählte Voraussage dann wirklich eintrifft und die Krise dann auslöst, das kann ich mir nicht vorstellen, diese kritik haben aber andere auch schon geäussert….

    Ich glaube auch den Währungshütern ist das Problem durchaus bekannt, die Schweiz hat Ihre Freigrenzen gerade dynamisiert mit der Folge das weniger betroffen sind, womit die Notenbanken auf der anderen Seite sich natürlich wieder selbst ins Bein schiessen….

    Es bringt halt wenig wenn ich Versuche Druck auszuüben um die kreditvergabe anzukurbeln um dann gleichzeitig diesen Druck mit höheren Freigrenzen wieder löse unter dem Strich ist das dann eine endgültige Eunuchenpolitik, was soll es bringen den Satz zu erhöhen und gleichzeitig Freigrenzen einzuführen? Dann hätte man auch den Satz einfach weniger erhöhen können, die Politik (auch die Finanzpolitik) läuft ad absurdum einfach weiter und löst sich mehrheitlich in sich selbst auf….

    Dort wo es kreditwachstum gibt, bei dem Immobilien steht die Aufssicht wieder auf der Bremse wegen Blasenbildung….ja es wird kein expansives kreditwachstum geben können (welches fie Inföation anheitzen könnte) ohne das es auch da und dort zu überbewertungen kommen wird….

    Die Ziele der verschiedenen Aufsichten und Akteure sind so unterschiedlich das am Schluss der Grossteil im Sande verläuft da man sich Gegenseitig mit Massnahmen wieder aufhebt….

    Das einzige was bleibt sind viele gut bezahlte Beamte, die Ihr Salär nach Hause tragen.

    Mich würde ja interessieren was passieren würde wenn man mal aufhört zu versuchen Planwirtschaft zu betreiben und den Markt mal wieder spielen lässt…

  2. Das Zeitfenster ist durchaus realistisch. Stichwort Eurostoxx Banks, fallendes Dreieck

  3. Viele können sich diese Szenarien nicht vorstellen weil sie der Mantel des Wohlstandes umgibt.Doch unverhofft kommt oft. Und schau ich mir so die REPO Entwicklungen an dann bin ich mir nicht sicher ob das noch all zu lange ohne Wirkung bleibt.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage