Gold/Silber

Jährliche Produktion liegt deutlich unter dem Verbrauch Zeit sein Depot zu versilbern – Silber wirkt mittelfristig attraktiv

Silber-Barren
Silber-Barren. Foto: 89stocker - Freepik.com

Der jährliche weltweite Silberverbrauch lag im Jahr 2023 bei schätzungsweise über 38.000 Tonnen. Die weltweite Silberproduktion für dasselbe Jahr wird auf ungefähr 26.000 Tonnen geschätzt, was einem Rückgang von 3% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. In Summe wurde also in 2023 vermutlich grob 1/3 weniger von dem Edelmetall gefördert als verbraucht worden ist – Tendenz beim Verbrauch = steigend und bei der Produktion = fallend!

Wo entsteht die größte Nachfrage nach Silber?

Silber gilt zwar als Edelmetall und ist somit auch als Wertanlage in Form vom Münzen oder Barren usw. interessant, doch das macht nicht einmal die Hälfte des Bedarfs aus.  Als Industriemetall wird Silber von zahlreichen Industriezweigen verarbeitet und benötigt. Zu benennen wären da zum Beispiel:

  • Photovoltaik: Silber wird in Solarzellen verwendet, um den Stromfluss zu verbessern.
  • Elektronik: Als ausgezeichneter Leiter für Elektrizität wird es in vielen elektronischen Bauteilen verwendet, wie z. B. in Leiterplatten, Kontakten, Schaltern, Gehäusen und Batteriekontakten.
  • Medizintechnik: Silber wird in medizinischen Geräten, Implantaten und Prothesen verwendet, da es antibakterielle Eigenschaften hat. Somit ist es logischer Weise auch im Einsatz bei chirurgischen Instrumenten. Eher weitestgehend unbekannt ist sein Einsatz als biozider Wirkstoff in Desinfektionsmitteln (meistens in Verbindung mit Wasserstoffperoxid). Mehr zu so genanntem „kollodialem Silber“ erfährt man hier.
  • Schmuck und Tafelsilber: Früher ein Klassiker aber heute eher etwas in Vergessenheit geraten, das Tafelsilber. Vermutlich, weil die meisten Leute zu faul geworden sind, angelaufenes Silber regelmäßig zu putzen, damit es auf dem Tisch auch ansehnlich aussieht oder weil ohnehin nur noch zum Großteil fast food konsumiert wird, für das man meistens gar kein Besteck mehr benötigt.
  • Diverses: Silber wird darüber hinaus auch noch in anderen Bereichen verwendet, hier wäre die klassische Fotografie zu benennen (in Form von Silberhalogenid bei Filmen und Fotopapier), die Zahnmedizin (Füllungen und Kronen), der Einsatz in Katalysatoren oder auch als Lötmaterial.

Münzen, Barren und Medaillen machen den Rest aus

Als beliebtes Anlagevehikel und wird es in Form von Münzen, Barren und Medaillen gekauft und gelangt so im Regelfall auch so schnell nicht wieder in den Verkehr sondern wird eher gehortet. Ein Faktor, der irgendwann vor allem auf der Nachfrageseite der Industrie zu (Preis)Problemen hin zur Oberseite führen könnte.

Wer sind die größten Produzenten weltweit?

  • Mexiko hat man in der Regel mit einer Produktion von etwa 5.540 Tonnen im Jahr 2023 als größten Silberproduzenten der Welt nicht unbedingt sofort auf dem Schirm. Hier dominiert Fresnillo, die Tochtergesellschaft des mexikanischen Bergbauunternehmens Industrias Peñoles. Die Minen von Fresnillo befinden sich in verschiedenen geologischen Regionen Mexikos. Die Fresnillo Mine und die Saucito Mine befinden sich beispielsweise im Zacatecas-Silberbezirk, während die San Julián Mine im Durango-Silberbezirk liegt und mit Herradura liegt eine Mine auch in Sonora, einem Bezirk, den man gemeinhin eher mit dem gleichnamigen Sonora-Drogen-Kartell und Rafael Caro Quintero aka „El Narco De Narcos“ in Verbindung bringen würde. Fresnillo betreibt außerdem eine Reihe von Minen in anderen Ländern, darunter Peru, Chile und Argentinien.
  • Peru ist der zweitgrößte Silberproduzent der Welt mit einer Produktion von etwa 3.390 Tonnen im Jahr 2023.
  • China ist der drittgrößte Silberproduzent der Welt mit einer Produktion von etwa 3.380 Tonnen im Jahr 2023.
  • Russland ist der viertgrößte Silberproduzent der Welt mit einer Produktion von etwa 1.320 Tonnen im Jahr 2023.
  • Australien ist der fünftgrößte Silberproduzent der Welt mit einer Produktion von etwa 1.340 Tonnen im Jahr 2023.
    Die Silberproduktion wird hauptsächlich aus Silberminen gewonnen. Silber kann aber auch als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer Metalle wie Kupfer, Blei und Zink gewonnen werden.
  • Zu benennen wäre dann aber auch noch Polen mit KGHM Polska Miedź, einem polnischen Bergbauunternehmen, das Kupfer, Silber und andere Metalle und Edelmetall produziert. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Lubin, Niederschlesien, und ist an der Warschauer Börse notiert. KGHM ist der neuntgrößte Kupferproduzent und der siebtgrößte Silberproduzent der Welt. Im Jahr 2023 produzierte KGHM 1.184 Tonnen Silber.

Warum wirken Silber als Edelmetall selbst aber auch Silber-Minen derzeit attraktiv?

Die Silberproduktion ist in den letzten Jahren gesunken, da die Minenbetreiber mit sinkenden bzw. stagnierenden Silberpreisen und höheren Produktionskosten zu kämpfen hatten. Bei veröffentlichten Zahlen bezüglich eines Anstiegs des Silberverbrauchs ist allerdings den Corona-Effekt berücksichtigen, da in den Jahren 2020-2022 sicherlich in vielen Industriebereichen deutlich weniger Silber verarbeitet worden ist als normal üblich, dürfte die Silbernachfrage im Vergleich zu diesen Jahren recht stark angestiegen sein, weshalb man deshalb besser Zahlen von vor Corona als Maßstab nehmen sollte.

In meinem Artikel „kann man Bitcoin mit Gold vergleichen?“ habe ich neulich das so genannte stock to flow Modell ausgiebig vorgestellt, was man im Zusammenhang mit Silber auch zu Rate ziehen könnte. Das Stock-to-Flow-Modell (S2F-Modell) ist ein quantitatives Modell, welches zur Bewertung des Preises eines Vermögenswerts verwendet wird, indem das Verhältnis seines Lagerbestands (Stock) zu seiner  jährlichen Produktion (Flow) betrachtet wird. Das Modell basiert auf der Annahme, dass der Wert eines Vermögenswerts durch seine Knappheit bestimmt wird. Wie oben in der Einleitung bereits geschildert, wird derzeit aus unterschiedlichen Gründen weniger Silber gefördert als verbraucht und die Lage wird nicht zwingend besser. So hat die kanadische SSR Mining unlängst eine große Mine in der Türkei auf unbestimmte Zeit schließen müssen. Zwar wurde dort deutlich mehr an Gold als Silber abgebaut, nichtsdestotrotz fehlt auch diese Menge nun bei der jährlichen weltweiten Produktion.

Den persönlichen Vorrat an Tafelsilber aufstocken?

Fazit: Dauerhaft hohe Nachfrage bei deutlich niedrigerer Produktion verknappt ein Gut in der Regel und für knappe Güter muss dann halt auch mehr bezahlt werden, dies ist einfaches Wirtschafts-Einmaleins und aus diesem Grund darf man sowohl Silber-Minen als auch dem Edelmetall selber mittel- bis langfristig durchaus gewisse bis starke Wachstumschancen einräumen.

Zudem scheinen mit der Solar- und auch Auto-Industrie allmählich die Bereiche in der Talsohle angekommen zu sein, die mit die höchste industrielle Nachfrage nach Silber stellen.

Ein dies eventuell bestätigendes Bild lässt sich derzeit auch bei den Aktien-Charts diverser (Silber)Minen-Unternehmen vorfinden, wo vor allem in den letzten beiden Wochen allmählich erste Ansätze für eine Bodenbildung zu finden sind.

Natürlich handelt es sich bei Aktien von Silber-Minen stets um ein hochspekulatives Asset, was ein rigoroses Risk- und Money-Management erfordert. Als kleine bis mittlere Beimischung in einem Depot gehört der Sektor aber ja auch pauschal bei vielen Anlage-Strategien einfach mit dazu. Derzeit wirkt das mittelfristige Chance/Risiko-Verhältnis attraktiv. Schwierig ist hier zumeist die Auswahl an Einzeltiteln, weil immer mal wieder Sondereffekte positiv oder negativ bei einzelnen Unternehmen durchschlagen können. Deshalb empfiehlt es sich, am besten etwas breiter zu streuen und nicht alles auf einen einzigen Wert zu setzen. Eventuell bedient man sich auch einfach einem passenden ETF oder Minen-Fonds, wo eine gewisse Diversifizierung pauschal mit dazu gehört. Letztlich ist und bleibt das eine stets individuell abzuwägende Entscheidung.

Vielleicht sollte man auch sogar etwas um die Ecke denken? Die meisten  Auktionsplattformen bieten aktuell noch immer viele Produkte aus dem Tafelsilber-Bereich zu verhältnismäßig günstigen Kursen an, man könnte meinen, Silber liegt wie Blei im Regal. Eventuell wäre es aber nun an der Zeit sich einen persönlichen Vorrat an Tafelsilber anzulegen oder einen bereits vorhandenen entsprechend  aufzustocken?

 

Michael Borgmann – Technischer Analyst

 



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4 Kommentare

  1. Ja, da vor 2022 wegen dem Vermögensregister die Eigentumsverhältnisse sowieso geändert werden mussten, habe ich gleich 1/3 des Goldes in Silber getauscht.
    Mal sehen ob meine Glaskugel richtig angezeigt hat.
    Aber vorher wird Gold und Silber noch mal kräftig nach unten gehen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Auch wenn die Nachfrage das Angebot bei Silber bei weitem übersteigt, steigt der maßgebenden Silber Spot-Preis nicht, weil die Bouillon-Banken, vor allem JP Morgan, den Silberpreis mit Ihrer gewaltigen Kapitalkraft manipulieren, indem Sie bei bestimmten Kursen massiv Short gehen. Als physischer Silber-Anleger beobachte ich dieses falsche Spiel der Bouillon-Banken seit vielen Jahren. Egal ob Silber knapp ist oder nicht, die Bouillon-Banken manipulieren den maßgebenden Spot-Preis beliebig! Ich werde jedoch die Hoffnung auf steigende Silber Spot-Preise bis an mein Lebensende nicht aufgeben und weiter physisches Silber akkumulieren, auch wenn dies schwachsinnig ist!

    1. Ja Berny Stardust,
      so ist es.
      Nur- irgendwann kommt der Punkt, an dem die Industrie Silber für die laufende Produktion benötigt, aber das verfügbare Silber dem Ende zugeht, oder sogar Lieferzeiten auftreten, die von der Industrie nicht mehr akzeptiert werden können.
      Und ich glaube nicht, dass „bis zur letzten verfügbaren Unze“ der Lagerbestand von Silber heruntergefahren wird, und dann erst die Preise steigen werden, weil dann erst die Manipulation am Silbermarkt aufhört. Das die Lager leer sind, und der Preis immer noch manipuliert wird, macht irgdnwie keinen Sinn.
      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Hallo Helmut,

    warum glaubst Du das Silber und Gold nochmal stark fällt ?
    VG Dirk

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