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Über 10%-Korrektur im S&P 500 Aktienmärkte: Schlimmster Oktober für Aktien seit fünf Jahren

Aktienmärkte: Schlimmster Oktober für Aktien seit fünf Jahren
US-Aktienmärkte. Foto: natanaelginting - Freepik.com

Die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks befinden sich weiterhin im Sinkflug. Der US-Leitindex S&P 500 weitete seinen Rückgang von seinem Höchststand im Juli auf 10 % aus – und ging damit in eine „Korrektur“ über. Aktuell notiert der Index im Oktober rund 4 % im Minus (Stand: Freitag). Der VIX, das sogenannte Angstbarometer für den S&P 500, notiert über 21, Aktien stehen vor dem schlechtesten Oktober seit fünf Jahren, und jeden zweiten Tag bricht der Anleihemarkt zusammen. Dementsprechend groß ist die Unsicherheit der Anleger.

Allerdings wurde der aggressive Ausverkauf an den US-Aktienmärkten größtenteils durch technische Faktoren ausgelöst, da die Fundamentaldaten nach wie vor solide sind. Die jüngsten Konjunkturdaten, wie das Bruttoinlandsprodukt oder die Einkaufsmanagerindizes, haben positiv überrascht und die Erwartungen der Analysten geschlagen. Was die Stimmung etwas drückt sind die skeptischen Ausblicke der Unternehmen, während 80% der S&P 500-Unternehmen in der laufenden Berichtssaison die Prognosen überboten haben. Anzeichen für überverkaufte Bedingungen und eine günstige Saisonalität könnten bald zu einem Aufschwung führen, aber dafür muss sich zunächst die Stimmung aufhellen.

Aktienmärkte im Korrektur-Modus

Für Aktienbullen, die darauf konditioniert sind, bei jedem Anzeichen von Schwäche zuzuschlagen, wird das langsam zu viel, so Bloomberg. Über alle Anlegerkategorien hinweg ziehen sie Geld ab und verhärten eine Haltung, die nach einigen Maßstäben die defensivste seit über einem Jahr ist.

Umfragen unter professionellen Money Managern zeigen, dass Großanleger ihre Aktienbestände auf ein Niveau reduziert haben, das zuletzt am Tiefpunkt des Bärenmarktes 2022 zu beobachten war. Hedge-Fonds haben dagegen gerade in der 11. Woche in Folge ihre Leerverkäufe von Einzeltiteln erhöht. Modelle zur Positionierung von Anlegern zeigen, dass alle, von Investmentfonds bis hin zu systematischen Quants, ihr Aktien-Engagement weit unter den langfristigen Durchschnittswerten reduziert haben.

Die große Frage vor dem November ist, ob der jüngste Exodus der Vorbote eines Aufschwungs oder einer langwierigen Schmerzperiode für die Aktienmärkte ist.

„Es ist beunruhigend, dass ein starker Rücksetzer wie der aktuelle nicht zu einer Verbesserung der Stimmung geführt hat“, sagte Doug Ramsey, CIO bei der Leuthold Group. „Die „Wall of Worry“, die einen Großteil der Marktaktivitäten im ersten Halbjahr 2023 begleitete, hat sich in einen „slope of hope“ verwandelt.“

Aktienmärkte: Anleger reduzieren ihre Aktien-Quate drastisch
Defensive Aktienmärkte: Investoren reduzieren ihre Aktien-Quote auf niedrigsten Stand seit über einem Jahr

Große Unsicherheit unter Aktienanlegern

Dip-Käufer sind schwer zu finden, da der S&P 500 im Oktober fünfmal um mehr als 1 % gefallen ist. Auch am Freitag setzte der Index seine Korrektur fort, aber diesmal gab er nur 0,5 % nach. Ein Indikator für erwartete Kursschwankungen im Nasdaq 100 Index bewegt sich nahe dem höchsten Stand seit März. Selbst nachdem die Technologiebranche am Freitag dank solider Gewinne von Amazon und Intel endlich eine Pause eingelegt hatte, verzeichnete der Nasdaq 100 Index den schlimmsten zweiwöchigen Rückgang in diesem Jahr und steuert auf den größten Oktoberverlust seit 2018 zu.

Eine Umfrage der National Association of Active Investment Managers zeigt, dass die Geldmanager ihr Engagement auf das Niveau von Oktober 2022 zurückführen. Laut einer Analyse der CFTC-Daten durch Barclays ist die Aktien-Positionierung für die meisten Anlegerkategorien, insbesondere für Hedgefonds und Investmentfonds, unter den langfristigen Durchschnitt gefallen. Der fast dreimonatige Anstieg der Short-Positionen professioneller Spekulanten ist der längste Anstieg in der Geschichte der Daten, so das Prime Brokerage von Goldman Sachs.

Erhöhte Volatilität am Markt

Der „Angstmesser“ der Wall Street, der Cboe-Volatilitätsindex, blieb die zweite Woche in Folge über 20, nachdem er mehr als 100 Tage lang unter dieser Schwelle geblieben war. Die Volatilität der Anleihen gab den Anlegern noch mehr Anlass zur Sorge, da Schwankungen von mehr als 10 Basispunkten derzeit keine Seltenheit sind. Zudem sind Anleger von der bisherigen Berichtssaison enttäuscht, in der Unternehmen, die ihre Schätzungen verfehlten, unter Druck geraten. Die Aktien der Big Tech-Werte Alphabet und Tesla brachen im Anschluss an ihre Ergebnisse fast 10 % an einem Tag ein.

„Da die Renditen viel höher sind als noch vor sechs Monaten, muss der Aktienmarkt auf ein Bewertungsniveau sinken, das eher den historischen Werten entspricht“, sagte Matt Maley, Chefmarktstratege bei Miller Tabak & Co. „Das größte Problem ist die sehr große Divergenz, die sich zwischen dem Anleihemarkt und dem Aktienmarkt entwickelt hat.

Hohe Volatilität am Aktien- und Anleihemarkt - S&P 500 erreicht 10%-Korrektur
Starke Schwankungen am Anleihemarkt: 10-jährige US-Rendite schwankte zuletzt häufig über 10 Basispunkte

Miese Anlegerstimmung als Kontraindikator?

Von einem konträren Standpunkt aus betrachtet, ist all die Düsternis positiv und deutet auf eine latente Kaufkraft hin, sollte die Stimmung irgendwann umschlagen. Mehrere Strategen gehen davon aus, dass dies der Fall sein wird. Die großen Umschwünge an den Aktienmärkten im vergangenen Jahr waren eng mit den Veränderungen in der Positionierung der institutionellen und privaten Anleger verbunden. Gewinne wurden erzielt, nachdem die Anleger ihre Hausse-Wetten zurückgefahren hatten, und Rückschläge erfolgten nach Kauforgien.

Die Strategen von Barclays erklärten, dass ein geringeres Engagement in Aktien, bullische technische Signale und die Saisonalität die Chancen für eine Jahresendrallye erhöhen. Diese Botschaft wurde auch von der Bank of America und der Deutschen Bank geäußert.

„Angst ist unangenehm, aber sie ist eine gesunde Dynamik an den Aktienmärkten“, sagte Callie Cox bei eToro. „Wenn die Anleger auf das Schlimmste gefasst sind, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie weiter verkaufen, wenn schlechte Schlagzeilen auftauchen.

Es ist natürlich unmöglich, Wendepunkte an den Aktienmärkten exakt vorherzusagen. Da Anleger immer noch dabei sind, die Botschaft der Fed, die Zinsen auf längere Sicht höher zu halten, zu verdauen und sich die Inflation trotz Rückgang als hartnäckiger erweist als gedacht, könnte sich die negative Stimmung als gerechtfertigt erweisen.

Dadurch, dass die Fed ihren Bestand an Staatsanleihen in rasantem Tempo abbaut, übt sie Druck auf die Aktienmärkte aus. Die Anleger suchen daher nach Hinweisen, wie hoch die Renditen noch steigen können.

Die Botschaft „höher für länger“ und die jüngsten Inflationsanzeichen deuten darauf hin, dass sich die Anleihen in nächster Zeit nicht stabilisieren werden“, so Peter van Dooijeweert, Leiter des Bereichs Defensive und Tactical Alpha bei Man Group. „Die mit dem Zinsanstieg verbundene Aktien-Schwäche könnte anhalten – vor allem, wenn die Erträge der Unternehmen nicht stimmen.“ Die laufende Berichtssaison wird es zeigen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Ach bitte wo ist das Problem? Wenn die Zinsen so hoch gestiegen sind, kann es nicht ausbleiben, dass die Renditen und Dividenden sich auf diese neue Ebene auspendeln müssen/werden und die Unternehmen auf die kommende Refinanzierung etc. sich ausrichten müssen.
    Danach erhalten wir wieder einen normalen Markt mit gültigen Indikatoren wie es sein sollte.

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