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So schlecht funktioniert die EZB-Politik: Deutsche Banken lagern 551 Milliarden Euro bei EZB, zahlen dafür 900 Millionen Euro Strafzinsen

Laut EZB funktioniert die eigene "Geldpolitik" ja immer besser. Dank niedriger Zinsen (veranlasst durch die EZB) läuft die Kreditnachfrage der Kunden bei Geschäftsbanken in der Eurozone prächtig. Dadurch würden die Banken...

FMW-Redaktion

Laut EZB funktioniert die eigene „Geldpolitik“ ja immer besser. Dank niedriger Zinsen (veranlasst durch die EZB) läuft die Kreditnachfrage der Kunden bei Geschäftsbanken in der Eurozone prächtig. Dadurch würden die Banken ja ihre überschüssige Liquidität an diese Kreditnehmer herausreichen können. Die wiederum investieren oder konsumieren die Kredite, womit die Konjunktur angeheizt wird. Ganz am Ende soll dann Inflation dabei herauskommen. So weit die Theorie.

Dass die Geschäftsbanken in der Eurozone und vor allem auch in Deutschland ihre überschüssigen Gelder eben nicht massenhaft als Kredite herausreichen, zeigen aktuelle Zahlen der Barkow Consulting. Alleine im Juni hatten deutsche Banken satte 551 Milliarden Euro überschüssige Liquidität bei der Bundesbank (als Teil des Eurosystems der EZB) hinterlegt. Dabei hätte doch eigentlich der Strafzins von -0,40% die Banken davon abhalten sollen Geld zu bunkern – es sollte doch in die Wirtschaft gepumpt werden!?

Aber nein, anscheinend wird es immer noch fleißig bei der EZB und ihren untergeordneten nationalen Notenbanken (wie der Bundesbank) geparkt. So zahlten die deutschen Banken alleine im 1. Halbjahr 2017 satte 900 Millionen Euro Strafzinsen für die Hinterlegung, und damit fast genau so viel wie im gesamten Jahr 2016 (1 Milliarde Euro). Also kann man jetzt schon sagen, dass in 2017 das Volumen der hinterlegten deutschen Bankengelder bei der EZB massiv ansteigt gegenüber 2016. Wahrscheinlich werden es insgesamt 2,2 Milliarden Euro Strafzinsen für 2017 werden. Das wären immerhin 8,3% der jährlichen Vorsteuergewinne der deutschen Banken, die nur für die Strafzinsen an die EZB draufgehen.

Auch für die gesamte Eurozone gibt es Daten. Statt bei 551 Milliarden nur von deutschen Banken sind es insgesamt 1,6 Billionen Euro, die bei der EZB beziehungsweise den nationalen Notenbanken im Juni geparkt wurden mit dem dementsprechenden Zins von -0,40%. Dies kostete die Banken im 1. Halbjahr 2,9 Milliarden Euro Strafzinsen, was im Gesamtjahr wohl auf eine Summe von 6,6 Milliarden Euro hinauslaufen wird.

Gut, letztlich kann man immer noch festhalten, dass „nur“ 8,3% der Gewinne deutscher Banken von den Negativzinsen der EZB aufgefressen wurden. Bleiben ja immer noch 91,7% übrig. So schlecht kann es den Banken also trotz Negativzinsen nicht gehen, oder? Das zeigten vor Kurzem auch die Zahlen der Volks- und Raiffeisenbanken, die in 2016 einen kräftigen Milliardengewinn erwirtschafteten.

Bleibt die Frage: Warum wird immer noch so viel gebunkert? Man könnte es auch so sagen: In vielen Ländern der Eurozone scheinen die Banken lieber 0,40% Zinsen an die EZB zu zahlen, als das überschüssige Geld (mehr Einlagen als Kredite) an anscheinend zu schwache Kreditnehmer herauszureichen.


Das Logo der EZB. Grafik gemeinfrei.



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1 Kommentar

  1. Um Inflation zu erzielen müssten die frisch gedruckten Milliarden in die Realwirtschaft fliessen, dort kommen sie leider nie an, die die Geld haben möchten, bekommen keins, die die bekommen würden brauchen keines. Hochs an den Börsen bis bums ….

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