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MSCI World: US-Tech-Aktien eine Gefahr für Aktiensparer weltweit?

Ausgerechnet im Weltindex MSCI World hat sich eine Art Klumpenrisiko entwickelt

Seit Jahren florieren die Aktienmärkte, die Bedeutung von Exchange Traded Funds (ETFs), speziell in Gestalt des MSCI World, wird unaufhörlich von Finanzmedien hervorgehoben. Klar, die Verteilung des Aktienrisikos auf 23 Länder senkt das Risiko der Anlage, denkt man. Wenn da nicht die gigantische Performance von fünf Einzelaktien wäre. Sie dominieren alles, den S&P 500, aber auch den Weltaktienindex.

MSCI World und der Sturmlauf der US-Techaktien

In letzter Zeit verging kaum ein Tag, an dem nicht die Rede von der unheimlichen Aufwärtsbewegung der „Big Five“ in den USA war. Eine Aktie nach der anderen erreichte die Billionen-Dollarschwelle: Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon, nur die Aktie von Facebook ist mit 530 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung von dieser magischen Zahl ein gutes Stück entfernt. Hätte man sich doch eines dieser Schwergewichte zumindest vor Jahren ins Depot gelegt, eine Vervielfachung der Anlagesumme wäre die Folge gewesen, wenn man sich nicht vom Gerede der Überbewertung der Aktien hätte unsicher machen lassen. Warum hat man eine Apple vor zehn Jahren nicht für 20 Dollar gekauft (aktuell 316 $) oder eine Amazon mit aktuell gut 2000 Dollar, vor 10 Jahren bei 85 Dollar? Aber viele scheuen das Risiko von Einzel-Aktien, deshalb geht man besser in einen weltweiten Indexfonds wie den MSCI World und streut vermeintlich damit das Risiko – aber genau da taucht dieses Risiko plötzlich doch wieder auf.

Die astronomischen Bewertungen

Denn die fünf US-Techwerte („Big Five“) haben zusammen bereits eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 4,8 Billionen Euro. Diese Bewertung wurde aber zu einem Großteil innerhalb der letzten 13 Monate erreicht mit einem Zuwachs von 1,8 Billionen Euro alleine in diesem Zeitraum. Das ist die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Der um diese Werte entstandene Hype wird an der Tatsache ersichtlich, dass die Börsenbewertung im Jahr 2019 zwar um ein Drittel gestiegen ist, nicht aber die Gewinne, die weitgehend stagniert haben. Die beiden teuersten Konzerne, Apple und Microsoft, sind durch diese Entwicklung bewertungstechnisch aktuell doppelt so teuer wie noch vor zwei Jahren. Ein Bewertungs-Gap, welches in einer Abschwungphase besondere Risiken für den MSCI World, in dem diese Aktien stark gewichtet sind, generiert.

Damit kommen wir zu der Anlageproblematik, die nicht auf die USA beschränkt ist.

Die Gewichtung in den Indizes

Diese fünf Schwergewichte sind damit allein für 20 Prozent des Kurswachstums beim S&P 500 verantwortlich. Dieser größte Index der Welt ist im großen Maße in den MSCI World eingebettet, insgesamt beträgt das Gewicht der USA die vielzitierten 63 Prozent an dem Weltfonds. Aber mehr noch, zwar besteht der ETF auf den MSCI World aus etwa 1650 Einzeltiteln – mit einer schönen Streuung um den Planeten – aber das ständig gestiegene Gewicht der Wall Street an dem Index schafft auch hier eine ungesunde Konstellation. Die Big Five repräsentieren 10 Prozent des Weltindex MSCI World, 1640 Titel den Rest.

Fazit: Das Klumpenrisiko im MSCI World

Ausgerechnet im Weltindex MSCI World hat sich eine Art Klumpenrisiko entwickelt. Sicher sind die skizzierten US-Unternehmen innovativ und repräsentieren die neue Wirtschaft. Aber die Bewertung ist im Vergleich zu den Gewinnsteigerungen der letzten Jahre auseinandergeklafft – die berühmte Schere. Die USA mit ihren 332 Millionen Bürgern, nicht einmal 4,5 Prozent der Erdbevölkerung, repräsentieren 63 Prozent des Weltaktienindex (MSCI World), der natürlich nur die 23 größten Industriestaaten abbildet. Davon stellen die fünf Technologie-Giganten wiederum ein Zehntel der „Developed Countries“.

Wenn das kein neues Risiko darstellt. Als man vor gut einem Jahr Zweifel an der Wachstumsstory der iPhones hatte, weil Tim Cook keine Verkaufszahlen mehr präsentierte, stürzten ganze Branchen und auch Länder (Deutschland) ab. Anschließend gab es im Umfeld der zinspolitischen Wende der Federal Reserve die große Kursrally, ohne dass es zu den großen Gewinnsteigerungen geführt hätte.

Nicht dass damit gleich die Frage nach der Zukunft der Konzerne gestellt werden muss, aber die neue Korrekturanfälligkeit dieses Wunderindex der ETF-Branche (MSCI World) sollte man bei größeren Neuengagements schon im Hinterkopf haben.

Im MSCI World sind die fünf großen US-Tech-Konzerne extrem stark gewichtet - das ist ein Risiko!



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11 Kommentare

  1. @Wolfgang Müller, Hätte man sich doch eines dieser Schwergewichte zumindest vor Jahren ins Depot gelegt, eine Vervielfachung der Anlagesumme wäre die Folge gewesen, wenn man sich nicht vom Gerede der Überbewertung der Aktien hätte unsicher machen lassen. Warum hat man eine Apple vor zehn Jahren nicht für 20 Dollar gekauft (aktuell 316 $).

    Nicht zu vergessen, der Aktiensplit in 2014 um den Faktor 7, mit dem sich Apple in den DOW Jones gemogelt hat. Also liegt der Kurs aktuell eigentlich bei knapp 2.300 USD. Hätte man doch nur damals 10.000,- investiert, könnte man heute auf einem veritablen Segelböötchen die Weltmeere unsicher machen. Oder hätte man 1994 nur auf Forest Gump gehört, als der Kurs der Aktie bei 1 USD lag. Inspiriert von dem Film, war das Risiko damals 500 DM wert ;)

    1. …war mir das Risiko damals 500 DM wert 😉

      1. Und haben Sie die Apple-Aktien gehalten? Nach einer Überschlagsrechnung dürften diese inzwischen ungefähr eine halbe Million US-$ wert sein. Falls ja würde ich Ihnen vorschlagen diese zu verkaufen, und eine große Runde zu schmeißen :-)

        1. @Lausi, selbstverständlich habe ich sie gehalten. Als Selbständiger kann ich ja schließlich nicht auf die Segnungen des deutschen gesetzlichen Renten- und Hartz-4-Systems zurückgreifen und benötige andere Alternativen ;)

          500 DM waren übrigens damals relativ kurz nach dem Studium und zu Beginn meiner Selbständigkeit gar nicht mal so wenig Geld für mich, zumal schon entsprechend aufgerüstete Macs utopische Summen gekostet haben. Start-Ups, Inkubatoren, die Höhle der Löwen und vergleichbare Phänomene der Moderne gab es seinerzeit ja auch noch nicht wirklich, dafür jedoch Zinssätze von 12 bis 13% bei Dispo- und Ratenkrediten (sogar die 10-jährigen Hypothekenzinsen lagen um die 8%). Schuldenfinanzierter Wahnsinn wie derzeit war damals undenkbar, es war eher Wahnsinn, allzu hohe Kredite aufzunehmen. Also hieß es, klein anfangen, hart arbeiten, Eigenkapital ansparen und erst dann investieren.

          Was den Verkauf der Aktien betrifft, überlege ich natürlich schon länger bei den derzeitigen Kursen und der ständigen Nervenbelastung ob des seit mindestens 3 Jahren prognostizierten Crashs, zumal ich persönlich die Aktie auch mehrere 100% überbewertet finde. Andererseits habe ich auch tapfer und mit viel Schmerzen die Einbrüche von 2000 und 2008 überstanden ;) Irgendwie geht es mir da wie @Columbo mit seinen Goldschätzen. Ich kann mich nicht davon trennen, am Ende werden es dann die Erben verprassen.

        2. @Michael: Ich gratuliere Ihnen aufrichtig zu Ihrem Apple-Jackpot – wirklich toll! Und dann noch mit dieser netten Forest Gump Anekdote :-) Da zeigt sich mal wieder, dass die „buy & hold-Strategie“ bei Aktien „on the long run“ unschlagbar ist. Kaufen, schlafen legen und reich werden – was will man mehr! Und wenn dann mal irgendwann die offensichtlich unvermeidliche Geldentwertung ansteht, ist man mit Aktien als Sachwert auch auf der Gewinner-Seite.

          Nichtsdestotrotz würde ich Ihnen zu einer Ausgeglichenheit und Diversifizierung Ihrer Vermögenswerte raten. Vielleicht ja ein paar Apple-Aktien in Gold- & Silbermünzen tauschen – Ihre Erben werden es Ihnen ggf. danken. ;-)

          1. @Lausi, erstmal herzlichen Dank. Anfangs lief es ja eher etwas zäh, 1998 hatte sich der Kurs erst einmal halbiert, nach 10 Jahren stand er beim Kaufkurs. So richtig los ging es eigentlich erst, als der geniale Steve Jobs die iPod mini, nano und shuffle einführte und vor allem das iPhone ankündigte. Obwohl bis zur Markteinführung viele skeptisch waren, was man damit eigentlich sinnvollerweise tun soll. Das weiß zwar heute noch immer niemand so ganz genau, aber das darf man so nicht mehr öffentlich sagen ;)

            Was die Diversifizierung angeht, steht zumindest ein hypothekenfreies Eigenheim auf der Habenseite. Aber Sie haben natürlich recht. Da ich ohnehin sehr oft und gerne Gold-Longs handle, könnte ich mir auch ein paar Kilo physisch ins Schließfach legen. Vielleicht kann ich ja Columbo ein paar Barren entlocken, dann wärs auch noch schön anonym ;)

  2. Der Nasdaq 100 hat soeben den grössten Abstand von der 200 Tageslinie ( ca.16%)
    seit 2012 erreicht.Da die Amis runde Zahlen lieben , wird wohl die 20% drinliegen.
    Trotzdem bin ich versucht heute einen Short zu platzieren. Die Absicherung mache ich bei 30000.
    Die Chance ,dass übers Wochenende wieder jemand ein neues Medikament erfindet ist gross.

    1. Absicherung eines Shorts bei 30000 bei NAS100? Oder haben Sie doch den Dow gemeint? Jedenfalls ist Absicherung ein ganz interessantes und wichtiges Thema, das auf FMW leider eher wenig diskutiert wird. Man hat den Eindruck, es gibt die riesige Höhle der Bären, die werden auch regelmäßig mit entsprechenden Artikeln gefüttert,dann gibt es ein paar instinktgetriebene Permabullen, dann gibt es den EZB-Bot Marko, dessen AI-Algorithmen immer noch paar Endlosschleifen zu viel haben usw.

      Das ist natürlich nicht schlimm, aber idealerweise sollten so wertvolle Beiträge wie die Wolfgangschen zu Bias-übergreifenden Diskussionen anregen.
      Deswegen zurück zum Thema Absicherung: möchten Sie vielleicht erzählen, welche Absicherungstaktik Sie bevorzugen? Mit Optionsscheinen oder über Stradde-Positionen oder mit gewöhnlichen StoppLoss etc.?

      Grüße und schönen Sonntag an alle.

  3. @Petkov, meine Aussage des Shorts war ernst gemeint,während dass Stop-Niveau als Satire gedacht ist wenn z.B.
    – die interessierten Kreise übers Wochenende sogar zwei neue Medikamente erfinden u.zugleich alle Notenbanken in Panik die Realität spielen u.noch mehr Geld fluten u.die Börsen am Montag mit einemUp- Gap von mehreren Prozenten starten.
    Es könnte ja sein ,dass Hobby-Chemiker besser sind als die Profis, hat doch Novartis gesagt,dass ein neues Medikament im besten Fall in einem Jahr zur Verfügung stände.Braucht es da nicht auch Testphasen u.Zulassungen. Oder sind diese Behörden wie im Fall Boeing auch beeinflussbar.
    Es scheint im Moment,dass mindestens die Finanzmärkte noch global sind u.darum China u.dieUSA keinen Börsensturz mehr möchten u.darum wieder eher lieb sind zueinander ( Zollabbau von China)
    Trump möchte keine Börsenkorrektur u.China möchte keine weitete Korrektur von der schon gehabten.
    Das grösste Risiko ist somit für die Shortis ( von Wolfgang schon erwähnt) ,dass die ganze Finanzwelt keinen Börsencrash erträgt u.haben will u.somit die nach fundamentalen Fakten agierenden dauernd gegrillt werden.Dass man den Absturz verhindern will ist verständlich, dass aber durch die getroffenen Massnahmen dauernd neue Hochs produziert werden geht auf keinen Kuhhaut ( Bärenhaut)
    Daher der Name KATHASTROPHENHAUSSE, der Name sagt,dass dise In der Kathastrophe enden wird.

    1. Ja, ich antworte kurz darauf, später schreibe ich auch was zu der Absicherung. Ein evtl. übers Wochenende entwickeltes Medikament stellt eine geringe Gefahr für unsere Bären dar. Würde man ein synthetisches Antibiotikum brauchen, könnte ich vielleicht leise darauf hoffen (natürlich aus menschlichen und nicht „Bullen“beweggründen). Aber in dem Fall braucht man ein Virostatikum und Virostatika sind erheblich seltener und problematischer. Viren sind keine eigenständigen Organismen (im Gegensatz zu Bakterien). Viren „leben“ in den menschlichen Zellen. Um sie anzugreifen, musst du zwangsläufig die Zellen in Mitleidenschaft ziehen. Und welche Intensität bräuchte man bei den (zufällig oder doch gesteuert!!!) mutierten Coronas, die leider keine Schnupfenviren wie ihre „normalen Verwandten“ sind. Ein Impfstoff wäre da eher praktikabel als ein Medikament, aber ebenfalls komplex und zeitaufwändig genug.

  4. @Petkov, Die Strategie mit den Stopps könnte man im Momment so sehen.
    Nach einer reifen Hausse u.sehr hohen Kursen könnte man immer bei neuen Hochs einen Short -Einstieg probieren u.einen begrenzten Risikobetrag mit Stopp riskieren.Eher keine Übernacht.Pos. ,da die Manipulatoren über Nacht gerne zuschlagen.
    Wenn dann irgendwann ein Medikament gegen den „Bullenwahnsinn erfunden wird, könnten die Börsen stark korrigieren. Gerüchte sagen, dass es das Medikament gibt, die Notenbanken aber Alles aufgekauft haben

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