Gas

Jahrelange Knappheit voraus? Japan warnt: Globale LNG-Lieferungen sind für Jahre ausverkauft

China hat gerade einen Deal mit Katar abgeschlossen. Neue LNG-Terminals in den USA sind erst im Bau. Globale Lieferungen sind für Jahre ausverkauft, so warnt Japan aktuell.

Kurzfristig ertrinkt Europa in zu viel Gas – was wohl an einem viel zu warmen Monat Oktober lag, und auch an Einsparungen. Aber ein kalter Winter könnte die Lage schnell ändern. Und mit Blick auf die nächsten Jahre kann es wirklich kritisch werden. Erst heute kam die Nachricht raus, die wie ein Schock wirkt. Wo die EU zaudert zu lange und zu großvolumige Verträge abzuschließen, hat China rangeklotzt mit einem Lieferdeal für LNG (Flüssiggas) aus Katar über 27 Jahre im Wert von 60 Milliarden Dollar. Die Lieferungen beginnen aber erst ab dem Jahr 2026. Alleine schon daran erkennt man, dass die nächsten drei Jahre offenbar keine zusätzlichen Kapazitäten mehr frei waren.

Eine Detailanalyse über im Bau befindliche LNG-Anlagen in den USA zeigte erst letzte Woche, dass die Arbeiten an mehreren Anlagen noch mindestens zwei Jahre dauern. Solange gibt es auch aus den USA keine erweiterten Kapazitäten für den LNG-Transport nach Europa oder Asien. Heute schreckt eine Meldung aus Japan auf. Es wird laut Bloomberg davor gewarnt, dass sich der weltweite Wettbewerb um LNG in den nächsten drei Jahren verschärfen wird, da zu wenig in die Erweiterung des Angebots investiert wurde. Langfristige Lieferverträge für LNG, die vor 2026 beginnen, sind laut einer vom japanischen Handelsministerium durchgeführten und heute veröffentlichten Umfrage unter japanischen Unternehmen ausverkauft. Diese Art von Verträgen ist für die Käufer von entscheidender Bedeutung, da sie stabile Preise und eine zuverlässige Versorgung über viele Jahre hinweg bieten.

Länder auf der ganzen Welt bemühen sich darum Lieferungen von Kraftwerks- und Heizungsbrennstoffen von großen Exporteuren wie Katar und den USA zu erhalten, aber vor 2026 werden kaum neue Lieferungen in Betrieb genommen. In der Zwischenzeit versucht Europa russisches Pipelinegas durch LNG zu ersetzen, was die globale Brennstoffknappheit weiter verschärft.

Dies bedeutet, dass die Importeure gezwungen sein werden sich stärker auf den volatilen und teuren Spotmarkt zu verlassen, der derzeit fast dreimal so hoch gehandelt wird wie langfristige Verträge. Nach Angaben der International Group of Liquefied Natural Gas Importers erfolgten im vergangenen Jahr rund 30 % aller LNG-Lieferungen über den Spotmarkt.

Beamte des japanischen Ministeriums und Führungskräfte von Energieunternehmen trafen sich am selben Tag um Pläne für die LNG-Beschaffung zu erörtern. Japan wird in diesem Jahr der größte LNG-Importeur der Welt sein, und der Brennstoff ist die erste Wahl des Landes für die Stromerzeugung.

Der Mangel an Investitionen in LNG-Exportprojekte bedeutet, dass die Versorgung über Jahre hinweg sehr knapp sein wird, so das Dokument des Handelsministeriums. Sollte die russische Gaspipeline nach Europa vollständig unterbrochen werden, könnte es im Januar 2025 weltweit zu einem Mangel an 7,6 Millionen Tonnen LNG kommen, was den Importen Japans für einen Monat entspräche, heißt es in dem Dokument. Japan hat Schritte unternommen, um die Energiesicherheit zu erhöhen, indem die Regierung in die Lage versetzt wird, LNG auf dem Spotmarkt zu kaufen, falls die Unternehmen dazu nicht in der Lage sind.

FMW: Sehen wir jetzt noch eine relativ entspannte Lage am europäischen Gasmarkt (Gasmangel erstmal unwahrscheinlich), so kann sich dies in den nächsten Jahren ändern. Man unterschätzt einfach, wie aufwendig es ist und wie viel Zeit es erfordert LNG-Infrastrukturen zu schaffen. Wenn es die nächsten zwei oder drei Jahre auf dem Spotmarkt ein Hauen und Stechen um LNG gibt, kann das noch jahrelang sehr hohe Preise für die Endverbraucher bedeuten. Sehen wir Strom- und Gaspreisdeckel hierzulande also als Dauereinrichtung, um die Volkswirtschaft vor einem Absturz zu bewahren?

FMW/Bloomberg

Leitungen auf einem LNG-Tanker in Pakistan
The pipes of the UMM BAB liquefied natural gas (LNG) tanker at PGP Consortium Ltd. LNG Terminal in Karachi, Pakistan, on Friday, June 24, 2022. This is the third time this month that Pakistan failed to complete an liquefied natural gas (LNG) tender for July, and the country’s inability to purchase fuel threatens to exacerbate electricity shortages just as hotter weather boosts air conditioning and power demand. Photographer: Asim Hafeez/Bloomberg


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24 Kommentare

  1. Also bleibt Gas erst einmal sehr teuer. Und da Habeck keine längerfristigen Verträge abschließen möchte, wird er wohl kein Förderland finden, für kuzlaufende Verträge. Also, jedes Jahr ein „Doppelwums“?
    Solange bis viele Billionen in Wind, Sonne und Speicher investiert worden sind?
    Was wird dann wohl der Strom kosten?
    Denn in der Zeit, in der das alles aufgebaut wird, müssen die Anlagen, die in den letzten über 20 Jahren gebaut worden sind erneuert werden. Und wenn es dann in etwa 20 Jahren doch geschafft sein sollte, dann müssen alle die Anlagen wieder erneuert werden, die jetzt noch gar nicht gebaut sind.
    Und dann wird Strom erheblich billiger?
    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Das ist doch gar nicht vorgesehen, der Konsum und der Wohlstand können doch nur zurückgefahren werden, wenn Energie teurer wird, gilt benso für E-Autos.
      Der CO2 Fußabdruck sol doch kleiner werden, deswegen entscheiden sich schon Frauen gegen Kinder im Westen in Deutschland – genau aus diesem Grund. Wird sogar Werbung damit gemacht. Vor ein paar Jahren hatte man solche Unterstellungen an die grünen Denker für Verunglimpfung hingestellt. Das waren Verschwörungstheoretiker

  2. Gerade am TV gesehen, die LNG Terminale kosten jetzt 6 Mia. statt 3 Mia. Man sagt , Projekte unter Zeitdruck kosten halt mehr,das sei normal. Der Energie- Selbstmord der EU wird noch einige Überraschungen bringen.Auch andere Komponenenten wie Düngemttel werden erst bei der nächsten Ernte inflatorisch wirken.Krankenprämien und allgemeine Versicherungen werden auch erst mit Verzögerung ab Januar 2023 wirken.Ich glaube die Inflatins- Kuh ist noch nicht so schnell vom Eis.

    1. Und das schönste : die sind erst noch bei den Ausschreibungen

  3. Pingback: *** Must-Read: Aktuelles vom 22.11.2022 *** | das-bewegt-die-welt.de

  4. die Grünen wollen die alternativen Energien fördern. Amerika will EU platt machen wirtschaftlich. putin wird als guter Samariter da stehen. ich möchte, dass die dummen Deutschen aufwachen. die ganzen Probleme kann ein Grundschulkind lösen. die Bösen sind die Medien.

  5. Es ist ganz einfach.
    PV Anlage installieren. Strom selbst verbrauchen und den Überschuss verkaufen.
    Wenn wir mehr Strom erzeugen, brauchen die Gaskraftwerke weniger laufen.
    Wir sparen Gas für andere Anwendungen.
    Hilf dir selbst und helf Deutschland aus der Energie Abhängigkeit heraus. Jeder kann was tun. Je mehr wir sind die Aktiv was machen, um so besser.

    Und bitte nicht ständig rum Jammern und den Teufel an die Wand malen. So als wären wir hilflos. Wo sind denn die Denker und Erfinder in unserem Land. Mal anpacken… Bitte…

    1. @ Marko

      Dann mal viel Erfolg bei der Stromproduktion in den nächsten Monaten ;-)

      Aber Sie haben ja vielleicht eine Anlage die bei Nebel, Regen und wolkenverhangenen Himmel Strom produziert

      1. @Sonnenanbeter

        Man muss nicht immer alles durch unangebrachten Sarkasmus schlechtreden, nur um seine antigrünen Ideologien zu befriedigen. Manchmal helfen Fakten einfach wesentlich weiter im hoffentlich vorhandenen Lern- und Erkenntnisprozess.

        PV-Anlagen funktionieren auch bei diffusem Licht und wenig bis gar keinem Sonnenschein.
        Januar und Dezember sind mit Abstand die beiden „schlechtesten“ Monate mit dem geringsten spezifischen Ertrag.
        https://www.solaranlage-ratgeber.de/wp-content/uploads/images/vergleich-monatsertraege-pv-anlage-deutschland-uni-trier.jpg

        Hier einmal meine Auswertung vom Januar 2022 (10 kWp-Anlage)

        Ertrag: 234,7 kWh
        Eigenverbrauch: 174,2 kWh
        Vergütung für Überschusseinspeisung: 4,96 €
        Spezifischer Ertrag: 22,692 kWh/kWp
        Durchschnittlicher Tagesertrag: 7,6 kWh
        Jahresertrag bisher: 234,7 kWh

        Und hier die Daten vom 22. Januar, einem der dunkelgrauesten Tage überhaupt:
        https://14-tage-wettervorhersage.de/wetter/wetterbericht/?val=2022-01-22

        Ertrag: 3,9 kWh
        Spezifischer Ertrag: 0,375 kWh/kWp
        Regionaler spezifischer Ertrag: 0,318 kWh/kWp

        Mithilfe des installierten Speichers konnten einige düstere und ertragarme Tage überbrückt werden. In der Summe blieben acht Tage, an denen wir etwas Strom von außen beziehen mussten.
        Die Überschusseinspeisung kam durch die wenigen sonnigen Tage zustande, als neben dem Eigenverbrauch auch der Speicher zum Bersten voll war.
        Über den Daumen gepeilt sind wir fast 10 Monate komplett autark und erwirtschaften in dieser Zeit sogar noch einen erklecklichen Überschuss, indem wir der Allgemeinheit günstigen und sauberen Strom für 8,2 Cent/kWh zur Verfügung stellen. Bei Gelegenheit stelle ich mal die komplette Jahresauswertung ein.

        1. @ Michael

          „Man muss nicht immer alles durch unangebrachten Sarkasmus schlechtreden, nur um seine antigrünen Ideologien zu befriedigen.“

          Erst schreiben Sie, dass ich PV- Anlagen durch unangebrachten Sarkasmus schlechtrede um dann Festzustellen, dass Januar und Dezember die mit Abstand beiden „schlechtesten“ Monate mit dem geringsten spezifischen Ertrag sind.
          Und genau das sagt mein Kommentar doch aus. Im Winter bringen die Anlagen wenig(er).

          Und dann behaupten Sie, dass ich damit antigrüne Ideologien befriedige, obwohl ich nie behauptet habe, dass die Grünen Schuld an den geringen Erträgen von PV Anlagen in den Wintermonaten haben. Dafür können die wirklich nichts.

          Dann räumen Sie ein, das Sie Mithilfe eines installierten Speichers einige düstere und ertragsarme Tage bei Ihnen überbrückt werden konnten.

          Wieviel hat den Ihr Speicher gekostet ????
          (Obwohl der rechnet sich wahrscheinlich bei den aktuellen astronomische Strompreisen, die aber für die Meisten in Deutschland lebenden ein Problem darstellen)

          Nach Marko’s Aussage kann ja jeder etwas tun und sich eine PV Anlage ….und einen Stromspeicher???..kaufen und Überschüsse einspeisen.

          Echt jetzt???

          Ist mir neu, dass jeder in Deutschland sich das mal locker leisten kann und sich meist unrentable Speicher aus der Portokasse zu einer PV Anlage dazukauft, geschweige denn sich überhaupt eine PV Anlage leisten kann.

          Aber schön für Sie, dass Sie das nötige Kleingeld haben und sich das locker leisten können und viel investieren können um dann günstig einzuspeisen.

          Damit fühlt sich meine Stromrechnung, die sich in den letzten 2 Jahren verdreifacht hat viel besser an.

          Also liebe Leute…Alles kein Problem und hört auf zu jammern. Kauft euch einfach für ein Paar Tausend Euro eine PV-Anlage und eine Batterie dazu und dann speist mal schön den Strom ein, damit wir etwas Gas einsparen können ;-)

          Das ist die Lösung auf die ihr noch nicht gekommen seit ;-)

          1. @Sonnenanbeter

            Schade, dass Sie nicht zu einer sachlichen Diskussion bereit sind.

            Sie schreiben an Marko: Aber Sie haben ja vielleicht eine Anlage die bei Nebel, Regen und wolkenverhangenen Himmel Strom produziert. Das impliziert, dass PV-Anlagen im Winter keinen Strom produzieren. Tun sie aber, nur eben weniger. Genau das haben Sie eben nicht geschrieben.
            Mit antigrün meinte ich nicht die Partei, sondern grünen Strom bzw. eine grüne Einstellung. Das war etwas missverständlich ausgedrückt.

            Natürlich kann nicht jeder eine PV-Anlage installieren, etwa Mieter. Eigenheimbesitzer aber schon, und das ist schon mal etwa die Hälfte der Bevölkerung. Wobei ich jetzt auf die Schnelle nicht finden kann, wie sich das auf Häuser und Eigentumswohnungen aufteilt. Mieter könnten sich zumindest kleinere Balkonanlagen installieren. Die bringen etwa 550 bis 600 kWh pro Jahr und haben sich nach 3 bis 4 Jahren amortisiert.
            https://www.reichelt.de/de/de/solarsystem-balkonkraftwerk-600-wp-bk-set01-p333687.html?utm_source=Preisvergleich_&utm_medium=CPC&utm_campaign=Preisvergleich_&utm_source=psuma&utm_medium=billiger.de&PROVID=2464&&r=1

            Von den Kosten und Erträgen war bis dahin keine Rede, da müssen Sie nun nicht schon wieder eine Schippe Sarkasmus nachlegen. Denn auch das lässt sich sachlich diskutieren und durchrechnen.

            Ich habe Ihnen ja aufgelistet, dass wir rund 10 Monate komplett autark sind und zudem noch Überschüsse einspeisen.
            Die Anlage mit Speicher hat etwa 24.000,- € brutto gekostet. Es gab auch Fördermittel, die lasse ich hier der Einfachheit halber aber mal weg. Die Mehrwertsteuer wird vom Finanzamt erstattet, falls man sich nicht für die Kleinunternehmerregelung entscheidet. Ab 2023 soll die Stromproduktion solch kleinerer Anlagen komplett umsatzsteuerbefreit werden, also Einspeisung und Eigenverbrauch. Die Umsatzsteuer für die Investition kann dennoch geltend gemacht werden. Das muss jeder für sich entscheiden, wie er das handhaben will.

            Wie oben schon gesagt, werde ich mir demnächst einmal die Mühe machen, ein paar Jahresauswertungen aufzubereiten, um einen Durchschnitt und die genaue Einspeisemenge zu erhalten. Aber schon mal vorab ein paar ungefähre und gerundete Werte.
            Unsere Anlage produziert im Jahresdurchschnitt etwa 10.500 kWh Strom.
            Der Eigenverbrauch (privat und Büro) liegt bei 5.500 kWh. Dieser kann zu etwa 90% abgedeckt werden, also rund 4.950 kWh. Bei einem Arbeitspreis von angenommen 40 Cent eine Summe von 1.980 €.
            5.000 kWh werden eingespeist zu einer Vergütung von 8,2 Cent. Ergibt in der Summe 410 €.
            Alles in allem also 2.390 € pro Jahr.
            An laufenden Kosten für Zähler, Wartung und Versicherung fallen etwa 120 € an.

            Verbleiben also 2.270 € p.a.
            Mit Kleinunternehmerregelung (also ohne Umsatzsteuererstattung der Anlage) hat sich die Investition in 10 bis 11 Jahren amortisiert.
            Im anderen Fall (mit Umsatzsteuererstattung) sind es 9 Jahre.

            Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die 10 kWp etwas überdimensioniert sind, weil wir mit deutlich mehr Verbrauch im Büro und Digitaldruckerraum gerechnet hatten. Für Privatpersonen ist eine 5 bis 7 kWp-Anlage völlig ausreichend, je nach Anzahl der Personen im Haushalt. Die Investitionskosten sind in dem Fall entsprechend geringer. Wer das Geld nicht übrig hat, kann die Anschaffung natürlich auch finanzieren. Für PV-Kredite liegt der durchschnittliche Zinssatz derzeit bei etwa 3%.

            Selbst wenn nun ungünstigere Witterungsbedingungen in anderen Regionen und derzeit höhere Preise vorherrschen, im ungünstigsten Fall hat sich die Investition in spätestens 15 Jahren gelohnt. Die monatlichen Raten für Kredite können mit der entsprechenden Einsparung der monatlichen Stromabschläge bedient werden.

            Völlig daneben sind Ihre Bemerkungen von wegen speist mal schön günstig ein. Genau das sollte man natürlich möglichst wenig machen, Eigenverbrauch ist die rentable Komponente. Für ein Ehepaar, das den ganzen Tag über auf Arbeit ist und auch keine smarten oder zeitgesteuerten Geräte besitzt, sieht es mit der Rentabilität natürlich völlig anders aus. Wer den ganzen Tag über Strom verbrauchen und im Idealfall auch noch ein E-Auto aufladen kann, steht natürlich unvergleichlich besser da. Entscheidend ist also immer die jeweilige Lebenssituation.
            Für uns war es ideal, speziell der „unrentable“ Speicher.

          2. „Es gab auch Fördermittel, die lasse ich hier der Einfachheit halber aber mal weg.“

            Warum?

            Die werden doch mit Steuergeldern finanziert.

            Somit haben die, die sich keine PV Anlage leisten oder nicht installieren können Ihre Anlage schön, mit immer höher werdenden Abgaben mitfinanziert. Alles damit die Anlage sich auch rechnet, obwohl sie in den Wintermonaten wenig Strom liefert.

            Unter dem Deckmantel der Klimarettung findet eine ungerechte Verteilung von unten nach oben statt mit der Sie auch noch angeben. Wollen Sie von mir jetzt eine Bestätigung, das sie ein toller Investor und Klimaretter sind?

          3. @Sonnenanbeter

            Es ist immer wieder faszinierend, wie vom eigentlichen Thema abgelenkt wird, hin zu ablehnenden Allgemeinplätzen und absolutem Käse wie Umverteilung von unten nach oben. Diese existiert natürlich unbestreitbar, mit privaten PV-Anlagen auf den Dächern hat das aber nun wirklich gar nichts zu tun.

            Extrem wichtig bei einer solchen Diskussion ist die Einbeziehung von bzw. die Differenzierung nach zeitlichen Komponenten.

            Phase 1 bis 2009
            Völlig unbestritten ist, dass in der ersten Phase der Energiewende PV-Anlagen massiv durch die Einspeisevergütung und damit durch den Differenzbetrag der EEG-Umlage gefördert wurden. In dieser Phase gab es allerdings absolut gesehen nur sehr wenig Anlagen bzw. installierte Leistung, was die hohe Einspeisevergütung von durchschnittlich 50 Cent extrem relativierte. Die EEG-Umlage betrug zu der Zeit (2003 bis 2009) durchschnittlich rund 0,8 Cent (!!!)
            Die Steigerung der Strompreise um 6 Cent = 35% (!!!) im gleichen Zeitraum lässt sich damit nicht im Ansatz erklären.
            https://www.wegatech.de/ratgeber/photovoltaik/foerderung-finanzierung/einspeiseverguetung/#entwicklung
            https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152973/umfrage/eeg-umlage-entwicklung-der-strompreise-in-deutschland-seit-2000/
            https://www.entega.de/fileadmin/bilder/lp-strompreisentwicklung/strompreis-entwicklung-kosten-1280.png

            Phase 2 (2010 bis 2020)
            Ab 2010 folgte dann der fatale Fehler der Regierungskoalition aus CDU und FDP, der zum EEG-Paradoxon führte: Die Zwangsvermarktung grünen Stroms an der Börse.
            Dieses Mehrangebot drückte die Börsenpreise von rund 9 Cent auf bis zu 2 Cent. Massive Profiteure davon waren 11 Jahre lang Stromeinkäufer aus der Wirtschaft und der Industrie, die sich von der EEG-Umlage auf Kosten kleinerer Unternehmen und der Endverbraucher befreien ließen.

            Die Summe aus Börsenpreis plus EEG-Umlage ergibt dennoch keinen spürbaren Unterschied zu den Beschaffungskosten von 2009. Also auch hier kein Grund für irgendwelche Preissteigerungen, schon gar nicht von 39% (!!!). Das Problem für uns Verbraucher lag einfach daran, dass der riesige nicht bezahlte EEG-Anteil von Großverbrauchern auf unsere Schultern abgeladen wurde.
            Ja, mit marktliberalen Parteien an der Spitze geht sowas!

            https://www.iwr-institut.de/de/presse/presseinfos-energiewende/strompreise-fuer-verbraucher-steigen-boersen-strompreise-sinken-auf-rekordtiefs
            Ab 2014 stabilisierte sich dann die EEG-Umlage, während die Beschaffungskosten tendenziell weiter sanken, um in 2020 den absoluten Tiefpunkt zu erreichen. Die Netzentgelte lagen weiterhin etwa auf dem Niveau von 2006.
            Dies hätte also eher zu einer Senkung, zumindest aber einer Stabilisierung der Verbraucherpreise führen müssen. Warum diese von 2018 bis 2020 dennoch um 10% angestiegen sind, fragen Sie am besten Ihren Stromversorger. Oder meinetwegen auch Ihren Arzt oder Apotheker.

            Phase 3 ab 2021
            EEG-Umlage und Einspeisevergütung sind drastisch gesunken. Erstere wurde Mitte 2022 dann komplett abgeschafft.

            Noch ein Wort zu Strompreisjammerei in diesem Zeitraum:
            Der Strompreis für Privathaushalte liegt in Deutschland um ca. 50 % höher als im europäischen Durchschnitt (Quelle: stromreport.de, Betrachtungsjahr 2020), allerdings liegt hier auch die Kaufkraft pro Einwohner um 60 % höher (Quelle: statista.de, Betrachtungsjahr 2019). Berücksichtigt man Strompreis und Kaufkraft, so liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. (Seite 20)
            https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf

            Abschließend noch ein Wort zu Ihren steuergeldfinanzierten Fördermitteln.
            Wie wäre es denn damit:
            – Den paar hundert Euro Förderung steht ein Vielfaches an Umsatzsteuereinnahmen für den Staat gegenüber von all denen, die die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen
            – Eigenverbrauch senkt die Nachfrage und drückt somit den Strompreis für alle
            – Überschüsse werden weit unter Börsenpreis eingespeist und drücken ebenfalls den Strompreis für alle

            Solarstrom liefert massiv in der Tageskernzeit, wenn die Last – und mit ihr früher auch der Strompreis – die Mittagsspitze erreicht. Dort verdrängt er überwiegend teure Spitzenlastkraftwerke – besonders Gaskraftwerke und Pumpspeicher. Diese Verdrängung senkt den gesamten resultierenden Börsenstrompreis und führt zum Merit-Order-Effekt der PV-Einspeisung.

            Und bitte jammern Sie mir jetzt nicht wieder die Ohren voll mit Ihrer Verdreifachung der Stromrechnung. Das adressieren Sie mal besser an unsere „zuverlässigen“ Gaslieferanten aus dem Osten und unsere Atom-Freunde jenseits der Westgrenze.
            Fakt ist, ohne Erneuerbare dürften Sie zu Ihrer Erhöhung noch eine nette Schippe drauflegen.
            Sehen Sie sich einmal die Börsen-Preisdifferenzen zu Ländern an, die in hohem Maße von Kernkraft oder Gaskraft abhängig sind. So wie etwa die ungarischen Freunde mit ihren supergünstigen Gas-Spezialverträgen mit Russland.

          4. Korrektur: Der Absatz „Phase 3 ab 2021…“ gehört hinter den nachfolgenden Absatz „Noch ein Wort zu…“

    2. @Marko
      Und was machen die die in einem Mietshaus wohnen ? wo installieren die ihre PV Anlage ? Auf der Wiese vorm Haus eine jede mit Namensschild und Kabel in die Wohnung ? Und die läppischen 15 bis 20 tsd. € oder mehr liegen einfach so rum.
      Sind Sie Grüner das Sie so einfach denken ?

    3. @Marko
      Die Erzeugung von Wind- und Solarenergie war nie gedacht gewesen um Deutschland von Energie unabhängiger zu machen, sondern einzig und allein um CO2 zu sparen. Alleinig für das Klima. Das hatte die Regierung noch vor 4 Jahren ausdrücklich betont.
      Die Energieunabhängigkeit wird jetzt hineingedichtet, weil es helfen soll die Folgen der Sanktionen zu verschleiern.

  6. MMT tut der nächsten Generation weh

    @ Sonnenanbeter, richtig und allles was von den Poitikern und Notenbaknen in den letzten Jahren produziert wurde, hat immer zu Umverteilung geführt.Von Kryptos und Immos nicht zu sprechen und gemäss Aussage von Marc Faber ist auch die Börse ein solches Vehikel geworden. Wenn genug umverteilt ist und die Mehrheit nichts mehr hat ist dann Schicht im Schacht.Die einzige Lösung ist dann ein hohes Bürgergeld oder bedingungsloses Einkommen für die Mehrheit, finanziert durch die endlosen Sondervermögen der MMT Verfechter.

    1. Na wunderbar, jetzt sind wir durch zwei populistische Zwischenkommentare vom Sonnenanbeter von privaten PV-Anlagen bei Umverteilung, Notenbanken, Kryptos, Immos und Bürgergeld gelandet.
      Ziel erreicht, vom Thema abgelenkt, fünf neue Nebelkerzen wurden erfolgreich gezündet.
      Zielgerichtete sinnvolle Diskussionen auf diesem Niveau sind leider nicht möglich.

      1. @ michael
        Wenn das bei Ihnen mit den PV Anlagen, vor allem als wichtigen Zusatz incl. Speicher so klappt und Sie zufrieden sind, ist das ja o.K..
        Sie sollten in Meyer Burger investiert sein. Sehr innovativ und vielversprechend.

  7. @ Michael

    Danke für diese sehr ausführliche Darlegung bzgl. PV-Anlagen. Und ich sehe das auch so, wer die Möglichkeit (Gebäude, Ort, Geld) hat, der sollte das machen, zumal die Anlagen in den letzten Jahren ja viel günstiger geworden sind. Allerdings steckt hinter dieser Investition – das sollte man ehrlicher Weise sagen – immer der zu erwartende Gewinneffekt (Einspeisung und steuerliche Vorteile). Aktuell sollte aber jeder auch ohne möglichen Gewinneffekt das in Erwägung ziehen, da Strom wohl nicht billiger werden wird und eine Eigenversorgung unabhängig macht (wie so Gemüsegarten früher).
    Ich war jetzt im Spätsommer mal mit dem Fahrrad in Lützerath. Dort ist aktuell die Abbruchskante und der Ausblickspunkt für den Kohleabbau Garzweiler (Jüchen). Lützerath ist eines der Dörfer, die der Kohle weichen mußten. Aktuell stemmen sich aber Klimaaktivisten und auch die Antifa gegen den endgültigen Abriß. Das „Dorf“ besteht aus einem großen Bauernhof (eher Gutshof) mit Scheunen und Hallen und zwei älteren Häusern und einem moderneren Bungalow. Bis auf den Bauernhof alles schon verlassen und nun besetzt.
    Aber warum schreibe ich das hier? Auf dem Weg dorthin fuhr ich durch mindestens 6 Ortschaften, in denen überall Plakate zum Protest gegen RWE auffordern.
    Was mir nur so krass auffiel, nirgendwo auf den Häusern (auch nicht den Neuen) waren PV-Anlagen zu sehen. Das hat mich schon geärgert. Nur immer jammern und dagegen sein, aber selber nicht so richtig aus dem Quark kommen.
    Es wäre schon eine enorme Zunahme an Stromproduktion bzw. Einsparung, wenn der Eigenverbrauch damit quasi egalisiert würde.
    Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit und evt. auch keine günstige Sonnenlage.

    Aber man sollte auch bedenken, daß gleichwohl eine Parallelstruktur vorhanden sein muß, was natürlich dauernde Kosten bedeutet. Was der o.g. Argumentation keinen Abbruch tut. Nur wenn man über Kosten spricht, wäre das immer mit zu berücksichtigen.

    1. @jumpin1

      Vielen Dank für die Ergänzung und den bisher einzigen sachlichen, themenbezogenen Beitrag.
      Zu Lützerath kann ich natürlich mit keinen Erfahrungen aufwarten und könnte somit bestenfalls mutmaßen. Also enthalte ich lieber eigener Stellungnahmen dazu. Doch eine Frage sei erlaubt: Sind Sie sicher, dass die Klimaaktivisten und auch die Antifa aus den 6 Ortschaften ohne PV-Anlagen stammen, die Sie durchradelt haben? Oder haben Sie die nur so erwähnt?

      Ihr Argument mit der Parallelstruktur steht in dem Zusammenhang auf etwas wackligen Füßen bzw. läuft etwas am Thema vorbei. Warum? Weil sie auf die bundesdeutsche Gesamtsituation abzielt, also Endverbraucher, Behörden, öffentliche Einrichtungen, Betriebe und Industrie. Ich rede allerdings hauptsächlich vom privaten Sektor und dem Beitrag, den dieser leisten könnte. Und das speziell am Beispiel meiner ganz individuellen Situation. Eine 90%ige Autarkie erfordert natürlich auch nur einen Bruchteil an nötiger Parallelstruktur, weil eben der batterieelektrische Speicher schon zu dieser zählt.

      Unabhängig davon habe ich folgendes dargelegt:
      Summa summarum ergeben sich also Strompreiserhöhungen von 35% von 2003 bis 2009 plus von diesem Niveau ausgehend nochmals 39% von 2010 bis 2020. Oder, klingt noch schlimmer, 88% von 2003 bis 2020. Und das, obwohl alleine dank der Erneuerbaren die Beschaffungskosten an den Börsen auf ein nie dagewesenes Tiefpreisniveau von 2 Cent/kWh gefallen waren.
      Auch mit der EEG-Umlage und trotz Parallelstruktur hätten sich die Endverbraucherpreise in diesem Zeitraum also nicht erhöhen dürfen. Oder zumindest nicht ansatzweise in diesem Ausmaß.
      Denn die Parallelstruktur gab es schon immer, mit zunehmendem Anteil Erneuerbarer wurde diese sogar sukzessive entsprechend reduziert.

      Die einzig wirklich relevante Frage ist: Cui bono?
      Zwei Hinweise auf die Antwort habe ich ebenfalls angeschnitten:
      1. Stromversorger, die die rein emotionale und faktisch völlig unbegründete Stimmungmache gegen Erneuerbare und EEG-Umlage zu ihren Gunsten nutzen und an der Margenschraube drehten.
      2. Den riesigen nicht bezahlten EEG-Anteil von Großverbrauchern (Industrie), der auf den schmalen Schultern von uns Endverbrauchern und kleineren Unternehmen abgeladen wurde.

      Nur scheint es in Deutschland so zu sein, dass diese Tatsachen ein völliges Tabu darstellen, das bestenfalls mit der Kneifzange angefasst und thematisiert werden darf. Irgendwie seltsam, oder einfach gute Lobbyarbeit?

      1. @ Michael
        Zu Lützerath: Nein, die Protestierenden kamen mehrheitlich nicht von dort. Die interessiert Lützerath als solches nicht. Die Erwähnung erfolgte wohl aus der Gesamtbetrachtung heraus, aber auch aus meiner Verärgerung darüber. Junge, naive Menschen mit Goodwill, die von harten Extremisten mißbraucht werden. Na ja…..

        Aber richtig, bei strikter Trennung in Sachen PV-Anlagen ist für die private Berechnung das Gesamtbild natürlich nicht wichtig. Ich betrachte allerdings die Dinge immer aus dem Gesamtblick, versuche es zumindest.

        Ich habe mal meinen privaten Stromverbrauch und die Kosten bei gleichbleibenden Umständen seit 2016 bis heute nachvollzogen. Dabei hat sich der Preis von KWh immer zwischen 20 und 22 Cent bewegt. Nahezu verdoppelt haben sich aber die Zusatzgebühren plus der Zusatzabgaben in dieser Zeit bei verschiedenen Anbietern. Insgesamt haben sich meine persönlichen Stromkosten seit 2010 im Wesentlichen nicht verändert.

        1. @jumpin1

          Ihre Angaben von 2016 bis etwa 2020/21 stimmen im Wesentlichen mit meinen Aussagen und dem verlinkten Bild überein. Die EEG-Umlage und damit der Verbraucherstrompreis hatten sich seit 2013/14 ansatzweise stabilisiert.
          https://www.entega.de/fileadmin/bilder/lp-strompreisentwicklung/strompreis-entwicklung-kosten-1280.png

          Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass Ihr Arbeitspreis/kWh auch in 2022 bei 22 Cent liegt. Es sei denn, Sie haben einen Wundertarif von Anfang 2021 mit 2 Jahren Preisbindung gefunden. Dann wird das dicke Ende allerdings bald folgen 😧
          https://static.verivox.de/bilder/strompreisentwicklung-10-jahre-4685-598-399.jpg

          Ebenfalls etwas „unrund“ klingt für mich, dass Sie seit 2016 Verbrauch und Kosten nachvollzogen haben, um etwas später zu schreiben, dass sich Ihre persönlichen Kosten seit 2010 kaum verändert haben. Damit hätten Sie die beiden entscheidenden Phasen mit den größten Erhöhungen einfach „übersprungen“:
          2011 bis 2013 über 20% (Anstieg der EEG-Umlage durch EEG-Paradoxon)
          2021 und 2022 um die 40% (Beschaffungskosten)
          https://www.verivox.de/strom/verbraucherpreisindex/

          Natürlich möchte ich Ihnen Glauben schenken und hier nichts unterstellen. Allerdings dürften Sie mit Ihrer Stromkostenentwicklung die ganz große Ausnahme sein.

          P.S. Auch ich versuche, immer den Gesamtblick im Auge zu behalten. Allerdings hat der Sonnenanbeter speziell das Thema privater PV-Anlagen angestoßen. Und da wollte ich nicht vorrangig über die Energiewende im Allgemeinen philosophieren, sondern an einem ganz konkreten Beispiel einmal Zahlen ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit präsentieren. Wirre Ablenkungsmanöver überlasse ich lieber Anderen.

          1. @ Michael
            Alles richtig erkannt. Auch die Schwachpunkte. Ich habe die Daten von 2010 auf einem anderen Server liegen und hatte keine Lust, den extra zu aktivieren. Allerdings aus der Erinnerung heraus habe ich auch seit 2010 immer die gleichen Monatsabschläge gehabt und keine wesentlichen Nachberechnungen. Aber die Daten seit 2016 hatte ich griffbereit :-)

            In der Tat. Ich hatte Glück und letztes Jahr im Juni einen neuen Vertrag über 2 Jahre abgeschlossen. Als ich zuletzt auf die Seite meines Versorgers schaute, lag der Preis pro KWh mittlerweile bei 44 Cent. Auch ich denke, das wird nicht das Ende sein :-)

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