Gold/Silber

Silberpreis knackt wichtige 18-Dollar-Marke – aktuelle Lage und Ausblick

Nach dem Ausbruch des Goldpreises aus seiner zehnwöchigen Seitwärtskonsolidierung schickt sich nun auch der Silberpreis an, seine charttechnischen Widerstände nach oben zu überwinden. Auch das fundamentale Umfeld spricht für weitere Kursanstiege. Charttechnisch ist das Überwinden der Marke von 18-US-Dollar pro Unze ein positives Signal für die Silber-Bullen.

Silberpreis bricht aus dem Wimpel aus

Der Silberpreis vollzieht gerade eine klassische trendbestätigende Bewegung: Der Preis des weißen Edelmetalls mündete nach der dynamischen Erholungsbewegung Anfang Juni in eine Wimpel-Formation und konsolidierte den vorherigen starken Anstieg aus. Eine Wimpel-Formation zählt charttechnisch zu den trendbestätigenden Formationen, innerhalb derer sich der Basiswert, in diesem Fall Silber, eine Pause gönnt, um im Anschluss die vorangegangene Trendbewegung fortzusetzen.

Mit dem heutigen Ausbruch aus der Wimpel-Formation und dem Überwinden der auch psychologisch wichtigen runden Marke von 18 US-Dollar pro Unze auf aktuell 18,20 US$/Unze startet der Silberpreis einen erneuten Angriff auf die bereits Anfang September letzten Jahres etablierte Abwärtstrendlinie. Diese Widerstandslinie verläuft aktuell knapp über den aktuellen Notierungen bei 18,34 US-Dollar pro Unze und bildet dort einen Kreuzwiderstand mit der ehemaligen kurzfristigen Aufwärtstrendlinie. Kann der Silberpreis in den nächsten Tagen sein Ausbruchsmomentum nutzen und diesen Kreuzwiderstand durchbrechen, dann sind rasch Kurse bis zu dem Niveau des zyklischen Hochs bei ca. 19,60 US$/Unze aus dem September 2019 möglich. Erst danach, sehr wahrscheinlich nach einer weiteren Konsolidierungsphase, kann der Silberpreis die wichtige Marke von 20 US-Dollar pro Unze ins Visier nehmen.

Chart zeigt Kursverlauf des Silberpreis in US-Dollar

Die einmonatige Auszeit bei seiner Krabbeltour zurück in Richtung zyklischer Höchststände hat der Silberpreis genutzt, um seine Überkauftheit abzubauen. Der RSI (Relative-Stärke-Index) lag damals jenseits der 80-er Marke, also tief im überkauften Bereich (ab 70). Siehe auch mein Artikel vom 3. Juni: „Warum dem Silberpreis eine Konsolidierung gut tut“. Aktuell liegt der von 0 bis 100 oszillierende RSI-Indikator bei 64, sodass von dieser Seite her noch ausreichend Spielraum besteht, um die genannten Widerstände anzugreifen und zu überwinden. Dieses Szenario wird jedoch nicht im luftleeren Raum stattfinden können, sondern stark davon abhängen, ob der „große Bruder“ des Silbers, der Goldpreis, seine Rallye weiter in Richtung 1.800 US-Dollar pro Unze fortsetzten kann. Im Moment sieht es jedenfalls danach aus. Eines ist für den Silberpreis jedenfalls typisch im Vergleich zu Gold-Haussen: Silber kommt spät aber heftig.

Terminmarktdaten weiterhin sehr konstruktiv

Am Silber-Terminmarkt Comex sieht die Verfassung des Marktes so konstruktiv aus, wie seit der Weltfinanzkrise nicht mehr: Der zwischen 0 und 100 oszillierende COT-Indikator steht aktuell bei 75 (Kauf-Zone), und das nach einem Preisanstieg von 56 Prozent seit dem Corona-Tief am 18. März bei 11,64 US$/Unze. Normalerweise steigt die Anzahl der spekulativen Kontrakte in steigende Kurse hinein an – trägt also den Preisanstieg und führt zu einem stark abfallenden COT-Indikator Richtung null. Doch diesmal sind es nicht die Terminmarktspekulanten, die mit virtuellen Silber-Terminkontrakten den Markt hoch kaufen. Es ist die extrem starke Nachfrage nach physischem Silber. Die Käufe von Münzen, Barren und Investmentprodukten mit physisch gedecktem Silber erreichen erneut die Rekordstände der Weltfinanzkrise und im Falle der weltweiten Silber-ETF sogar Bestände darüber hinaus. Die Kleinspekulanten (blaue Linie im Chart) scheinen sich sogar komplett aus dem Termin-Markt zurückzuziehen. Damit nimmt die Gefahr deutlich ab, dass kurzfristige Gewinnmitnahmen eine Kaskade von Stop-Loss-Limiten am Silber-Terminmarkt auslösen und zu einer erneuten Liquidationswelle wie im März dieses Jahres führen.

Fazit und Ausblick

Trotz der aktuellen Nachfrageschwäche aus der Industrie treibt die physische Nachfrage der Investoren nach Münzen, Barren und physisch gedeckten Silberprodukten den Preis des weißen Edelmetalls weiter nach oben. Der Terminmarkt steht eher abseits und fällt damit aber auch als potenzieller Störfaktor aus. Es ist sogar denkbar, dass es sich um einen echten Paradigmenwechsel am Terminmarkt handelt, nachdem dort zuletzt die physischen Auslieferungsansprüche für den Gold-Juni-Future-Kontrakt auf Rekordniveaus anstiegen. Physisches Edelmetall wird in Anbetracht der Dauerkrise im Finanzsystem, verstärkt durch die Coronakrise, zur ersten Wahl der Investoren. Das ist eine gute Nachricht für das überirdisch knappere Edelmetall im Vergleich zu Gold und eine gute Basis für einen weiter steigenden Silberpreis.



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