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Laut Kolanovic sind die Gewinnprognosen zu hoch Wall Street-Stratege sagt: Die Leidenszeit ist noch nicht vorbei

Wall Street. Foto: Vwalakte - Freepik.com
Wall Street. Foto: Vwalakte - Freepik.com

Die Leidensfähigkeit an der Wall Street wird derzeit auf eine harte Probe gestellt – seit Mitte Juli geht es für die US-Aktienmärkte abwärts. Der breitgefasste S&P 500 korrigierte in dieser Zeit von rund 4.600 auf 4.100 Punkte. Zuvor hatten die Märkte lange Zeit die schlechten Nachrichten ausgeblendet. Doch allmählich scheinen die Wall Street-Mahner Mike Wilson von Morgan Stanley und JPMorgan’s Kolanovic recht zu bekommen. Beide Strategen hatten zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass sich die Gewinnprognosen von den Risiken abgekoppelt haben.

Trotz der bereits fortgeschrittenen Korrektur an der Wall Street bleiben die Strategen pessimistisch für die kommenden Quartale. Mike Wilson sagte: „Eine geringe Marktbreite, trübe Aussichten für die US-Wirtschaft, sinkende Gewinnrevisionen sowie ein schwindendes Vertrauen bei Verbrauchern und Unternehmen sprechen nicht gerade für eine Jahresendrallye“. Marko Kolanovic von JPMorgan fügt nun hinzu, dass die rosigen Erwartungen der Wall Street für zweistellige Gewinnzuwächse in den kommenden Quartalen nach unten korrigiert werden müssen, da die vollen Auswirkungen der geldpolitischen Straffung jetzt bei den amerikanischen Unternehmen ankommt.

Wall Street Erwartungen zu hoch

Wie Bloomberg berichtet, sagte der führende Stratege des Unternehmens, dass die Konsenserwartungen von 12 % Wachstum des Gewinns pro Aktie viel zu hoch seien. „Die Risiken, die sich aus der nachlassenden Verbrauchernachfrage und der Preisgestaltungsmacht der Unternehmen ergeben, inmitten eines restriktiven Zinsumfelds, einer Verknappung der Liquidität und erhöhter geopolitischer Risiken sind komplett von den Erwartungen“abgekoppelt“, so Kolanovic.

„Ohne präventive Zinssenkungen durch die globalen Zentralbanken sehen wir eine Verschärfung der Risiken, da der Höhepunkt der restriktiven Geldpolitik noch bevorsteht“, schrieb Kolanovic am Montag in einer Mitteilung an Kunden.

Die ersten Korrekturen der Gewinnprognosen sind bereits eingetroffen. Die Deutsche Bank erklärte, dass die Schätzungen der Analysten für das vierte Quartal seit Beginn der laufenden Berichtssaison um „mehr als typische“ 1,9 % gesenkt wurden.

Kolanovic teilt die Ansicht seines Wall Street-Kollegen Mike Wilson von Morgan Stanley, der die Gewinnprognosen für das vierte Quartal und das Jahr 2024 als zu hoch bezeichnete, „selbst bei einer Wirtschaft, die sich gut entwickelt“.

Wall Street: Gewinnprognosen an den Aktienmärkten zu hoch, sagt Kolanovic von JPMorgan
JPMorgan Headquarter in New York. Foto: Andrew Harrer/Bloomberg

Aktienmärkte mit Warnsignalen

Die anhaltende Underperformance von Small-Cap-Aktien, die sich abschwächenden Umfragen zur Anlegerstimmung und die Abkopplung des Goldpreises von den Anleiherenditen spiegeln die zunehmende Vorsicht der Anleger wider, schrieb Kolanovic, wodurch die Aktienmärkte dem Risiko weiterer Rückgänge ausgesetzt sind.

Lori Calvasina, Strategin bei RBC Capital Markets, wies auch auf die „auffallend“ pessimistischen Töne der Unternehmensleiter in den Telefonkonferenzen nach der Veröffentlichung der Ergebnisse in der laufenden Berichtssaison hin.

In der vergangenen Woche hat eine Reihe enttäuschender Ergebnisse von Technologie-Schwergewichten wie der Google-Muttergesellschaft Alphabet und die Facebook-Mutter Meta Platforms den S&P 500 Index in eine technische Korrektur gezogen. Der Leitindex der Wall Street gab von seinem Juli-Hoch bereits 10 % nach. Die nächste große Hürde für Aktienhändler in dieser Woche sind die Ergebnisse des Tech-Schwergewichts Apple am Donnerstag.

„Die S&P 500-Statistiken sind einfach nicht stark genug, um die US-Aktienmärkte aus seiner jüngsten Malaise herauszuholen“, schrieb Calvasina.

FMW/Bloomberg



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