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Investor fordert andere Investoren auf Rene Benko-Firmen: Investoren sollen Signa frisches Geld geben

Rene Benko ist unter Druck. Ein Ankerinvestor fordert nun andere Investoren auf, frisches Geld in die Signa-Firmen einzulegen.

Rene Benko

Zahlreiche Baustellen aus dem Imperium von Rene Benko stehen still, weil Rechnungen an Baufirmen nicht bezahlt werden. Muss nun unter Hochdruck saniert werden in der Signa-Firmengruppe? Ein Kerninvestor beim 23 Milliarden Euro schweren Immobilienimperium von Rene Benko fordert seine Mitgesellschafter auf, der zentralen Signa Holding weitere Eigenmittel bereitzustellen, um eine geordnete Rettung zu ermöglichen, so Bloomberg aktuell. Der österreichische Baumagnat Hans Peter Haselsteiner hat sich zu einer treibenden Kraft bei den Bemühungen um eine Rettung der Signa-Gruppe entwickelt, die derzeit mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen hat und deswegen die Arbeiten an einigen Bauprojekten stoppen musste.

Investor: Andere Investoren sollen in Rene Benko-Firmen frisches Geld einbringen

Vergangene Woche hatten Haselsteiner und andere Gesellschafter den Signa-Gründer und Mehrheitseigentümer Rene Benko aufgefordert, die Kontrolle an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz zu übergeben. Benko stimmte einer vorübergehenden Machtübergabe unter der Bedingung zu, dass die Gesellschafter die Sanierung mitfinanzieren, wie Haselsteiner am Freitag sagte. Nun wirbt Haselsteiner, der milliardenschwere Hauptaktionär des Baukonzerns Strabag, um diese Finanzierungszusagen bei Mitgesellschaftern wie dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller. Auch die französische Peugeot-Familie und die schwedischen Rausings, die Erfinder der Tetra-Pak Verpackungen, gehören zur illustren Runde der Signa-Holding-Gesellschafter.

“Wie schlimm es ist, weiß man noch nicht”, sagt Haselsteiner, “das herauszuarbeiten, ist jetzt die Aufgabe Nummer eins des Sanierungsbeauftragten Geiwitz”, sagte Haselsteiner der Tiroler Tageszeitung. Die Gruppe sei jedoch sanierbar. “Sie ist nicht überschuldet, aber in einer schwierigen Liquiditätssituation”, so Haselsteiner. Er hoffe, dass alle Aktionäre mitziehen, “sonst wird das nichts”. Rene Benko kämpft wie andere Immobilienfirmen mit steigenden Zinsen, fallenden Bewertungen und Inflation bei den Baukosten. Banken und andere Geldgeber zögern, neue Gelder zur Verfügung zu stellen.

Benkos größte Sparte ist die Signa Prime Selection AG, Miteigentümerin des Kaufhauses Selfridges in London und Bauträger des Elbtowers, des höchsten deutschen Gebäudes außerhalb von Frankfurt. Das Unternehmen verbuchte 2022 einen Nettoverlust von 750 Millionen Euro, nachdem es seine Bewertungen um 1,17 Milliarden Euro abschreiben musste.

Wie die anderen Signa-Gesellschafter auf Haselsteiners Aufruf reagieren, ist bislang unklar. Die deutsche Beraterlegende Roland Berger hat eine Option ausgeübt, seinen Anteil von 1,6% an Rene Benko zurückzugeben. Kühne, dem 10% der Signa Holding gehören, hat die Idee zurückgewiesen, sich direkt an dem ausgesetzten Elbtower-Projekt in seiner Heimatstadt Hamburg zu beteiligen. Geiwitz muss nun den Umfang der Finanzierungslücke ermitteln. Dieser Prozess könne drei bis vier Wochen dauern, wurde Haselsteiner zitiert.

Zu den unmittelbaren Fälligkeiten gehören eine privat platzierte Anleihe in Höhe von 200 Millionen Euro, die Ende November fällig wird, und Genussrechte, die zum Jahresende zurückgezahlt werden müssen, wie aus dem Geschäftsbericht von Signa Prime hervorgeht. “Wie hoch der Betrag ist, weiß kein Mensch”, so Haselsteiner in der Tiroler Tageszeitung. Signa müsse zwar nicht zerschlagen, wohl aber verschlankt werden, so der Bauunternehmer.

Benko-Probleme werden Thema für Aufsichtsbehörden – Abwertung könnte anstecken

Die Probleme des österreichischen Immobilienmoguls Rene Benko und seiner Signa-Gruppe sind auch ein Thema für die europäische Bankenaufsicht. Denn mögliche Abwertungen oder Abschläge bei etwaigen Notverkäufen könnten theoretisch die Bewertung anderer Gewerbeimmobilien beeinträchtigen und damit Folgen für entsprechende Beleihungen haben. Zwar würden sich selbst bei einem hypothetischen Zusammenbruch der Signa die Verluste für die Banken in Grenzen halten, da viele Kredite mit Immobilien besichert sind, sagen mit der Angelegenheit vertraute Insider laut Bloomberg. Doch Zweitrundeneffekte wie niedrigere Bewertungen von Gewerbeimmobilien könnten zur Notwendigkeit zusätzlicher Risikovorsorgen und Abschreibungen im Bankensektor führen, heißt es weiter.

Bei Gewerbeimmobilien herrscht seit über einem Jahr ein Mangel an Transaktionen, was die Ermittlung des aktuellen Marktwerts von Liegenschaften erschwert. Dieser ist aber von Bedeutung für die Risikobewertung bei entsprechenden Beleihungen. Sollte eine Reihe von Verkäufen aus Benkos Portfolio Bewertungen unter Druck setzen, könnte das demnach Folgen haben. Das komplexe Immobilienimperium von Rene Benko steht im Epizentrum der Turbulenzen im gewerblichen Immobiliensektor in Europa, der generell mit steigenden Zinsen und explodierenden Baukosten kämpft. Seine Gesellschafter fordern von Rene Benko, die Kontrolle über seine Gruppe zumindest vorübergehend an einen Insolvenzexperten abzugeben.

Die bei Signa engagierten Banken haben sich ihre Kredite überwiegend mit Liegenschaften absichern lassen. Bloomberg berichtete im August, dass die Europäische Zentralbank dennoch mehrere Institute aufgefordert hat, höhere Risikovorsorgen für Kredite an Signa zu bilden. Benkos Signa Holding reagierte nicht auf Anfragen von Bloomberg. Die EZB wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

FMW/Bloomberg



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