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Ausführliche Vorschau auf den Fed-Entscheid Fed: Zinspause steht fest, dennoch droht eine böse Überraschung

Während die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche noch einmal die Zinsen erhöht  hatte, erwarten die meisten Experten und Marktteilnehmer von der US-Notenbank keinen weiteren Zinsschritt. Laut dem FedWatch Tool der CME liegt die Wahrscheinlichkeit bei 99%, dass die Fed die Zinsen heute auf ihrem aktuellen Niveau von 5,25 bis 5,5% belässt. Doch bei den Zinsprognosen ist man sich nicht so sicher, der sogenannte Dot Plot könnte eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr andeuten. Zudem dürfte sich der Vorsitzende Powell bei der heutigen Zinsentscheidung hawkish präsentieren, um sich damit alle Optionen für weitere Zinserhöhungen offenzuhalten.

Es ist damit zu rechnen, dass die Währungshüter ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen deutlich betonen, allein schon, um ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation zu sichern. Angesichts der relativ robusten Wirtschaft und einem immer noch engen Arbeitsmarkt sollten sich die Märkte darauf einstellen, dass die Fed nicht so bald vom Zinsgipfel absteigt. Die Zinsen dürften länger auf einem hohen Niveau verharren – „Higher for longer“ lautet derzeit das Mantra.

Zinspause fest eingeplant

Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank wird die Zinssätze auf seiner heutigen Sitzung in einer Spanne von 5,25 % bis 5,5 %, einem Höchststand seit 22 Jahren, beibehalten. Die Zinsentscheidung und die Prognosen des Ausschusses werden um 14.00 Uhr in Washington (20:00 Uhr unserer Zeit) veröffentlicht. Der Vorsitzende Jerome Powell wird eine halbe Stunde später eine Pressekonferenz abhalten.

Powell hatte zuletzt angedeutet, dass die Fed-Mitglieder es vorziehen würden, mit der Bewertung der Auswirkungen der vergangenen Zinserhöhungen auf die Wirtschaft zu warten, während sie sich dem Ende ihrer Zinserhöhungs-Kampagne nähern. Da die Inflation immer noch deutlich über dem Ziel des Ausschusses von 2 % liegt und die US-Wirtschaft robust ist, könnten die Entscheidungsträger in ihren vierteljährlichen Prognosen (Dot Plot) eine weitere Zinserhöhung einplanen. Sollte dies der Fall sein, dürfte das den Aktienmärkten gar nicht gefallen.

Zinsen: Wall Street erwartet eine Zinspause der Fed - Powell hawkish
Wall Street erwartet einheitlich eine Zinspause der Fed

Fed: Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet

„Sie sind nicht zuversichtlich genug, um zu sagen, dass sie die Inflation besiegt haben“, sagte Julia Coronado, Gründerin von MacroPolicy Perspectives LLC und ehemalige Fed-Ökonomin. „Sie ist immer noch zu hoch. Man muss sich also alle Optionen offen halten. Ich glaube nicht, dass der Vorsitzende Powell uns Entwarnung geben wird“.

Die Meinung von Bloomberg Economics:

„Eine Beibehaltung der Zinssätze bei der heutigen Zinsentscheidung ist eine ausgemachte Sache. Allerdings bedeuten die gemischten Konjunkturdaten zwischen den Sitzungen, dass der nächste Schritt auf der Sitzung vom 31. Oktober bis 1. November weniger klar ist. Wir gehen davon aus, dass der diese Woche veröffentlichte aktualisierte Dot Plot zeigt, dass der Median der FOMC-Teilnehmer eine weitere Zinserhöhung im Jahr 2023 erwartet, allerdings dürfte es eine knappe Entscheidung sein.

– Anna Wong, Stuart Paul und Eliza Winger, Wirtschaftswissenschaftler

Dot Plot: FOMC-Prognosen

Der Fokus der Wall Street liegt heute vor allem auf dem Dot Plot. Die vierteljährlichen Prognosen der Fed-Mitglieder für die Zinssätze könnten zeigen, dass der Ausschuss entschlossen scheint, die Zinsen erneut anzuheben.

Die Federal Reserve ist in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite stehen die dovisheren Mitglieder, die bereit sind, die Zinsen für den Rest des Jahres konstant zu halten, und auf der anderen Seite die Falken, die sie auf 5,6 % oder mehr anheben wollen.

Von Bloomberg befragte Ökonomen gehen davon aus, dass der Median der Prognosen eine weitere Anhebung in diesem Jahr vorsieht, und mehrere von ihnen erwarten eine Verringerung der Zahl der Zinssenkungen für 2024. Es gibt also ein Risiko, dass die Fed-Zinsentscheidung trotz einer Zinspause hawkish ausfällt.

Zinserhöhung: Dot Plot-Signal für höhere Zinsen für lange Zeit
FOMC könnte hohe Zinsen für längere Zeit signalisieren

Fed: Anhebung der Wachstumsprognosen

Der Ausschuss könnte seine Wachstumsprognose für 2023 auf etwa 2 % anheben und damit seine Einschätzung vom Juni verdoppeln, und er geht von einem stabileren Arbeitsmarkt mit weniger Arbeitslosigkeit in diesem Jahr aus.

„Wir denken, dass die Fed genug getan hat und der Leitzins ausreichend restriktiv ist“, sagte Rubeela Farooqi, Chefvolkswirtin für die USA bei High Frequency Economics. „Wenn sich der Arbeitsmarkt jedoch nicht entspannt und es Überraschungen auf der Oberseite bei der Inflation gibt, besteht das Risiko, dass die Fed die Zinsen noch einmal anhebt.

Die Fed-Vertreter werden auch ihre ersten Wirtschaftsprognosen für das Jahr 2026 abgeben und ihre Einschätzung des neutralen oder langfristigen Zinssatzes aktualisieren, von dem einige Wirtschaftsexperten erwarten, dass er über die im Juni geschätzten 2,5 % steigen könnte.

FOMC-Statement

Der Hauptteil der Erklärung nach der Sitzung wird wahrscheinlich fast identisch mit der Erklärung vom Juli sein. Die Währungshüter dürften die Tendenz zu Zinserhöhungen beibehalten, ohne jedoch eine feste Zusage für weitere Zinserhöhungen zu machen. Der Ausschuss wird das Wachstum wahrscheinlich weiterhin als moderat bezeichnen, könnte aber seine Beschreibung des Arbeitsmarktes, der in den letzten Monaten weniger überhitzt war, abändern.

Gouverneurin Adriana Kugler, die erste hispanische Entscheidungsträgerin der US-Notenbank, wird nach ihrer Bestätigung dem Ausschuss beitreten. Es werden keine Gegenstimmen erwartet.

Pressekonferenz

Powell wird in seiner Pressekonferenz darauf angesprochen werden, ob er mit einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr rechnet und ob er mit den Zinsprognosen im Dot Plot einverstanden ist.

Er wird wahrscheinlich betonen, dass die Fed-Mitglieder „den Kurs beibehalten“ werden, bis die Inflation unter Kontrolle ist, sagte Lindsey Piegza, Chefvolkswirtin der Stifel Financial.

„Er will sich alle Optionen offen halten, und das Letzte, was er will, ist, dass der Markt eine Senkung der Zinsen bis Anfang 2024 einpreist“, sagte sie.

Der Vorsitzende wird wahrscheinlich auch zu den bevorstehenden Herausforderungen für das US-Wachstum befragt werden, darunter der jüngste Anstieg der Energiepreise, die Aussicht auf einen Regierungsstillstand im Oktober und die Wiederaufnahme der Rückzahlung von Studentenkrediten.

FMW/Bloomberg

Fed: Zinspause steht fest, dennoch droht eine böse Überraschung
Vorsitzender der Federal Reserve Jerome Powell. Fotograf: Kevin Dietsch/Getty Images/Bloomberg


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1 Kommentar

  1. Altbär mit neuer Hoffnung

    Das war ein Blattschuss vom Jäger Stefan, den Nagel auf den Kopf getroffen, anderseits auch logisch,dass der Scheromi diesmal die immer dovischen Träumer ein wenig erschrecken musste.Tina ist gestorben aber der FED Put schwirrt immer noch in den Köpfen der QE gestörten Permabullen herum.Die ausgehungerten Bären könnten sich noch vor dem Winterschlaf noch ein wenig Fett anfressen.

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