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Goldpreis im Höhenflug Warum Gold Rekorde bricht und was China damit zu tun hat

Warum Gold Rekorde bricht und was China damit zu tun hat
Goldpreis im Höhenflug. Foto: Bloomberg

Die Aussicht auf sinkende Zinsen durch die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank ist ein entscheidender Grund, warum der Goldpreis auf ein neues Rekordhoch gesprungen ist. Doch es spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle. Zum einen die Risiken durch geopolitische Spannungen und andererseits die massiven Käufe der Zentralbanken, allen voran China. Die anhaltende Gold-Rally treibt den Preis momentan unaufhaltsam in die Höhe: Am Freitag erreichte der Goldpreis bereits den vierten Tag in Folge einen neuen historischen Höchststand.

Trotz hoher Zinsen: Goldpreis im Höhenflug

Der Auslöser für den Goldrausch dieser Woche waren vor allem die Wetten auf die seit langem erwartete Lockerung der Geldpolitik durch die Fed und EZB, doch die Grundlagen für die Rekord-Rally wurden in China gelegt, so berichtet Bloomberg.

Nachdem der Goldmarkt monatelang weitgehend auf der Stelle getreten war, beschleunigte sich zuletzt die Rally. Die Preise durchbrachen am Dienstag den Dezember-Rekord und erreichten seitdem täglich neue Tageshöchststände.

Die Rally selbst war eigenartig: Gold steigt normalerweise als Reaktion auf weltbewegende geopolitische oder wirtschaftliche Entwicklungen an. Aber es war nichts besonders Bemerkenswertes passiert, das den Anstieg gerechtfertigt hätte. Der steile Anstieg ließ viele Analysten und andere Marktbeobachter nach Erklärungen suchen, von großen Investmentfonds, die sich erneut für Gold interessieren, bis hin zur Rolle der algorithmischen Händler, die der Dynamik des Marktes folgen und die Volatilität anheizen.

Die Realität sieht jedoch so aus, dass der Goldpreis schon seit ein paar Wochen noch oben tendierte, bevor er einen neuen Rekordwert erreichte. Gold wurde monatelang um die 2.000-Dollar-Marke gehandelt – ein Niveau, das noch vor wenigen Jahren als stratosphärisch gegolten hätte und das erst im Jahr 2020, als die weltweite Pandemie wütete, durchbrochen wurde. Ungewöhnlicher ist jedoch, dass die Preise trotz hoher Realzinsen, die typischerweise schlecht für Gold sind, da es keine Zinsen abwirft, auf so hohem Niveau gehandelt wurden.

Goldpreis steigt: Gold ist seit Ende 2022 von den Zinsen abgekoppelt
Gold ist seit Ende 2022 vom Haupttreiber der Zinsen abgekoppelt

Warum waren die Preise überhaupt so hoch? Hier kommt China ins Spiel.

Was hat China mit der Gold-Rally zu tun?

Zwar haben viele westliche Anleger ihre Goldbestände abgestoßen, als die Zinsen im letzten Jahr in die Höhe schnellten, doch die weltweite Nachfrage wurde stattdessen durch massive Käufe der Zentralbanken in den Schwellenländern, allen voran China, gestützt. Chinas Zentralbank kauft bereits den 16. Monat in Folge Gold. Und auch der Normalbürger kauft – die Verbraucher in China haben sich trotz der hohen Goldpreise mit Münzen, Barren und Schmuck eingedeckt, um ihr Vermögen vor den Turbulenzen auf dem Aktienmarkt und im Immobiliensektor des Landes zu schützen.

„Der Goldmarkt wurde nicht von westlichen Investoren angetrieben“, sagt Bernard Dahdah, Rohstoffanalyst bei Natixis. „China war bisher in diesem und im letzten Jahr der Motor des Goldpreises, aber nicht unbedingt für den jüngsten Anstieg verantwortlich.

Während die Käufe in China und anderen Schwellenländern dazu beitrugen, die Basis für die Rekorde dieser Woche zu bereiten, hat sich das Augenmerk auf die Anleger und ihre Wetten darauf gerichtet, wann die Fed endlich mit der Senkung der Zinsen beginnt. Der erste Sprung nach oben am 1. März erfolgte, nachdem enttäuschende US-Industriedaten und ein Rückgang des Verbrauchervertrauens die Argumente für eine Zinssenkung untermauert hatten. Die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, in denen er die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung in diesem Jahr bekräftigte, sorgten für weitere Kursgewinne und trugen dazu bei, dass die Kurse neue Rekordstände erreichten.

Der am Freitag veröffentlichte Commitments of Traders Report zeigt, dass die Geldmanager in der Woche bis zum 5. März – dem Tag, an dem der Goldpreis seinen bisherigen Rekord übertraf – kräftig kauften, was ein weiteres Anzeichen dafür ist, dass Fonds die jüngste Rally unterstützt haben.

China kauft den 16. Monat in Folge Gold - Zentralbanken kaufen
China kauft den 16. Monat in Folge Gold – Zentralbanken kaufen

Gold: Weiteres Aufwärtspotenzial?

Dennoch hat der Goldpreis noch einen weiten Weg vor sich, um seine inflationsbereinigten Höchststände von vor mehr als einem Jahrzehnt zu erreichen. Seit der Jahrtausendwende ist der Goldpreis um mehr als 600 % gestiegen, inflationsbereinigt liegt er jedoch immer noch unter dem Höchststand von 850 USD im Januar 1980, was nach heutigem Stand mehr als 3.000 USD entspricht.

Das Rekordhoch in dieser Woche erinnert ein wenig an den Höchststand vor 44 Jahren. Im Jahr 1979 hatte sich der Wert des Edelmetalls mehr als verdoppelt, als der Sturz des Schahs im Iran sowie die sowjetische Invasion in Afghanistan die Rolle des Edelmetalls als Zufluchtsort deutlich machten. In diesem Jahr erhöhen die Angriffe der vom Iran unterstützten Houthis auf die Schifffahrt im Roten Meer und Russlands zermürbender Krieg in der Ukraine die geopolitischen Risiken.

„Das Säbelrasseln von Putin, der Konflikt in der Ukraine und im Gazastreifen – all das trägt zum Hintergrundrauschen bei“, sagte Adrian Ash, Forschungsdirektor bei BullionVault. „Die Stimmungslage ist jetzt aus der Perspektive des sicheren Hafens bullisch für Gold“.

Zentralbanken stützen den Goldpreis

Die jüngsten Zuwächse sind jedoch im Vergleich zu den rekordverdächtigen Anstiegen der Vergangenheit relativ bescheiden. Das liegt zum Teil daran, dass der Goldpreis dank der Käufe von Zentralbanken, die ihre Reserven von der Abhängigkeit vom Dollar weg diversifizieren wollen, bereits hoch war.

Die Nachfrage der Zentralbanken stellt einen Puffer für Gold dar“, sagte Max Belmont, Portfoliomanager des First Eagle Gold Fund, der Ende 2023 ein Vermögen von 2,3 Milliarden Dollar verwaltete. „Und es sind nicht die westlichen Zentralbanken, die akkumulieren, sondern die östlichen“, wobei China im Jahr 2023 der größte Käufer war, so Belmont.

Auch wenn die chinesischen Käufe eine tragende Säule des Goldmarktes waren, dürfte die Fed-Politik der wichtigste Markttreiber bleiben. Anzeichen dafür, dass eine Zinswende näher rückt, haben den Goldpreis seit Mitte Februar gestützt, wobei Händler nun eine 67%ige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung der Zinsen im Juni einpreisen, eine höhere Wahrscheinlichkeit als Anfang letzten Monats. Niedrigere Kreditkosten sind in der Regel positiv für Gold.

Inflationsdaten rücken in den Fokus

Das bedeutet, dass die US-Daten, einschließlich der neuesten Inflationszahlen, die am Dienstag erscheinen, genau unter Beobachtung stehen. Kurzfristig könnten sich einige Anleger dazu entschließen, ihre jüngsten Gewinne zu realisieren, was den Goldpreis belasten würde, so Ash von BullionVault.

Aber insgesamt stehen die Aussichten gut, dass die Rally noch weiter gehen könnte. Trotz der vielen Parallelen zwischen der jüngsten Rekordjagd und früheren Spitzenwerten des Goldpreises ist die Rolle, die die Zentralbanken und die asiatischen Käufe spielen, ein Unterschied.

„Das derzeitige Marktverhalten, das durch tägliche Gold-Rekorde gekennzeichnet ist, ist meiner Erfahrung nach beispiellos“, sagte Alexander Zumpfe, Senior Trader beim deutschen Goldraffinerie Heraeus Group. „Diese Einzigartigkeit unterstreicht die Komplexität der aktuellen Marktdynamik und die Vielfalt der Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen.“

FMW/Bloomberg



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10 Kommentare

  1. Ja- mit dieser Argumentation kann jeder Bankkaufmann einen Erben von Omas Sparbuch dazu raten, doch lieber in das zu investieren, was die Sparkasse für Produkte empfiehlt.
    Denn seit 1980 bei Gold nur Verluste.
    Das ist ja auch richtig so, denn wenn ein Ratsuchender es glaubt, weil er nicht besser informiert ist; dann ist sein Geld auch wirklich bei der Sparkasse besser aufgehoben.

    Viele Grüße Helmut

  2. Wer mit einem langfristigen Horizont (z.B. regelmäßig) Gold kauft, kann für die Altersvorsorge wenig falsch machen. Allerdings braucht er dann irgendwann auch einen sicheren Tresor.

    1. Wer vor 5000 Jahren (langfristiger Horizont) Gold gekauft hat, hat in Hinsicht Altersversorgung in der Tat nichts falsch gemacht.
      Er braucht nicht mal mehr einen Tresor.

    2. Hallo Andre Sokolew,
      ich habe einen Teil meiner Edelmetalle in einem Zolllager in der Schweiz gelagert.
      Beim Silber ist das sehr von Vorteil, denn dann muss beim Kauf nicht die Mehrwertsteuer bezahlt werden. So kann auch der Betrag, der ansonsten über die Mehrwertsteuer verloren geht, auch an dem Kapitalertrag teilhaben. Womit die Lagerkosten von 1% des Wertes von Silber locker finanzierbar sind.
      Wir habe aber auch etwas Gold dort gelagert, was 0,5% vom Wert kostet.
      Da ja auf Gold keine Mehrwertsteuer berechnet wird, eigentlich unsinnig. Aber was kostet ein Schließfach und eine Versicherung?
      Ein großer Vorteil ist aber, dass aus dem Zolllager heraus die Edelmetalle zum Tagespreis online verkauft werden können. Der Verkaufspreis kann dann online auf fasst jedes Konto der Welt überwiesen werden.
      Außerdem sollten die Edelmetalle niemals in dem Wohnland gelagert werden, oder in dem Land, dessen Staatsangehörigkeit man selber hat.
      Schon Jahre bevor ich 2000 nach Spanien ausgewandert bin, habe ich bescheidene Goldbestände gehabt.
      Wir hatten aus verschiedensten Gründen das Gold aber nicht im Haus gehabt, sondern auf dem Friedhof vergraben.
      Und zwar vor dem Grabstein von einem Grab das wir gepflegt haben.
      Auf einem Friedhof fällt man nicht auf wenn man gräbt. Vor einem Grabstein gräbt sowieso niemand; und 50 cm tief schon überhaupt nicht.
      Man kann es auch leicht wiederfinden.
      Es ist ja auch nur ein kleines Loch in der Größe einer Konservendose notwendig, denn 100 Tsd an kleinen Goldbarren, haben in einer Zigarrettenschachtel Platz.

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      1. @Helmut. Das sollten Sie unbedingt in Ihr Testament aufnehmen, dass Ihre Kinder Ihnen Goldbarren vor dem Grabstein einbuddeln. Das wird dann richtig lustig, wenn sich die FMW-Leser nachts auf den Friedhöfen in Andalusien mit Metalldetektoren treffen.

        1. In Andalusien werden die Toten eingemauert. Da wäre ein Presslufthammer eher hilfreich.

      2. „…Wir hatten aus verschiedensten Gründen das Gold aber nicht im Haus gehabt, sondern auf dem Friedhof vergraben.
        Und zwar vor dem Grabstein von einem Grab das wir gepflegt haben…“

        🤣🤣🤣

        Ist übrigens ein uralter Trick, den viele kennen.
        Schon die Pharonen hatten diese glorreiche Idee…und…wurden bestohlen.

  3. Moin Herr Jäger,

    dieser Anstieg kam für mich ebenfalls überraschend, weil man quasi
    jahrelang in einer Lethargie bei den Edelmetallen verharren musste.

    Tatsache ist, im fernen Osten werden die Goldpreise ein ganzes Stück
    höher gewichtet. Dagegen gibt es einen größeren, eigentlich wertlosen, Papierhandel,
    der vor allem von J.P. Morgan und vielen anderen amerikanischen Investmentbanken
    gehalten wird, um den Goldpreis nicht überborden zu lassen.

    Scheinbar hat die Realität endlich Oberhand gewonnen.
    von J.P. Morgan

  4. Hier noch ein wichtiger Aspekt fürs Gold .

    https://www.zerohedge.com/markets/next-few-years-were-going-face-us-debt-sustainability-crisis-sparking-major-global-market

    Die da angegebe Projektion ist real wahrscheinlich noch negativer—steiler .

  5. Ich wusste es schon immer, @Helmut is ’n Fuchs, der sich nicht so schnell ’n X für ’n U vormachen lässt. Die hier frisch gelegte Spur mit dem Friedhofsgold ist ein nur weiterer genialer Zug in diesem Game.

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