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Zins-Arbitrage für Banken vor dem Aus? US-Banken und Zinsen – Fed könnte Gelddruckmaschine im März abschalten

Risikolose Arbitrage-Gewinne könnten bald vorbei sein.

Beflaggtes Gebäude der US-Notenbank in Washington, D. C., Ecke 20th Street und Constitution Avenue
Gebäude der US-Notenbank Fed in Washington, D. C. | Foto: S. Eccles / Bloomberg

Als im März dieses Jahres innerhalb von fünf Tagen mehrere US-Banken in Zahlungsschwierigkeiten gerieten und eine Bankenkrise drohte, etablierte die US-Notenbank Fed ein Notfall-Kreditprogramm. Doch zuletzt wurden diese preiswerten Kredite immer häufiger für „regulatorische“ Arbitragegeschäfte genutzt, um Gewinne mit überschüssigen Zinsen zu generieren. Wie lange schaut die Fed diesem Treiben noch zu?

Die Bankenkrise in den USA wurde ursprünglich ausgelöst, weil sich die von den Kreditinstituten bei der Fed hinterlegten Sicherheiten in Form von Anleihen im Zuge der Zinserhöhungen stark entwertet hatten. Zudem wurden Forderungen der Banken gegenüber zahlungsschwachen Schuldnern, v. a. von Startups und aus dem Bereich Gewerbeimmobilien, vermehrt ausfallgefährdet. Geschäfts- und Privatkunden verloren daraufhin das Vertrauen und zogen in Milliardenhöhe Geld von Konten der betroffenen Banken, wie der Silicon Valley Bank, ab.

Notkreditprogramm der Fed mit günstigen Zinsen für US-Banken läuft aus

Die wachsende Kluft zwischen dem Zinssatz für die im März 2023 geschaffene Notkredit-Fazilität der Federal Reserve und dem, was die Notenbank den Institutionen für ihre geparkten Überschussreserven an Zinsen zahlt, deutet laut des Analysehauses Wrightson ICAP gegenüber Bloomberg News darauf hin, dass die Geldpolitiker aus Washington das Programm im März auslaufen lassen werden.

Die Fed führte Anfang des Jahres das sogenannte „Bank Term Funding Program“ (BTFP) ein, als die Bankenkrise die Märkte erschütterte und ein Domino-Effekt á la Lehman-Krise drohte.

Das BTF-Programm ermöglicht es Banken und Kreditgenossenschaften, Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten aufzunehmen. Als Sicherheiten können US-Staatsanleihen und Anleihen anderer öffentlicher Schuldner zum Nennwert verpfänden werden. Und zwar auch dann, wenn der aktuelle Marktwert der Sicherheiten deutlich vom Nennwert nach unten abweicht. Der Zinssatz für diese Not-Kredite (einjährige Overnight-Index-Swaps; OIS;  plus 10 Basispunkte) beträgt derzeit 4,83 Prozent p. a. und ist somit 56 Basispunkte niedriger als der Zinssatz für Reserveguthaben.

Seitdem die Fed auf ihrer letzten Sitzung Anfang Dezember beschlossen hat, für das kommende Jahr mehrere Zinssenkungen anzukündigen, sind die OIS-Zinssätze deutlich gesunken und die daran gebundenen Zinsen für die Notkredite aus dem BTF-Programm ebenfalls. Die Geschäftsbanken erkannten sehr schnell, dass sich daraus eine attraktive und v. a. risikolose Möglichkeit für Arbitrage-Geschäfte ergab:

Zinsdifferenz zwischen Notfallkrediten der US-Notenbank Fed und Überschussreserven Für US-Banken
Zinsdifferenz zwischen Notfallkrediten der US-Notenbank Fed und Überschussreserven für US-Banken | Volumen der Inanspruchnahme von Notfallkrediten

BTFP-Volumen steigt auf Rekordhoch

Die deutlich gesunkenen Zinsen für die Kreditaufnahme im Rahmen des BTF-Programms führte laut Bloomberg zu einer Rekord-Inanspruchnahme in der Woche bis zum 20. Dezember bis auf ein Volumen von 131 Milliarden US-Dollar. Dies geht aus den jüngsten zur Verfügung stehenden Daten der Fed hervor.

Die exzessive Nutzung in Verbindung mit der Arbitragemöglichkeit für die Banken mit Zugang zu dem Notprogramm veranlasst die Marktteilnehmer, sich zu fragen, ob die Zentralbank dieses Fenster für neue Kredite schließen wird, das am 11. März 2024 planmäßig auslaufen soll. Zumal sich die Lage für die US-Banken zuletzt wegen der gesunkenen Kapitalmarktzinsen und wieder gestiegener Anleihekurse deutlich verbessert hat. Die Bedeutung des Notkredit-Programms für die Stabilität des Bankensystems ist dadurch zurückgegangen.

„Um die großzügigen Bedingungen des ursprünglichen Programms zu rechtfertigen, verwies die Fed auf die ‚ungewöhnlichen und anspruchsvollen‘ Marktbedingungen, mit denen die Bankenbranche nach den Einlagenerhöhungen im vergangenen Frühjahr konfrontiert war“, schrieb Lou Crandall, ICAP-Ökonom bei Wrightson in einer Mitteilung an deren Kunden.

„Im heutigen, normaleren Umfeld wäre es schwierig, eine Erneuerung des Programms zu rechtfertigen.“

Fed-Offizielle halten sich mit Äußerungen zum BTFP noch zurück

Wenn sich die politischen Entscheidungsträger bei der Fed in Washington dafür entscheiden würden, das Programm zu beenden, würde die US-Notenbank laut Bloomberg über andere Instrumente verfügen, falls Banken im Krisenfall schnell Liquidität benötigen: das Diskontfenster und die ständige Repo-Fazilität (SRF) zum Beispiel. Vertreter der Fed haben versucht, das seit langem mit dem Liquiditätsfenster-Fenster verbundene Stigma zu beseitigen.

Der SRF, ein im Juli 2021 dauerhaft eingeführtes Fed-Tool, ermöglicht es berechtigten Gegenparteien, den sogenannten „Primärhändlern“ und derzeit etwa 25 in den USA tätigen Banken, bestimmte Wertpapiere an die US-Notenbank zu verleihen und Dollar zu einem festgelegten Zinssatz von etwa 5,5 Prozent zu leihen.

Fed-Gouverneur Michael Barr sagte in einer Rede Anfang des Monats, dass Banken bereit sein sollten, Kredite auch aus dem Diskontfenster der Fed aufzunehmen und betonte, dass Institute die Fazilität in guten wie in schlechten Zeiten nutzen sollten. Dadurch würde diese Finanzierungsmöglichkeit ihr negatives Image verlieren.

Dazu müsste gleichwohl ein Kreditinstitut mit der Nutzung des Diskontfensters ohne Not beginnen, dessen Stabilität für alle Marktteilnehmer außer Frage steht. Da dies noch nicht geschehen ist, will sich bei der Fed aktuell niemand zum geplanten Auslaufen des BTF-Programms äußern.

„In der Stigmatisierungsdebatte steht derzeit besonders viel auf dem Spiel“, schrieb Crandall in seiner Kundenmitteilung laut Bloomberg News. Crandall ergänzt: „Die Fed hofft, dass die seit Juli 2021 neu existierende ständige Repo-Fazilität in den kommenden Jahren als reibungslos funktionierendes Instrument dienen wird. Das wird nur passieren, wenn die Banken die Aufnahme von SRF-Krediten als rein kommerzielle Entscheidung und nicht als Reputations- oder Regulierungsrisiko betrachten.“

FMW / Bloomberg



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