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Fed-Wende: Warum jetzt der letzte Bär zum Bullen bekehrt ist

Fed-Wende: Warum jetzt der letzte Bär zum Bullen bekehrt ist
Fed-Wende. Foto: Bloomberg

Die geldpolitische Wende der Fed macht aus Börsenskeptiker Gläubige. Der Fed-Vorsitzende Powell hat es am Mittwoch geschafft, dass die letzten namhaften Bären an der Wall Street das Handtuch geworfen haben. Anstatt die zunehmenden Zinswetten zu dämpfen und damit die überhitzte Rally an den Aktienmärkten auszubremsen, befeuerte Powell diese noch mit seinen dovishen Aussagen. In der Folge kletterten die wichtigsten Indizes wie der Dow Jones und Nasdaq 100 auf oder in die Nähe ihrer Allzeithochs. An der Wall Street wartet nur noch der US-Leitindex S&P 500 auf einen neuen Rekord. Die Bären sind indessen fast verschwunden. Das AAII Investor Sentiment zeigt einen Anteil von 51,3 % Bullen gegenüber 19,3 % Bären, der tiefste Stand seit vielen Jahren.

Wall Street-Bären kapitulieren

Der dovishe Kurswechsel der Federal Reserve bringt selbst die hartnäckigsten Bären an der Wall Street dazu, ihre Meinung zu US-Aktien zu ändern, so Bloomberg. Die Aussicht auf eine Zinswende der Fed habe die Chance auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft erhöht, was positiv für die Aktienmärkte sei, sagte der größte Wall Street-Pessimist, Mike Wilson von Morgan Stanley, am Montag.

Michael Kantrowitz von Piper Sandler & Co. – der die düstersten Aussichten für den S&P 500 Index in diesem Jahr gab – entschuldigte sich sogar und sagt nun, dass die Rallye weitergehen kann und dass sich die Marktbreite des Anstiegs wahrscheinlich verbessern wird.

Die Eingeständnisse dieser gewöhnlich pessimistischen Prognostiker markieren einen Wendepunkt, nachdem sie ihren Kunden geraten hatten, bei US-Aktien in diesem Jahr vorsichtig zu bleiben – selbst als die Aktienmärkte zweistellige Zuwächse verzeichneten, die die wichtigsten Indizes auf oder in die Nähe ihrer Allzeithochs geführt haben.

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Viele Wall Street-Strategen lagen falsch

Vor dem Jahr 2023 hatten Prognostiker gewarnt, dass höhere Zinsen die Wirtschaft in eine Rezession stürzen und die Unternehmensgewinne schmälern würden, was zu einem Ausverkauf an den Aktienmärkten führen würde. Stattdessen haben sich der Arbeitsmarkt, die Verbraucher und die US-Unternehmen als widerstandsfähig erwiesen und den S&P 500 zu einem Anstieg von rund 24 % getrieben.

Einige Strategen blieben dennoch hartnäckig und meinen, dass die verzögerten Auswirkungen der erhöhten Kreditkosten den Anlegern schließlich einen Realitätscheck verpassen würden. Nachdem die Fed-Mitglieder letzte Woche signalisiert hatten, dass ihre Zinserhöhungskampagne wahrscheinlich beendet ist und gleichzeitig Zinssenkungen in Aussicht gestellt haben, ist es schwieriger geworden, an diesen Warnungen festzuhalten.

„Ich habe mich in diesem Jahr bei den absoluten Renditen für Aktien um einiges geirrt“, sagte Kantrowitz am Freitag in einem Schreiben an seine Kunden. Er räumte ein, dass ein Umschwenken der Fed in der Vergangenheit häuig zu steigenden Kursen an den Aktienmärkten geführt hat. „Ich versuche, aufgeschlossen zu bleiben, mich an die Geschichte und meinen Rahmen zu halten und bereit zu sein, mein Ego zu schlucken und nicht stur zu bleiben.“

Strategen immer optimistischer nach Fed-Wende

Nachdem sie sich in diesem Jahr weitgehend geirrt haben, sind die Strategen an der Wall Street in Bezug auf die Aktienmärkte auf dem Weg ins Jahr 2024 optimistischer geworden, der Fed sei Dank.

Unternehmen wie die Bank of America, die Deutsche Bank AG und BMO Capital Markets gehören zu denjenigen, die voraussagen, dass der S&P 500 die Marke von 5.000 Punkten erreichen oder überschreiten wird. Dennoch ist der Konsens nach wie vor konservativ, wobei die durchschnittliche Prognose von knapp über 4.800 für das nächste Jahr einen mageren Zuwachs von etwa 1 % impliziert.

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Goldman erhöht seine Prognose

Nun kehren einige Unternehmen an das Zeichenbrett zurück. Goldman Sachs hob sein Jahresendziel für den S&P 500 einen Monat nach seiner letzten Festlegung erneut an. Der Stratege David Kostin sieht den Kurs bis zum Ende des nächsten Jahres auf 5.100 Punkte steigen, was fast 9 % über dem von ihm Mitte November prognostizierten Niveau von 4.700 Punkten liegt.

Wilson von Morgan Stanley bezeichnete den Schwenk der Fed zwar als „willkommene Nachricht für die Aktienmärkte“, vollzog aber keine vollständige Kehrtwende. Er beließ sein Ziel für den S&P 500 für das nächste Jahr bei 4.500, was einen Rückgang von 5 % gegenüber dem Schlusskurs vom Montag bedeutet.

„Dies ist ein positives Ergebnis für die Aktienmärkte, denn es bedeutet, dass die Chancen auf eine weiche Landung gestiegen sind, wenn die Fed sich mehr auf die Aufrechterhaltung des Wachstums konzentriert, anstatt sich so sehr darum zu kümmern, die Inflation auf ihr 2%-Ziel zu bringen“, sagte Wilson. „Das soll aber nicht heißen, dass die dovishe Wende der Fed nicht das Risiko einer erneuten Beschleunigung der Inflation in der Folgezeit erhöht.

FMW/Bloomberg



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