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Abkühlung der Wirtschaft, aber keine Rezession Fed sieht den Rückgang der Inflation als ein Soft Landing-Signal

Fed sieht den Rückgang der Inflation als ein Soft Landing-Signal

Gelingt es der US-Notenbank Fed die Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne dabei eine Rezession auszulösen? Das ist derzeit die große Frage. Die US-Wirtschaft trotzt weiterhin allen Rezessionsrisiken. Das Wirtschaftswachstum (BIP) für das zweite Quartal fiel mit 2,4 % überraschend positiv aus. Damit übertrafen die BIP-Zahlen die Schätzungen der Analysten deutlich, die lediglich mit einem Wachstum von 1,8 % zum Vorjahresquartel gerechnet haben. Zudem hat sich die Inflation in den USA zuletzt spürbar abgeschwächt und lag im Juni bei 3 %, so niedrig wie seit zwie Jahren nicht mehr. Kein Wunder, dass sowohl Jerome Powell als auch andere Fed-Mitglieder, wie Thomas Barkin, die Meinung vertreten, dass ein tiefer wirtschaftlicher Einbruch vermieden werden kann. Einige Ökonomen und die Finanzmärkte erwarten ebenfalls ein Soft Landing.

Fed-Barkin: Soft Landing möglich

Die jüngsten Konjunkturdaten deuten demnach darauf hin, dass die Inflation auch ohne einen starken Wirtschaftsabschwung auf ein normales Maß zurückfallen könne. In die gleiche Kerbe schlägt nun auch Fed-Mitglied Thomas Barkin in einer Rede am Donnerstag. Auch er sieht gute Chancen auf ein Soft Landing.

Wie Bloomberg berichtet, sagte der Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, Thomas Barkin, dass die unerwartet starke Abschwächung der Inflation im Juni ein Anzeichen dafür sein könnte, dass die US-Wirtschaft ein sogenanntes Soft Landing, also eine „weiche Landung„, erleben kann. Das bedeutet, der Fed könnte eine Rückkehr zur Preisstabilität gelingen, ohne eine schädliche Rezession auszulösen.

„Es ist immer noch plausibel, dass sich die Inflation in kurzer Zeit normalisiert und die Wirtschaft von einem zusätzlichen Trauma verschont bleibt“, sagte Barkin am Donnerstag in einer Rede in Blacksburg, Virginia. „Die Inflationswerte des letzten Monats waren sicherlich gut und ich hoffe, dass sie ein Zeichen sind. Es ist nämlich nicht das Ziel der Fed, eine Rezession herbeizuführen, sondern die Inflation zu senken, wie es unserem Mandat entspricht.“

In seinen vorbereiteten Ausführungen ging Barkin nicht speziell auf die Notwendigkeit noch höherer Zinssätze ein. Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank tritt erst im September zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Bis dahin haben die Währungshüter noch etwas Zeit, weitere Informationen über Inflation und Beschäftigung zu erhalten, die Einfluss auf die Zinsentscheidung haben werden. Laut dem FedWatch Tool der CME erwartet der Markt mit einer Wahrscheinlichkeit von 82 %, dass die Fed keine Zinserhöhung verkündet. Stattdessen rechnen sie mit einer Zinspause. Am Freitag steht der große US-Arbeitsmarktbericht auf der Agenda. Dieser dürfte neue Hinweise liefern, ob der Arbeitsmarkt widerstandsfähig bleibt.

Inflation schwächt sich ab

Aus einem Bericht vom Freitag geht hervor, dass der von der Fed bevorzugte Inflationsindikator, der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE), im Juni um 3 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen ist, was dem geringsten Anstieg seit mehr als zwei Jahren entspricht. Die Kernpreise – die keine Lebensmittel und Energie enthalten und als zuverlässigeres Signal für die zugrunde liegende Inflation gelten – stiegen um 4,1 %.

Die Fed hat auf ihrer Sitzung am 25. und 26. Juli die Zinssätze um einen Viertelprozentpunkt angehoben und damit den Leitzins auf eine Spanne von 5,25 % bis 5,5 % gebracht, den höchsten Stand seit 22 Jahren. Die Notenbanker haben das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamt, nachdem sie die Zinssätze aggressiv gestrafft hatten. Dadurch gelang es ihnen die Inflationsrate zu senken, die im vergangenen Jahr ein 40-Jahres-Hoch erreicht hatte. Die jüngste Zinserhöhung um 25 Basispunkte folgte auf eine Pause auf der Juni-Sitzung.

Abkühlung der Wirtschaft, aber keine Rezession

Eine weitere Verlangsamung der Wirtschaft sei wahrscheinlich, da eine Reihe von fiskalischen Unterstützungsprogrammen aus der Pandemie-Ära auslaufe und die Auswirkungen von Zinserhöhungen mit einer Verzögerung wirkten, so Barkin.

Er wiederholte seine Ansicht, dass die Fed-Mitglieder entschlossen sein werden, die Inflation zu senken. „Wir haben in den 70er Jahren gelernt, dass die Inflation noch stärker zurückkommt, wenn man sie nicht in den Griff bekommt“, sagte er.

Barkin wies darauf hin, dass Ökonomen seit Ende letzten Jahres fälschlicherweise eine Rezession vorhersagen. Während einige wenige Branchen – darunter der Wohnungsbau, das Bankwesen und der gewerbliche Immobiliensektor – „Mini-Rezessionen“ erlebt hätten, sei ein Großteil der Wirtschaft widerstandsfähig, sagte er.

Konsum bleibt Konjunkturstütze

Der US-Konsum erweist sich als stabil und stützt somit die Soft Landing Hoffnung. In einer Rede vor der Handelskammer von Montgomery County sagte Barkin, die Unternehmen verzeichneten eine gesunde Nachfrage und die Verbraucherausgaben seien weiterhin solide. Er verwies auf die guten Verkaufszahlen des Barbie-Films und die „Milliarden-Dollar-Tournee“ von Taylor Swift.

„Die Verbraucher geben weiterhin Geld aus, finanziert durch überschüssige Ersparnisse, die während der Pandemie angehäuft wurden, durch ein erhöhtes Eigenkapital und Immobilienvermögen sowie durch einen robusten Arbeitsmarkt“, sagte er. „In diesem Jahr hat der Rückgang der Benzinpreise zusätzliche Kaufkraft freigesetzt.

FMW/Bloomberg



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