Devisen

Euro am Tag vor dem EZB-Entscheid – deutsche Daten helfen

Was ist denn heute im Euro los? Seit heute früh um 9 Uhr fällt er wie am Strich gezogen von 1,1050 auf jetzt 1,0988. Dies kann man gut im folgenden Chart sehen, der Euro vs US-Dollar seit letztem Donnerstag zeigt. „Helfen“ tut der Euro-Schwächung heute, dass zwei wichtige deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaftsleistung in 2019 und 2020 deutlich nach unten revidiert haben. Dazu noch ein Appell, dass der deutsche Staat doch bitte deutlich mehr Geld pumpen solle für eine Belebung der Konjunktur.

Euro vs US-Dollar seit letztem Donnerstag

Weitere Euro-Schwächung voraus?

Diese verschlechterten BIP-Aussichten für die wichtigste Volkswirtschaft in Euroland bedeuten folglich: Die Notwendigkeit für die EZB bei ihrer morgen Sitzung die Geldpolitik doch kräftig zu lockern, ist gestiegen. Somit preist der Euro dieses Szenario heute im Kurs ein. Zuletzt gab es nach Aussagen von EZB-Funktionären zunehmende Gerüchte, dass der geldpolitische Schritt der EZB morgen doch nicht so stark ausfallen könnte. Dazu schreibt heute Robert Zach von investing.com Zitat:

In jüngster Vergangenheit haben sich jedoch einige Zentralbanker, wie Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau und Estlands Zentralbankchef Madis Müller zurückhaltender mit Blick auf ein großes Lockerungspaket gegeben, was die Hoffnung auf für eine Bondkauf-Wiederauflage gedämpft hat. Die Zahl der Mitglieder, die gegen eine quantitativen Lockerung sind, beläuft sich allerdings nur auf insgesamt 6 Mitglieder (Lautenschlaeger, Weidmann, de Galhau, Knot, Holzmann und Müller), der Rat besteht aber aus 25, so dass der kleine Teil der Falken, der überwiegend aus Nordländern besteht, einem großen Konjunkturpaket der EZB nicht im Wege stehen dürfte.

Mario Draghi wird morgen den Euro ein letztes Mal beeinflussen
Mario Draghi. Foto: EZB CC BY-NC-ND 2.0

Dank dieser Minderheit bei der EZB und dank der heute deutlich verschlechterten BIP-Aussichten für Deutschland darf man also annehmen, dass es morgen um 13:45 Uhr doch einen größeren Schritt geben wird? Das ist die große Frage. Der Devisenmarkt scheint davon auszugehen, weswegen Euro vs US-Dollar ja aktuell unter die psychologisch extrem wichtige Marke von 1,10 gefallen ist. Die BIP-Prognosen liefern für einen möglichen großen Schritt eine wunderbare Argumentationsgrundlage für Mario Draghi, wenn er morgen ab 14:30 Uhr in der PK von Journalisten gelöchert wird. Und man vergesse nicht (ich wiederhole mich zum x-ten Mal), was Mario Draghi Ende Juli bei der letzten PK sagte. Er sei überhaupt nicht zufrieden mit der viel zu niedrigen Inflation in der Eurozone, und diese werde man auch nicht tolerieren. Und seitdem hat sich das konjunkturelle Umfeld in Europa nochmal spürbar verschlechtert.

Hannes Zipfel hat heute auch einen sehr interessanten Artikel zur Lage im Euro verfasst. Lesen Sie ihn gerne beim Klick an dieser Stelle.

Aktuelle Markterwartungen

Laut LiveSquawk wird eine Senkung des Einlangenzinses von -0,40% auf -0,50% mindestens erwartet. Alles andere wäre wohl eine Enttäuschung. Eine Staffelung für die betroffenen Banken könnte eine Erleichterung bringen. Die ganze Analyse können Sie hier nachlesen. Der Broker XTB hat ganz frisch eine Analyse für die morgige Zinsentscheidung veröffentlicht (hier in voller Länge nachzulesen). Hier ein Auszug aus der Analyse zur Erwartung der Märkte:

Der Zinsentscheid der EZB muss in drei Dimensionen analysiert werden: Einlagenzinssatz, Tiering und neue QE. Die Einlagenzinsen, die derzeit bei -0,4% liegen, dürften um mindestens 10 Basispunkte gesenkt werden. Aber eine sich durchsetzende Ansicht ist, dass sie um 20 Basispunkte auf -0,6% gesenkt werden. Negative Zinssätze sind für Banken sehr schmerzhaft (die normalerweise keine Gebühren für die Entgegennahme von Einlagen erheben, sondern von der EZB den Einlagenzinssatz berechnen lassen), sodass erwartet wird, dass die Kürzung mit dem Tiering verbunden sein wird: Den Banken die Möglichkeit zu geben, einen bestimmten Geldbetrag zu 0% oder einen niedrigeren negativen Zinssatz als der offizielle Einlagenzinssatz einzuzahlen. Schließlich erwarten die Märkte ein neues QE-Programm, also Anleihenkäufe pro Monat in Höhe von mindestens 30 Mrd. EUR für mindestens neun Monate. Der Marktkonsens erwartet eine Kombination der Maßnahmen und die Reaktion wird davon abhängen, wie sich die tatsächliche Entscheidung von den Erwartungen unterscheidet.

Zur Bewegung im Euro vs USD sagt XTB aktuell:

Das Währungspaaraar hat sich in einem deutlichen Abwärtstrend befunden, und das hat sich trotz einiger Richtungswechselversuche nicht geändert. Normalerweise ist die monetäre Expansion negativ für die Währung, aber man beachte, dass eine kleinere Bewegung (kleine QE oder gar keine QE) den Euro tatsächlich ankurbeln kann, da die Erwartungen sehr hoch sind. Die wichtigsten Werte sind 1,0930 auf der unteren Seite und 1,1115 auf der oberen Seite.

Euro vs US-Dollar im größeren Bild

Im etwas größeren Bild sieht man im folgenden Chart Euro vs US-Dollar seit April. Das Tief lag am 3. September bei 1,0925. Bis dahin ist es noch ein Stück zu gehen. Aber dass der Markt einen Tag vor dem EZB-Entscheid den Euro unter die 1,10 schickt, kann man als Zeichen ansehen. Man tendiert kurz vor der Zinsentscheidung wieder Richtung Schwäche. Die Erwartung für einen großen geldpolitischen Schritt scheint wieder gestiegen zu sein.

Euro vs US-Dollar seit April



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6 Kommentare

  1. Ich gebe dann schon mal eine Prognose ab was die EZB beschließen wird: Senkung Einlagenzins auf -0,60 % mit Einführung Tiering-System und eine Wiederaufnahme des QE Programms mit 60 Mrd. Euro monatlich bis Ende 2021.

  2. Einlagenzins auf -0,50% mit Ankündigung Tiering-System, Hauptrefinanzierungszins -0,10% und eine Wiederaufnahme des QE Programms mit mindestens 60 Mrd. Euro monatlich bis Ende 2021.

    1. @Italian, sehr optimistisch :)

      1. @Markus Fugmann, das ist dem südländischen Temperament und dem tief verwurzelten Familiensinn zu verdanken. Die Nordländer und unsere Ur-Ur-Enkel in unserer großen europäischen Familie werden es sicher richten.

        Wenigstens eine Gegenwette zu Marcus, der meistens ziemlich richtig liegt, musste vor dem großen „Event“ eingereicht werden. Wo würdest du dich positionieren? Wir Bö(r)sianer prognostizieren doch die Zukunft. Zuhause vom Bett aus, bet-at-home :)

  3. Harry von Hattnix und Kriegtnix

    Ich bin immer wieder erstaunt darüber wie es möglich ist das Draghi und Konsorten darüber entscheiden können was mein sauer verdientes Geld wert ist oder wie ich es ausgebe.Ich kann mich auch nicht erinnern ihnen ihnen ein Mandat erteilt zu haben auch nicht dafür das Bargeld zu verbieten.Vielleicht sollte man die Clowns in Berlin die sich Volksvertreter nennen mitteilen,Streiks aber volle Pulle „Wenn dein starker Arm es will stehen alle Räder still“ so nicht meine Damen und Herren.Bin Rentner mit wenig Ahnung das ändert aber nicht meine Meinung über den ganzen Schwachsinn der da von verzapft wird.Gruß Harry von Hattnix und Kriegt nix

  4. Harry von Hattnix und Kriegtnix

    Ich weiß das hier im Forum mit Rechtschreibefehlern äußerst kritisch umgegangen wird.Deshalb bitte ich um Verständnis,das Alter.Meine Korrektur „den“ Clowns und kein „von“ vor verzapft.Die Suche nach Fehlern und dann der genüssliche Kommentar ist für mich auch völliger Schwachsinn als wenn man nichts besseres zu tun hätte.Sorry für meine Wortwahl aber wie es ist ist es.Gruß Harry von Hattnix und Kriegtnix

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