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Einschätzung der HSBC-Ökonomen Warum Indien China nicht als globalen Wachstumsmotor ersetzt

Warum Indien China nicht als globalen Wachstumsmotor ersetzt

Deutschland und andere EU-Länder haben sich vorgenommen, unabhängiger von China zu werden und blicken daher nach Indien. Man will die Kooperationen mit dem Land stetig ausbauen und hofft darauf, dass Indien das neue China wird. Die Wachstumsraten Indiens sind zwar beeindruckend, aber der Vorsprung Chinas ist kaum einholbar. Einige Ökonomen sind dennoch der Meinung, dass Indien China als globalen Wachstumsmotor ersetzen kann. Doch sind die Erwartungen an das Land nicht zu hoch? Ungeachtet der vielen Probleme, mit denen Chinas Wirtschaft derzeit zu kämpfen hat, ist die Bedeutung des Landes für die Weltwirtschaft enorm. Ein Blick auf die Wirtschaftsdaten zeigt, dass ein Thronwechsel in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten ist, so Bloomberg.

Wirtschaft: China klar in Führung

Laut der international agierende Großbank HSBC ist es unwahrscheinlich, dass Indiens beeindruckende jüngste wirtschaftliche Zuwächse China in absehbarer Zeit als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft ablösen werden.

„Die Zahlen passen nicht ganz zusammen“, schrieben die Ökonomen Frederic Neumann und Justin Feng in einem Bericht vom Freitag. Indien laufe derzeit „auf zu wenigen Zylindern“, während China „einfach zu groß ist, um seine Bedeutung für die Weltwirtschaft ohne weiteres in den Hintergrund zu drängen“, so die beiden.

HSBC geht davon aus, dass sich die Kluft zwischen den beiden Volkswirtschaften in absehbarer Zukunft sogar noch zugunsten Chinas vergrößern wird, und zwar auf 17,5 Billionen Dollar im Jahr 2028, basierend auf den Prognosen des IWF. Das entspricht der derzeitigen Größe der Wirtschaft der Europäischen Union. Im vergangenen Jahr lag die Kluft zwischen den beiden Ländern bei 15 Billionen Dollar.

Die Einschätzung der Bank steht in krassem Gegensatz zu den optimistischen Prognosen anderer Institute, wie z. B. Barclays , die Anfang dieser Woche erklärten, dass Indien mit einem stetigen Wachstum von 8 % in den nächsten fünf Jahren China als globalen Wachstumsmotor ablösen wird.

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Indien auf einem guten Weg

Der HSBC-Bericht verdeutlicht auch den Unterschied in den Konsum- und Investitionstrends zwischen den beiden asiatischen Giganten.

Selbst unter der Annahme eines Nullwachstums in China und einer Verdreifachung des Wachstums der Investitionsausgaben in Indien gegenüber dem jüngsten Durchschnitt würde es weitere 18 Jahre dauern, bis Indiens Investitionsausgaben mit denen Chinas gleichziehen, schreiben die Wirtschaftswissenschaftler. Derzeit entfallen rund 30 % der weltweiten Investitionen auf China, während der Anteil Indiens weniger als 5 % beträgt. Auch der Anteil Indiens am weltweiten Konsum liegt unter 4 %, verglichen mit Pekings 14 %.

Trotzdem erwarten die Ökonomen, dass Indien einen beträchtlichen Beitrag zur weltweiten Nachfrage nach Rohstoffen, Konsum- und Investitionsgütern leisten wird, was die HSBC-Ökonomen „bullish on India“ macht.

Das südasiatische Land wird wahrscheinlich ein „weitaus größerer Akteur im Welthandel werden und möglicherweise eine ähnliche Schlüsselrolle bei den Dienstleistungsexporten einnehmen, wie sie China heute in den Lieferketten für Waren einnimmt“, sagten sie.

Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für Indien ein Wirtschaftswachstum von jeweils 6,3 % in den Jahren 2023 und 2024, während Chinas Wirtschaft im gleichen Zeitraum um 5 % bzw. 4,2 % wachsen dürfte.

FMW/Bloomberg



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