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S&P 500 steigt neun Wochen in Folge Aktienmärkte: Geht die längste Gewinnserie seit 2004 zu Ende?

Aktienmärkte: Geht die längste Gewinnserie seit 2004 zu Ende?
Aktienmärkte. Foto: Who is Danny - Freepik.com

In der letzten Handelssitzung des Jahres 2023 legten die Aktien an der Wall Street eine Verschnaufpause in der Nähe ihrer Allzeithochs ein. Der marktbreite S&P 500 beendete den letzten Handelstag des Jahres mit einem moderaten Minus von 0,3% bei 4.769 Zählern, wobei er auf Wochensicht ein Plus von 0,3% verbuchte. Für die Bullen, die jedem pessimistischen Szenario trotzen, war dies nur ein kleiner Ausrutscher, denn der Markt verzeichnete die neunte Gewinnwoche in Folge – der längste Wochenanstieg seit 2004. Unter dem Strich steht für den S&P 500 auf Jahressicht ein dickes Plus von 24 % zu Buche. Insgesamt war es für die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks ein großartiges Börsenjahr. Vor allem, weil die Börsen die Aussicht auf eine Zinswende der Fed und EZB feiern.

Am ereignislosen Freitag vor dem Neujahrsfeiertag ging die fünftägige Gewinnserie an den US-Aktienmärkten schließlich zu Ende. Laut Bloomberg gab es nach einem Anstieg des S&P 500 um mehr als 8 Billionen Dollar in diesem Jahr erste Anzeichen von Erschöpfung, da der Index neun Wochen in Folge angestiegen war. In den letzten Monaten des Jahres 2023 haben die Händler die Unsicherheit der Politik der US-Notenbank Fed, die Angst vor einer Rezession und die geopolitischen Risiken hinter sich gelassen. Und viele, die mit all diesen Befürchtungen in das Jahr 2023 gegangen waren, mussten am Ende der Rallye hinterherlaufen.

Aktienmärkte: Der S&P 500 steigt neun Wochen in Folge
Der S&P 500 steigt neun Wochen in Folge

Aktienmärkte: Überfällige Korrektur

„Der Markt zeigt Ermüdungserscheinungen und muss sich zweifelsohne konsolidieren“, so Quincy Krosby von LPL Financial. „Doch solange die Marktbreite zunimmt, sollte die bullische Stimmung die Aktienmärkte tragen, während sie geopolitische und geldpolitische Szenarien navigieren. Unter den Marktteilnehmern herrscht weiterhin ein übergreifender positiver Konsens, dass 2024 ein ähnlich starkes Jahr sein wird.“

Beflügelt durch den Boom der künstlichen Intelligenz, eine gesündere Marktbreite und die „Angst, etwas zu verpassen“ (FOMO), stieg der S&P 500 im Jahr 2023 um 24 %, während der Nasdaq 100 (+52 %) sein bestes Jahr seit 1999 erlebte. Die Chiphersteller verzeichneten den größten Jahreszuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt, angeführt von den großen KI-Unternehmen Nvidia und Advanced Micro Devices.

Rendite-Einbruch stützt die Aktienmärkte

Nach einem Jahr mit massiven Schwankungen und zahlreichen Kopfschüttlern endete die 10-jährige US-Rendite 2023 ziemlich genau dort, wo sie begonnen hatte. Es ist ein geradezu absurder Abschluss von zwölf Monaten, in denen sie im Zuge der Bankenkrise im März auf bis zu 3,25 % gefallen war, um nur wenige Monate später wieder auf über 5 % zu steigen.

Die 10-jährigen US-Referenzzinsen stiegen am Freitag auf 3,86 %. Der Dollar veränderte sich an diesem Tag kaum, verzeichnete aber sein schlechtestes Jahr seit 2020.

Die Inflationsdaten, die die zunehmende Annahme bestätigen, dass die Zentralbanker die Zinsen im Jahr 2024 aggressiv senken werden, sorgten in den letzten zwei Monaten für solide Gewinne sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen. Die Rallye wurde auch durch den dovishen Schwenk des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell auf der Dezembersitzung angetrieben.

„Der Gedanke, dass die großen Zentralbanken sicherlich genug getan haben, um den Inflationsschub von 2022-23 zu unterdrücken, beflügelt die Rallye an den Aktienmärkten“, so Brian Barish von Cambiar Investors LLC. „Es ist aber nicht schwer, sich neue Dinge vorzustellen, die die Märkte beunruhigen könnten, wie z.B. die Wahlen in 2024, der beträchtliche Anleihefinanzierungsbedarf der US-Regierung und/oder die Vorstellung, dass die Inflation wieder auflebt. Aber im Moment gibt es nicht viele negative Nachrichten und folglich nicht viele Verkäufer.“

Märkte unterschätzen die Inflation

Der ehemalige Finanzminister Lawrence Summers sagte, dass die Anleger das Inflationsrisiko wahrscheinlich unterschätzen. Die Märkte haben sich etwas zu schnell auf die Erwartungen einer Lockerung der Fed eingestellt. Inzwischen preist der Markt bis sieben Zinssenkungen in 2024 ein, obwohl der jüngste Dotplot der Fed-Mitglieder gerade einmal drei Senkungen signalisiert hat.

„Ich denke, dass es immer noch ein Risiko gibt, das der Markt wahrscheinlich unterschätzt: dass wir bei der Inflation nicht so viele Fortschritte machen werden, wie die Marktteilnehmer hoffen, und dass es nicht so viel Spielraum für eine Lockerung der Fed geben wird, wie derzeit in die Kurse eingepreist ist“, sagte Summers in der Wall Street Week von Bloomberg Television mit David Westin.

Enttäuschungspotenzial im S&P 500 & Co.

Die Aktienmärkte sind so schnell gestiegen, dass sie sehr anfällig für einen Rückschlag sind, wenn die US-Wirtschaft auch nur in eine leichte Rezession abrutscht, so RBC Global Asset Management. Zinssenkungen der Fed und EZB werden wahrscheinlich im Jahr 2024 erfolgen, aber die Weltwirtschaft hat die Auswirkungen der fast zwei Jahre andauernden Straffung noch nicht vollständig verkraftet, so Eric Lascelles, Ökonom bei RBC.

„Was in die Kurse an den Aktienmärkten eingepreist ist, ist ein beträchtlicher Gewinnsprung, der wirklich nur in einem Best-Case-Szenario mit weicher Landung erreicht werden kann“, sagte Lascelles.

Aktienmärkte: Angst verflogen wegen des kommenden Zinsschwenks der Fed
Angstbarometer der Wall Street nahe dem Tiefststand vor der Pandemie – VIX unter 13

S&P 500: Kurzfristig flop – mittelfristig top

Das Fehlen von Ängsten zeigt sich auch im beliebtesten Volatilitätsindikator für den S&P 500 – dem VIX – der sich in dieser Woche unter 13 gehalten hat und damit in der Nähe der Tiefststände vor der Pandemie und deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt liegt. Dieser niedrige Wert „könnte auf ein gewisses Maß an Selbstzufriedenheit oder sogar Überschwang der Anleger hindeuten“, so Russ Mould, Investment Director bei AJ Bell.

Für Adam Turnquist von LPL Financial ist das Momentum weiterhin überkauft, aber positiv.

„Die extrem überkauften Bedingungen im S&P 500 und Co. erhöhen kurzfristig die Wahrscheinlichkeit einer vorübergehenden Pause oder eines Rückschlags. Mittelfristig waren die längerfristigen Renditen an den Aktienmärkten jedoch positiv und überdurchschnittlich, wenn man sie mit vergleichbaren Zeiträumen vergleicht“, bemerkte er.

Nach einer neunwöchigen Gewinnsträhne verzeichnete der S&P 500 laut Turnquist durchschnittliche und mediane 12-Monats-Renditen von 8,1 % bzw. 12,2 %, wobei er sich auf Daten berief, die bis ins Jahr 1950 zurückreichen. In sieben von neun Fällen wurden positive Ergebnisse erzielt, so Turnquist.

FMW



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2 Kommentare

  1. Ja zur Kultur der zweiten Chance für KI-Start-ups, möglicherweise auch im Rahmen der gemeinsamen europäischen Wirtschaftspolitik. Hierfür sprach sich der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung Martin Schulz im Rahmen der Bundestagswahl 2021 aus. Der MDax-Konzern Deutsche Lufthansa AG beispielsweise kooperiert mit KI-Start-Ups, die Flugbuchungen vorhersagen können.

    1. …im Rahmen der Bundestagswahl 2017, nicht 2021…. Tippfehler. HV

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