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Quartalszahlen voraus Nach Siemens Energy-Debakel: Gespannter Blick auf Orsted

Nach dem Debakel bei Siemens Energy blickt der Aktienmarkt jetzt ganz genau auf die anstehenden Finanzdaten bei Orsted.

Orsted CEO Mads Nipper
Orsted CEO Mads Nipper. Photographer: Hollie Adams/Bloomberg

Für Siemens Energy war die letzte Woche ein Debakel. Weil die Windsparte schlecht läuft, und Banken und Investoren offenbar zurückhaltend sind, und weil selbst die ehemalige Mutter Siemens fernbleibt, bittet das Unternehmen derzeit die Bundesregierung um einen Garantierahmen von offenbar 16 Milliarden Euro für laufende Projekte. Die Aktie von Siemens Energy brach daraufhin um 35 % ein. Auch wenn sie sich vom Tief wieder ein klein wenig erholt hat – das Debakel im großen Bild ist dramatisch! Und deswegen schaut der Aktienmarkt nun auch gespannt auf die Konkurrenz, als da wäre der Anbieter Orsted aus Dänemark. Dieser TradingView Chart zeigt es seit 2021: Im Gleichklang sind die Aktien von Siemens Energy (blau) und Orsted (orange) gefallen, seitdem um 73,7 % und 70,4 %.

Prozentuale Kursverluste bei Orsted und Siemens Energy seit dem Jahr 2021

Orsted warnte bereits vor Milliardenabschreibungen

Orsted wird am Mittwoch Quartalszahlen melden. Wird es auch dort schlechte Nachrichten geben? Man hatte nämlich bereits im Sommer vor Abschreibungen in über 16 Milliarden dänische Kronen gewarnt! Das Unternehmen steht außerdem unter dem Druck, noch vor Ende Dezember eine Entscheidung über ein Projekt in Großbritannien zu treffen, nachdem andere Unternehmen in der Windindustrie des Landes angesichts steigender Kosten und steigender Zinssätze ins Stocken geraten sind, so Bloomberg aktuell. Weiter: „Orsted ist ein großer Akteur in der Welt der erneuerbaren Energien und war einer der Vorreiter. Daher gibt es auf dem Markt die Vorstellung, dass die Probleme, mit denen das Unternehmen heute konfrontiert ist, auch bei anderen Entwicklern auftreten könnten“, sagte Larissa Fritz, Strategin der ABN Amro Bank.

Angesichts der Warnungen, die sich aus Lieferkettenengpässen und einem gescheiterten Versuch, profitablere Verträge mit den New Yorker Regulierungsbehörden abzuschließen, ergeben sich nach den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten für das dritte Quartal bereinigte Ergebnisse in Höhe von 12 Milliarden Kronen Verlust. Das wäre der schlimmste Quartalsverlust bei Orsted seit 2015, als das Unternehmen noch Dong Energy A/S hieß und sich mehr auf fossile Brennstoffe und konventionellen Strom konzentrierte.

Schlechte Branchenmeldungen aus China und USA

Die Ergebnisse des weltweit größten Herstellers von Offshore-Windparks sind die nächsten in einer Reihe von schlechten Nachrichten aus einer Branche, die für die Verlangsamung der globalen Erwärmung von entscheidender Bedeutung ist. In China gab der führende Turbinenhersteller Xinjiang Goldwind Science & Technology am Freitag bekannt, dass sein Gewinn im dritten Quartal um 98 % eingebrochen ist, während der norwegische Energieriese Equinor eine Wertminderung in Höhe von 300 Millionen Dollar für US-Offshore-Windprojekte hinnehmen musste.

Orsted-Kursverlauf in den letzten fünf Jahren

Diese Unternehmen, die an vorderster Front der grünen Revolution stehen, hatten in den letzten 12 bis 18 Monaten mit Kostensteigerungen von etwa 40 % zu kämpfen, sagte Kerstin Ahlfont, Chief Financial Officer bei Vattenfall, in einem Interview. Der schwedische Energieversorger hat erst vor wenigen Monaten ein riesiges Projekt in Großbritannien auf Eis gelegt, nachdem das Unternehmen zur Ansicht kam, das Projekt sei nicht rentabel genug mit den vereinbarten Garantien.

Kritischer Blick auf die Geschäfte bei Orsted

Orsted war bei dieser Auktion für so genannte Differenzverträge, die einen Preis für den Strom garantieren, ebenfalls erfolgreich. Da die Kosten jedoch in die Höhe schießen, fordern die Entwickler höhere Tarife. Die Investoren warten gespannt auf Neuigkeiten über den Stand ihres Hornsea-3-Projekts, das groß genug ist, um drei Millionen britische Haushalte mit Strom zu versorgen.

„Es gibt zu viele Unbekannte rund um Orsted, was zu kurzfristigem Gegenwind für die Aktie führen könnte“, schrieben die Analysten der Citigroup in einer Notiz Anfang des Monats. „Sichtbarkeit in Bezug auf die USA, einschließlich der Bilanzfinanzierung, und das Schicksal von Hornsea 3 ist erforderlich, bevor eine sinnvolle Neubewertung erfolgen kann.“

Kein Unternehmen im 28 Mitglieder umfassenden Stoxx 600 Utilities Index ist in diesem Jahr so stark eingebrochen wie Orsted. Seit dem Amtsantritt von Chief Executive Officer Mads Nipper im Januar 2021 sind die Aktien um mehr als 70 % eingebrochen. Das Unternehmen war nach der Börsennotierung im Jahr 2016 ein Börsenliebling, der im Jahr vor seiner Ernennung sogar um 80 % zulegte. Nipper sagte in einem Interview im September, dass er trotz des Einbruchs des Marktwerts die Unterstützung des Aufsichtsrats hat.

Um den Turnaround voranzutreiben und den Enthusiasmus der Mitarbeiter neu zu entfachen, probieren Nipper und seine Führungskräfte eine neue Strategie namens Orsted 3.0 aus. Dabei handelt es sich um eine Überarbeitung, mit der neue Denkweisen festgelegt werden sollen, da die Energiebranche tiefgreifende Veränderungen durchläuft, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Das Unternehmen hat auch einen Einstellungsstopp für neue Mitarbeiter verhängt, sagten die Personen, die nicht genannt werden wollten, weil die Informationen privat sind. Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme ab.

Auch die Finanzstrategie des Unternehmens wird immer genauer unter die Lupe genommen, da Analysten und Anleger sich zunehmend Sorgen um die Kreditwürdigkeit des Unternehmens und seine Fähigkeit machen, auf den internationalen Märkten Geld zu leihen. Orsted war in den letzten Jahren ein beliebter Emittent auf dem europäischen Anleihemarkt und verkaufte grüne Anleihen zur Finanzierung von Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen sowie von Solaranlagen.

Offshore-Windparks gelten zwar als entscheidend, um das Stromnetz von fossilen Brennstoffen zu befreien und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, doch sind sie auch extrem kapital- und arbeitsintensiv. Größere Abschreibungen auf das Portfolio von Orsted als erwartet könnten weitere Verzögerungen bei der Entwicklung weiterer Projekte bedeuten.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Das macht nichts.
    Da muss Deutschland nun durch.
    Ich hoffe, dass die Wähler in fasst 2 Jahren etwas schlauer geworden sind.
    Es ist anzunehmen, denn in den nächsten 2 Jahren wird noch einiges an Klimawahn weitere Unsummen an Geld verschlingen.
    In 2 Jahren besteht zumindest theoretisch die Chance, die geplanten Desaster, die für die darauffolgenden Jahre geplant sind, abzuwürgen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Erheiternd sind die Ausreden wie Materialmangel, Krieg und Energieknappheit. Die Ursache, grundlegende Mathematik und Physik durch pseudoreligiöse Wahnvorstellungen aus der vulgärmarxistischen Mottenkiste zu ersetzen, wird vernebelt. Die CEOs verwechselten wohl Subventionen mit Gewinn und auch bei der Technik haben offensichtlich „Vorstellungen“ die exakten physikalischen Berechnungen verdrängt.

  3. klingt echt rational…

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