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Zinsentscheidung und Prognosen Fed-Vorschau: Kapituliert Powell und signalisiert Zinssenkungen?

Jerome Powell - Foto: Alex Wong/Getty Images/Bloomberg
Jerome Powell - Foto: Alex Wong/Getty Images/Bloomberg

Mit Hochspannung erwarten die Märkte die Zinsentscheidung der Fed am Abend. Es ist zwar so gut wie sicher, dass die US-Notenbank eine weitere Zinspause verkündet, dennoch hat das Event eine gewisse Brisanz. Denn im Vorfeld der Dezember-Sitzung ist viel passiert. Die Marktteilnehmer wetten inzwischen massiv auf einen baldigen Zinsschwenk und deutlich fallende Zinsen im kommenden Jahr. Insgesamt werden fünf Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte erwartet. Ist der Markt mit seinen Zinserwartungen über das Ziel hinausgeschossen? So wie es derzeit aussieht, ist die Fed nicht bereit, über Zinssenkungen zu spekulieren – zumindest noch nicht. Das dürfte der Vorsitzende Jerome Powell heute auch deutlich machen.

Fed-Zinsentscheidung

Laut Bloomberg wird die US-Notenbank die Zinsen wahrscheinlich zum dritten Mal in Folge beibehalten, während sie den hohen Markterwartungen einer Zinssenkung bereits im März entgegenwirkt.

Der Offenmarktausschuss der Fed dürfte auf seiner zweitägigen Sitzung, die am Abend zu Ende geht, die Zinssätze voraussichtlich in einer Spanne von 5,25 % bis 5,5 % belassen, was einem 22-Jahres-Hoch entspricht. Die US-Notenbank gibt ihre Zinsentscheidung sowie die Projektionen zu Wirtschaft und Inflation um 14.00 Uhr in Washington bekannt – 20:00 Uhr deutscher Zeit. Eine halbe Stunde später hält der Vorsitzende Jerome Powell dann eine Pressekonferenz ab.

Bei seiner kürzlichen Rede hat Powell gesagt, dass es zu früh sei, darüber zu spekulieren, wann die Zentralbank mit der Senkung der Zinsen beginnen wird. Stattdessen haben die Fed-Mitglieder immer wieder betont, dass sie eine Pause einlegen und die Auswirkungen der höheren Kreditkosten auf die Wirtschaft bewerten wollen.

Das Ziel der heutigen Botschaften wird sein: „Wir werden die Geldpolitik nicht vorzeitig lockern“, sagte Lindsey Piegza, Chefvolkswirt der Stifel Financial Corp. „Sie haben gesehen, dass die Inflation noch ein gutes Stück vom 2%-Ziel entfernt ist. Die Federal Reserve hat zwar Fortschritte gemacht, aber es gibt noch mehr zu tun.“

Fed-Zinsentscheidung:
Wall Street ist sich einig, dass die Fed die Zinsen ein drittes Mal pausiert

Prognosen

Die Wall Street konzentriert sich vor allem auf die Prognosen der Fed-Mitglieder für die Zinssätze – den sogenannten Dot Plot -, aus dem hervorgeht, wie stark der Ausschuss die Zinsen in den Jahren 2024 und 2025 senken wird.

Von Bloomberg befragte Ökonomen gehen davon aus, dass der Median der Prognosen zwei Zinssenkungen im nächsten Jahr und fünf weitere im Jahr 2025 vorsieht, allerdings es besteht ein hohes Maß an Unsicherheit. Einige Fed-Beobachter gehen davon aus, dass der FOMC im Jahr 2024 einen vollen Prozentpunkt an Zinssenkungen vorsehen wird, während der Markt sogar fünf Zinssenkungen – 125 Basispunkte – erwartet. Im Gegensatz zu den optimistischen Marktteilnehmer rechnen die meisten Ökonomen mit drei Senkungen.

Zinsen: Fed könnte moderate Zinssenkungen im Jahr 2024 planen
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Der Ausschuss dürfte wahrscheinlich auch seine Inflationsprognosen nach unten korrigieren. Die Prognostiker gehen davon aus, dass der Median der Projektion für die Inflation in 2023 von 3,3 % im September auf 3,1 % und für die Kerninflation, das von der Fed bevorzugte Preismaß, von 3,7 % auf 3,5 % sinken wird. In den sechs Monaten bis Oktober lag die Kerninflation bei einer Jahresrate von 2,5 %. Im Jahresvergleich verharrt sie aber weiterhin bei 4 %, wie die gestrigen Inflationsdaten gezeigt haben.

Aus den am Dienstag veröffentlichten Regierungsdaten geht hervor, dass die Verbraucherpreise in den USA im November gestiegen sind, was auf einen Anstieg der Wohnungskosten und anderer Kosten im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist. Die Zahlen unterstreichen, dass die Rückkehr zur Ziel-Inflation sehr unstetig ist.

Die Meinung von Bloomberg Economics:

„Zwei Zinspausen in Folge könnten als eine vorübergehende Pause angesehen werden, aber wir glauben, dass eine Dritte das Ende des Zinserhöhungszyklus bedeutet. Die Notenbanker könnten bereits über die Bedingungen nachdenken, unter denen sie im nächsten Jahr mit Zinssenkungen beginnen“. – Anna Wong, leitende US-Ökonomin.

Nach einem sehr starken dritten Quartal wird der FOMC auch seine Wachstumsprognose für 2023 anheben, während er seine Prognose für 2024 – wenn überhaupt – nur geringfügig ändern wird, so die Erwartung der Ökonomen.

FOMC-Statement

Fast drei von vier Ökonomen gehen davon aus, dass die Fed ihre derzeitige Zinsprognose beibehält, was die Tür für eine weitere Zinserhöhung offen lässt. Ein Viertel ist der Meinung, dass es an der Zeit ist, dass der Fed-Ausschuss seine Erklärung an die Wahrscheinlichkeit anpasst, dass die Zinsen im Juli ihren Höchststand erreicht haben.

FOMC-Statement: Fed-Powell dürfte eine eher hawkishe Haltung einnehmen
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„Es dürfte wahrscheinlich nur minimale Änderungen in der Erklärung geben“, sagte Hugh Johnson, Vorsitzender von Hugh Johnson Economics LLC. „Die Fed-Mitglieder könnten wahrscheinlich betonen, dass es keine Pläne für eine bevorstehende Zinssenkung gibt“, und das Änderungen weiterhin von den Daten abhängen.

Pressekonferenz

Powell dürfte auf seiner heutigen Pressekonferenz die Aussagen seiner Rede vom 1. Dezember am Spelman College in Atlanta bekräftigen, dass es verfrüht sei, darüber zu spekulieren, wann die Politik gelockert werden könnte.

Er wird wahrscheinlich gefragt werden, ob er mit Fed-Gouverneur Christopher Waller, einem führenden Falken, übereinstimmt, der eingeräumt hat, dass die Zentralbank bereit wäre, Zinssenkungen in Betracht zu ziehen, wenn die Inflation weiter nach unten geht. Man wird ihn auch nach seiner Meinung zu den zuletzt deutlich gelockerten Finanzbedingungen befragen, einschließlich des jüngsten Einbruchs der Renditen von US-Schatzpapieren.

„Ich rechne damit, dass Powell einen etwas hawkishen Ton an den Tag legt“, sagte Stephanie Roth, Chefvolkswirtin bei Wolfe Research LLC. „Er hat seinen Ton nicht so sehr geändert wie andere Fed-Mitglieder, wie z. B. Waller.

FMW/Bloomberg



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