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KfW und DIHK aktuell: So schlimm ist die Lage in der deutschen Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft in Coronakrise - DIHK und KfW mit Daten

Aktuell haben die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Informationen über die aktuelle Lage in der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Zuerst schauen wir uns die Infos der KfW an. Der deutsche Mittelstand sei „endgültig im Corona-Tal angekommen“, so die KfW wortwörtlich als Titel ihres „KfW-Mittelstandsbarometers“ (hier alle Details).

KfW mit Mittelstandsbarometer

Das mittelständische Geschäftsklima sei laut KfW weiterhin im freien Fall. Es sinkt im April noch stärker als im März. Damit ist die Stimmung nun schlechter als vor elf Jahren im Tiefpunkt der Finanzkrise. Beide Teilindikatoren fallen mit neuen Negativrekorden auf: Die Geschäftslageurteile verschlechtern sich so stark wie noch nie, die Geschäftserwartungen stürzen auf einen neuen historischen Tiefpunkt. Gleichwohl sind wir zuversichtlich, im April das Stimmungstief gesehen zu haben – dank des umfassenden Corona-Schutzschirms, der Erfolge bei der Zurückdrängung der Virus-Infektionen und der nun angekündigten oder bereits umgesetzten Lockerungen, so die KfW. Man erwarte eine beginnende Erholung des Wirtschaftswachstums in der zweiten Jahreshälfte nach einem noch nie dagewesenen zweistelligen Prozenteinbruch des BIP im laufenden zweiten Quartal (-10 bis -15% gegenüber Vorquartal). Im Gesamtjahr 2020 drohe die schwerste Rezession seit Gründung der Bundesrepublik. Zitat auszugsweise von der KfW:

Das Geschäftsklima der Mittelständler ist weiterhin im freien Fall: Es sinkt im April um 26,0 Zähler und damit nochmals stärker als im März, als es um 20,0 Zähler eingebrochen war. Der Mittelstand ist nun endgültig im Corona-Tal angekommen; mit jetzt -45,4 Saldenpunkten ist die Stimmung noch schlechter als vor elf Jahren im Tiefpunkt der Finanzkrise (März 2009: -37,6 Saldenpunkte). Beide Teilkomponenten des Indikators fallen mit neuen Negativrekorden auf.

Der April ist der erste vollständige Monat, der von den in der zweiten Märzhälfte eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wie Kontaktverboten und umfangreichen angeordneten Geschäftsschließungen betroffen ist. Insofern ist der fortgesetzte Kollaps des mittelständischen Geschäftsklimas genauso leicht nachvollziehbar wie die Tatsache, dass der Stimmungstrend auch bei den Großunternehmen alles in allem recht ähnlich verläuft.

KfW Mittelstandsbarometer

DIHK

Der DIHK hat mehr als 10.000 Unternehmen befragt. Trotz weiterer Lockerungen bleibe die Lage der deutschen Unternehmen in der Coronakrise sehr kritisch. 60 Prozent der Betriebe würden weiterhin unter einer gesunkenen Nachfrage leiden, 43 Prozent unter stornierten Aufträgen. Mehr als ein Drittel müssten ihre Investitionen zurückschrauben. Mit den Lockerungen Ende April habe jeder vierte der Befragten den Betrieb wieder aufgenommen. Von den aktuell noch geschlossenen Unternehmen geben 80 Prozent an, ihre Geschäfte sofort oder innerhalb der nächsten zwei Wochen wieder starten zu können. So schnell und einfach wird das nichts mit der Erholung der Wirtschaft, so möchten wir es anmerken. Das erkennt man an den folgenden Aussagen des DIHK. Zitat auszugsweise:

Noch ein weiter Weg bis zur Gesundung

Der DIHK-Umfrage zufolge rechnen 80 Prozent der Betriebe für das gesamte Jahr mit einem Umsatzrückgang – Industrie, Bauwirtschaft und die Dienstleister in der Breite sind also ebenfalls betroffen. Jeder Vierte befürchtet dabei sogar ein Minus von mehr als 50 Prozent. Über ein Drittel der Unternehmen erwartet zudem frühestens für 2021 eine Rückkehr zur bisherigen Geschäftslage, jeder 20. Betrieb rechnet sogar damit, dass das nie der Fall sein wird.

„Das zeigt, vor welch enormen Herausforderungen wir jetzt stehen“, warnt Schweitzer. „Bis zur Gesundung unserer Wirtschaft ist es noch ein weiter Weg.“ Die Betriebe wollten hierzu aber ihren Beitrag leisten: „So stellt der Umfrage zufolge rund jedes vierte Unternehmen sein Geschäftskonzept auf andere Produkte und Kundengruppen um oder fokussiert neue Absatzwege. Jeder dritte Betrieb setzt zudem auf eine verstärkte Digitalisierung im Unternehmen. „

Betriebe aller Branchen und Größen betroffen

Die betrieblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie – auch das zeigt die Umfrage – ziehen sich quer durch alle Branchen und Größenklassen. Zwar geht der Anteil derer, die Umsatzrückgänge erwarten, im Baugewerbe, im Großhandel und bei unternehmensbezogenen Dienstleistern leicht zurück.

Dagegen spitzte sich zuletzt die Lage dort zu, wo wegen Schließung oder Reisebeschränkungen bis zuletzt gar nicht gewirtschaftet wurde: bei Reisebüros und -veranstaltern, bei Busunternehmen, aber auch in Hotels, Restaurants, Bars oder Biergärten. In der Gastwirtschaft fürchtet jeder dritte Betrieb die Insolvenz, in der Reisewirtschaft ist es sogar fast jedes zweite Unternehmen.

Zuschussfonds kann helfen, eine Pleitewelle zu vermeiden

„Es bleibt zu hoffen, dass die Öffnungen in Gastronomie und Handel dort die Lage verbessern“, sagt der DIHK-Präsident. „Diese Zahlen sind dennoch dramatisch.“ Zumal die Betriebe nun das Wiederhochfahren finanzieren müssten.Schweitzer: „Wir müssen deshalb auch bei den Überbrückungshilfen dringend mit einem Zuschussfonds für kleine und mittlere Unternehmen dazu beitragen, dass in dieser fragilen Phase eine Pleitewelle vermieden wird.“



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2 Kommentare

  1. Die Befindlichkeit der Wirtschaft interessiert die Börse jedoch überhaupt nicht. Die Börsianer repräsentieren genau den Wahnsinn der Notenbanker. Wie in all den Kriegen zeigt der Mensch, dass er eigentlich nicht fähig ist, realitätsorientiert zu handeln. Ansonst würde man wissen, dass Ungleichgewichte durch Ausgleiche von echten Werten angebracht ist. Aber im Gegensatz zu der Realität kommen doch tatsächlich ein paar sog. Ökonomen auf die Idee man könne problemlos mit gedruckten Zettelchen auf dem ein Wert aufgedruckt sei, also reale Ungleichgewichte durch Fantasiegeld grundlegend und langfristig lösen. Hier ist das gleiche Phänomen wie in Kriegen feststellbar, indem der Wahnsinn noch nie zu einer echten Lösung geführt hat. Aber das ist aktuell an der Börse wie in Kriegen, niemand scheint dies mit Verstand uond Blick auf die Realität angehen zu wollen.

    1. In der Tat, es ist ein immer wiederkehrendes Phänomen!

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