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Dax steigt: Die „Egal“ Rally dank US-Daten

Dank gestriger US-Daten klettert der Dax ordentlich nach oben. Egal, welche Fakten derzeit eigentlich dagegen sprechen.

Rezession? Umsatz- und Gewinnwarnungen großer Konzerne? Egal, wir sind bester Dinge, wir wollen höhere Kurse sehen, wir jagen den Dax nach oben – das scheint die derzeitige Stimmung am deutschen Aktienmarkt zu sein. Und warum auch nicht? Denn schließlich kann sich der Dax an den großen Bruder USA hängen, wo man vor allem seit gestern bester Laune ist? Hier erstmal der größere Blick: Im TradingView Chart sehen wir seit 2019 als blaue Linie den Dax-Verlauf, und dazu in orange den Einkaufsmanagerindex. Sichtbar ist eine relativ gute Korrelation, nur jüngst entkoppeln sich die beiden.

Dax im Vergleich zum Einkaufsmanagerindex

Dax steigt – Jubel über US-Inflation

Heute steigt der Dax auf 16.112 Punkte, und ist damit nur noch 315 Punkte vom Allzeithoch entfernt. Gegenüber gestern Mittag sind es +200 Punkte, und seit letzte Woche Freitag Abend gut 470 Punkte Plus. Die Argumentation ist einfach: Die Gewinne der Dax-Konzerne sprudeln weiter – zumindest bisher! Und die Inflation in den USA wurde gestern mit nur noch 3,0 % für Juni vermeldet nach 4,0 % im Mai. Eine so rasch sinkende Inflation, das ist gut für Dax, Dow und Nasdaq. Denn man schielt jetzt schon auf sinkende Zinsen bei der Federal Reserve, auch wenn das noch mehre Monate oder Quartale dauern könnte.

Niedrigere Zinsen sind gut für die konsumwütigen US-Konsumenten und gut für die Konzerne – für beide sinken die Kreditkosten. Die deutsche Exportwirtschaft kann auf bessere Geschäfte in den USA hoffen – und schon kann man den Dax weiter hoch jubeln. Und: Niedrigere Anleiherenditen lassen Geldanlagen in Aktien in Relation attraktiver erscheinen. Was gab es sonst noch? Man kann positiv für Dax, MDax und Co ins Feld führen, dass zum Beispiel die Commerzbank laut Berichten vom Dienstag ihr Rentabilitätsziel kräftig anheben könnte. Und die Nachricht, dass About You gestern überraschend wieder Gewinne meldete, ließ die Aktie um 34 % steigen, und Zalando im Schlepptau gleich mit um 10 %.

Negative Aspekte werden ausgeblendet

Also ist die Rally im Dax durchaus begründet? Dem entgegen stehen aber auch verdammt gewichtige Argumente, die ausgeblendet werden beim Blick auf die Charts. BASF hat gestern eine saftige Umsatz- und Gewinnwarnung veröffentlicht. Das Wachstum in der globalen Industrieproduktion hat sich laut BASF weiter verlangsamt – deswegen sei die Chemieproduktion spürbar zurückgegangen. Es ist ja nur der größte Chemiekonzern der Welt, der für die deutsche Volkswirtschaft nun wirklich von zentraler Bedeutung ist. Das kann der Dax schon mal ignorieren? Man senkt die Umsatzprognose von einer Spanne von 84 bis 87 Milliarden Euro auf nur noch 73 bis 76 Milliarden Euro. Aber warum notiert die BASF-Aktie dann heute sogar deutlich höher als gestern vor der Warnung? Es geht nach dem Motto „Egal, wir hatten es schlimmer erwartet“. Denn die Konkurrenten Evonik und Lanxess hatten ihre Ausblicke bereits abgesenkt, von daher erwartete der Markt bereits so eine Warnung von BASF. Wenn man halt den Dax raufjagen will, dann deutet man es halt so: „Hätte schlimmer kommen können“.

Rezession

Die Rezession in Deutschland ist schon da, das vierte Quartal 2022 und das erste Quartal 2023 zeigten ein schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt (BIP). Und bei den Daten, die in den letzten Wochen rauskamen, darf man für das zweite Quartal 2023 und für den Rest des Jahres auch von miesen BIP-Daten ausgehen. Die Aufträge im Maschinenbau brachen jüngst katastrophal ein (hier die Details), der Einkaufsmanagerindex für die Industrie zeigt den schlechtesten Stand seit 37 Monaten, usw. Gestern hatte der große Autozulieferer Continental enttäuschende Quartalszahlen veröffentlicht – egal – auch diese Aktie notiert heute höher als noch am Dienstag.



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