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Werden die nächsten US-Inflationsdaten überraschen? Inflation in USA: Ölpreis und Benzinpreise fallen – die Folgen

Werden die kommenden Daten zur Inflation in den USA überraschen?

Inflation USA Ölpreis

Werden die kommenden Daten zur Inflation in den USA überraschen, weil sie niedriger ausfallen?

Die US-Notenbank pausiert mit ihren Zinsanhebungen, will abwarten, wie sich die große Zinskeule auf die US-Wirtschaft auswirken wird – Schlagwort: Data Dependancy. Man will also die neuen Daten abwarten, um nicht über das Ziel hinauszuschießen, aber auch keinen Wiederanstieg der Inflation zu ermöglichen. Das Augenmerk in den USA richtet sich wie immer auf die Entwicklung der Öl- aber speziell auch der Spritpreise, die für den US-Normalverbraucher so etwas wie einen Indikator für die Inflation darstellen – beim Blick auf die Anzeigetafel an den Tankstellen.

Deshalb waren für die US-Regierung hohe Spritpreise schon immer ein politisches Problem, das dem Amtsinhaber den Job kosten konnte. Deshalb auch die Annäherung von Joe Biden an sanktionierte Förderländer wie den Iran oder Venezuela, um eben Vorsorge für die kommende Wahlperiode zu treffen. Trotz Israel-Konflikt fallen die Notierungen für Öl und Benzin in den USA, wobei dies sehr wahrscheinlich eher auf eine nachlassende Konjunktur zurückzuführen ist. Ein Umstand, den man seitens der Regierung aber auch der Fed sicherlich zur Kenntnis nimmt. Auch wenn Energie nicht der große Faktor im US-Verbraucherindex CPI ist, könnten die Daten am kommenden Dienstag überraschen. Ein kleiner Faktencheck.

Inflation: Spritpreise in USA fallen die siebte Woche in Folge

Die am 6. November veröffentlichte Statistik über die US-Benzinpreise zeigt einen weiteren Rückgang der US-Spritpreise, um acht beziehungsweise neun Cent für Normal- und Superbenzin pro Gallone. Es ist bereits die 7. Woche mit Rückgängen, die Durchschnittspreise liegen bei 3,40 und 4,31 Dollar für die Sorten, weit unter den höchsten Preisen des Vorjahres mit bis zu 5,7 Dollar.

Die für die Inflationsentwicklung relevanten Größen im Jahresvergleich lauten 3,80 $ zu 3,40 $, bzw. 4,80 $ zu 4,64 $. Hier eine Übersicht der Entwicklung der US-Spritpreise auf lange Sicht von Advisor Perspectives:

Inflation USA Spritpreise

US-Öl WTI kämpft mit der Marke von 80 Dollar

Über die Entwicklung des Ölpreises in den USA wird auf finanzmarktwelt.de regelmäßig berichtet. Zum Beispiel über die Bestrebungen der OPEC+ mittels Förderkürzungen den Ölpreis hoch zu halten. Im Falle Russlands wegen der hohen Kriegskosten in der Ukraine und bei Saudi-Arabien, welches einen Ölpreis von etwa 100 Dollar pro Barrel benötigt, um die extreme Ausgabenpolitik von Kronprinz Mohammed bin Salman zu finanzieren. Aber Tatsache ist, dass es derzeit stärkere Kräfte am Markt gibt, die (temporär) den Ölpreis nach unten zwingen. Hier der sehr volatile Verlauf des Ölpreises im Halbjahreschart, der aktuell mit der Marke von 80 US-Dollar kämpft:

WTI Oil Halbjahreschart

Trotz des relativ geringen Anteils des Faktors Energie am US-Verbraucherpreisindex CPI (8 Prozent) war es der große Anstieg des Ölpreises in diesem Jahr von unter 70 Dollar (Juni) bis auf über 94 Dollar(Ende September), der großen Einfluss auf die Entwicklung der Inflation in den USA hatte.

Daher auch der Wiederanstieg der Teuerungsrate in der Inflations-Headline von Juli bis September.

Betrachtet man sich die Entwicklung der Inflation in den USA seit der Jahrtausendwende, so ist erkennbar, dass es die Energie ist, die mit den Kosten für die Ausbildung in den USA am stärksten gestiegen ist:

 Inflation since 2000 USA Energie

Fazit

Was die Öl- und Spritpreisentwicklung in den USA betrifft, entweicht derzeit etwas Druck aus dem Kessel. Will heißen, dass bei den neuesten Daten zur Inflation diese Komponente bei der Berechnung etwas disnflationär für den US-Verbraucherpreisindex CPI wirken könnte. Auch wenn Housing mit seinem über 40-prozentigen Anteil am CPI den mit Abstand wichtigsten Faktor darstellt. Das Element mit den zeitlich verzerrten Daten, wie der „Home Owners Equivalent Rent“, die nur zweimal jährlich erhoben werden – eine Blackbox.

Aber beim Ölpreis kommt kurzzeitig auch noch ein Basiseffekt zum Tragen. Anders als derzeit, ist der Preis für Öl vor 12 Monaten auf über 90 Dollar gestiegen, während er aktuell von über 90 Dollar in Richtung 80 Dollar gefallen ist. Dieser Effekt wird sich aber bereits in zwei Monaten umkehren, von Europa braucht man hierbei erst gar nicht zu reden.

Dies bedeutet aber auch, dass die Daten zur Inflationam 14. November keine negative Überraschung darstellen sollten, es könnte sogar zu einem Rückgang von den 3,7 Prozent aus dem letzten Monat kommen, nach zwei Anstiegen vom Jahrestief aus, bei 3,0 Prozent.

Ergo: Was bedeutet dies für die Börsen? Das Thema Inflation und Leitzinsen könnte etwas vom Schirm verschwinden, dafür die Abschwächung der Wirtschaft in den USA – aber auch global – in den Vordergrund rücken. Was natürlich irgendwann zur Bewertungsfrage führen muss, bei den Unternehmen aber auch den Indizes. Mittelfristig, kurzfristig könnte etwas anderes dominieren, was mit der Jahreszeit zu tun hat.



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9 Kommentare

  1. Schau, schau…das wars wohl mit den Zinserhöhungen.

  2. Mit einer Zinserhöhung rechnet doch eh schon keiner mehr und das nicht erst seit gestern.

    Nur Zinssenkungen sind noch in weiter Ferne und somit verbleiben diese auf einem eigentlich viel zu hohem Niveau in Relation zu den Schuldenständen (der Unternehmen, der Verbraucher und vor allem der Staaten).

    Jetzt fragt man sich warum? Aber stellen Sie sich einmal vor die Zinsen würden stark gesenkt werden und die Preise für Anleihen im Gegenzug stark steigen.
    Wer würde denn dann amerikanische Schuldscheine bzw. Anleihen kaufen bei immer größer werdenden Risiken (z.B. Nutzung der Anleihe als Sanktionsinstrument durch die amerikanische Regierung etc.) und immer weniger Wirtschaftsaktivitäten (weniger Exporte die in Dollar bezahlt werden müssen etc.)
    Investoren kaufen nur noch Anleihen der Amerikaner, wenn diese hohe Risikoprämien (Zinsen) abwerfen.
    Die Zinsen müssen hoch bleiben aber nicht höher steigen.

    Aber es besteht noch Hoffnung auf Zinssenkungen. Nämlich wenn wir eine stärkere als angenommene Rezession bekommen und die Wirtschaft so richtig den Bach runter geht.

    Dann werden vielleicht sogar die Zinsen wieder sinken, aber die nächste Inflationswelle wird dann „ein wenig“ höher als die Letzte.

    Nur sind niedrigere Zinsen bei strukturell schwacher Wirtschaft zunächst nicht unbedingt positiv für die Märkte, da trotz niedrigerer Zinsen nicht investiert wird aufgrund der düsteren Zukunftsperspektiven. Aber jede Krise schmerzt nur immer eine gewisse Zeit.
    Es ist als wenn man zum Zahnarzt geht. Vor dem Besuch hat man Schmerzen. Während der Behandlung hat man Schmerzen. Nur nachher kann man wieder Süßigkeiten ohne Schmerzen genießen.

    1. @Friedrich, nicht schlecht, Sie sollten eine Karriere als Notenbanker ins Auge fassen😉.

      1. @Columbo, das fand ich auch einen der besten Kommentare in der letzten Zeit (von @Michael Friedrich)!

        1. 👍 er sollte öfters schreiben.

          1. @Columbo, sehr gerne! Wäre ein guter Autor bei FMW!
            @Michael Friedrich, wenn Sie darauf Lust hätten, bitte mail an [email protected]

      2. @ Columbo

        In den USA könnte ich kein Notenbanker werden und in die Strukturen der EZB würde ich nicht hineinpassen. Ich bin leider männlich, deutsch und auch Europäer.

        Ökonomische Grundkenntnisse sind zudem auch nicht nachgefragt.

        Ich bin zudem kein radikaler Verfechter, einer von der Notenbank organisierten Energiewende und denke auch das die Notenbank sich nicht um Gendergerechtigkeit kümmern sollte.

        Daher wäre ich wohl gänzlich als Notenbanker ungeeignet, da ich nicht dem aktuell geltendem Narrativ entspreche 😉

        Aber so kann ich wenigstens unbeschwert bei FMW Leserkommentare schreiben.

        @ Herr Fugmann

        Vielen Dank für das Angebot 😊

        1. @Michel Friedrich

          👍😊

  3. Der 46. US-Präsident Joe Biden befiehlt einerseits Luftangriffe gegen die Iranische Revolutionsgarde, die zu recht kritisiert, daß US-Besatzungstruppen mit israelischer Unterstützung Erdöl aus/von Ölfeldern im syrischen Nordosten/stehlen, und beabsichtigt gleichzeitig, die Ölindustrie des OPEC+-Mitgliedslandes Islamische Republik Iran weniger/geringer zu sanktionieren.

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