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Spielraum für weitere Straffung Fed-Waller: „Zwei weitere Zinserhöhungen sind nötig“

Die Hoffnung auf ein Ende der aggressiven Zinserhöhungen, die durch niedrigere US-Verbraucherpreise angeheizt wurde, hat die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks in Partystimmung versetzt und die Renditen einbrechen lassen. Die globalen Aktienmärkte steuern folglich auf den größten Wochengewinn seit November 2022 zu, da die Händler darauf wetten, dass der Zinszyklus der Fed sich dem Ende nähert. Doch die US-Notenbank in Person von Fed-Mitglied Waller betont weiterhin, dass es zwei weitere Anhebungen bis zum Jahresende bedarf, um die Inflation weiter einzudämmen. Der Markt rechnet dagegen nur noch mit einer Zinserhöhung auf der Sitzung am 26. Juli. Laut den Fed Fund Futures ist die Wahrscheinlichkeit für eine zweite Anhebung auf 17,5% abgestürzt.

Wie Bloomberg berichtet, sagte der Gouverneur der US-Notenbank, Christopher Waller am Donnerstag, er erwarte, dass die US-Notenbank die Zinssätze in diesem Jahr noch zweimal anheben müsse, um die Inflation in Richtung des gewünschten 2%-Ziel zu bringen, obwohl bessere Preisdaten eine zweite Anhebung überflüssig machen könnten. Im selben Atemzug macht er aber auch Hoffnung auf ein Ende des Zinszyklus.

Waller zum Thema Zinserhöhungen:

„Ich halte zwei weitere Zinserhöhungen im Umfang von 25 Basispunkten in den verbleibenden vier Sitzungen dieses Jahres für notwendig, um die Inflation in Richtung unseres Ziels zu bewegen“, sagte Waller am Donnerstag in einer Rede, die er für eine Abendveranstaltung der Money Marketeers of New York University vorbereitet hatte. „Ich sehe keinen Grund, warum die erste dieser beiden Anhebungen nicht auf unserer nächsten Sitzung Ende dieses Monats erfolgen sollte.

Bei der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum nach seiner Rede wies Waller darauf hin, dass das US Bureau of Labor Statistics zwischen der nächsten Fed-Sitzung am 25. und 26. Juli und der darauf folgenden im September zwei weitere Berichte zum Verbraucherpreisindex veröffentlichen wird. Er deutete aber an, dass gute Nachrichten die Zentralbank veranlassen könnten, die Zinserhöhungen nach diesem Monat einzustellen.

„Es wird viel diskutiert, nicht so sehr über die nächste Sitzung, sondern über die im September. Was ich damit sagen will, ist, dass die September-Sitzung eine „Live-Sitzung“ ist, die stark von der Datenlage abhängt“, sagte Waller. „Wenn die Daten so aussehen, dass wir Fortschritte machen, dann könnten wir vielleicht aufhören.“

Inflation: Nächste Anhebung Ende Juli - Fed-Mitglied Waller
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Fed: Eine weitere Anhebung steht wohl fest

Es wird allgemein erwartet, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am 25. und 26. Juli die Zinserhöhungen wieder aufnehmen wird, nachdem sie ihre 15-monatige Straffungskampagne im Juni pausiert hat. Die neuen Verbraucherpreisdaten vom Mittwoch, die zeigten, dass sich die Inflation auf den niedrigsten Stand seit 2021 abgekühlt hat, haben am Markt jedoch Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Fed darüber hinaus weitere Zinserhöhungen in Erwägung zieht.

Spielraum für weitere Straffung

Waller argumentierte in seiner Rede, dass sich die fünf Prozentpunkte Zinserhöhungen der Fed seit Anfang 2022 entgegen der landläufigen Meinung bereits auf die Wirtschaft ausgewirkt hätten, was bedeute, dass die Zentralbank die Straffung fortsetzen sollte, anstatt abzuwarten, ob die bisherigen Maßnahmen das Wirtschaftswachstum letztlich verlangsamen würden.

„Wenn man davon ausgeht, dass der größte Teil der Auswirkungen der letztjährigen Straffung die Wirtschaft bereits erreicht hat, dann ist nicht mehr mit einer weiteren Verlangsamung der Nachfrage und der Inflation durch die Straffung zu rechnen“, sagte er. „Wenn man jetzt mit den Zinserhöhungen aufhört, weil man auf lange und variable Verzögerungen wartet, könnte man auf dem Bahnsteig stehen und auf einen Zug warten, der bereits abgefahren ist.“

Während die Anleger eine Zinserhöhung noch in diesem Monat als nahezu sicher ansehen, herrscht an der Wall Street größere Skepsis gegenüber weiteren Anhebungen in der Folgezeit. Waller, der in den letzten Jahren stets zu den Falken unter den Fed-Vertretern gehörte, argumentierte, dass „die robuste Stärke des Arbeitsmarktes und die solide Gesamtleistung der US-Wirtschaft uns Spielraum für eine weitere Straffung der Geldpolitik geben“.

Nach der Juli-Sitzung, „wenn die Inflation keine weiteren Fortschritte macht und es keine Anzeichen für eine signifikante Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit gibt, dann sollte eine zweite Anhebung um 25 Basispunkte eher früher als später erfolgen, aber diese Entscheidung liegt in der Zukunft“, sagte er.

FMW/Bloomberg

Fed-Waller: "Zwei weitere Zinserhöhungen sind nötig"
Christopher Waller, Foto: Bloomberg


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3 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Der von mir hier sehr geschätzte Börsenexperte, Herr Fugmann, ist ja der Meinung, das die Inflation nur vorübergehend sinkt und in der zweiten Jahreshälfte wieder deutlich ansteigt.

    Nun wir werden sehen, entscheidet sich doch daran das Schicksal der Börse, für die nächsten sechs bis zwölf Monate.

    Sinkt die Inflation wirklich nicht bald unter die zwei Prozent- Marke, dem geldpolitischen Ziel der FED und der EZB, dann wären die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt worden, mit katastrophalen Folgen für die Börsen.

    Nicht zuletzt sind, überwiegend kreditfinanziert, über 5,5 Billionen US-DOLLAR in die Märkte geflossen, das Geld stände dann auf der Kippe.

    Alles hängt nun von den folgenden Inflationsraten ab, die Wetten sind platziert, es bleibt spannend an den Märkten.

  2. @ Dr. Realzins, 30 Jahre Erfahrung reichen anscheinend nicht um die Lage richtig einzuschätzen. Intelligenter ist es aus Erfahrung anderer und aus der Geschichte zu lernen wie Fugmann.Die Siebziger Jahre sollten als Beispiel dienen.
    Erstaunlich auf jeden Fall, in der Schweiz mit Mini- Inflation von unter 3% rechnen die Profis von UBS und der SNB auf jeden Fall mit anhaltender hartnäckiger Inflation. Nur weil die Hyperinflationisten – Länder von hohem Niveau einen Rückgang haben, sollte das Problem gelöst sein? Und jeder Naivling weiss, dass es in allen Märkten mit grossen Ausschlägen immer Gegenbewegungen gibt.
    Z.B der US – Bond , eine Woche stark abwärts wegen guten Arbeitszahlen, dann eine Woche stark aufwärts wegen Inflationshoffnungen.
    Im Herbst könnten stärkere Energiepreise und andere nachlaufende Komponenten die Träumer wieder aus dem Schlaf rütteln.
    Ich hoffe dass man bis dahin die Börsen noch richtig überbläst, dann werde ich nach 2022 auch das 2023 mit einem fetten Shortgewinn beenden.

  3. Tut nix zur Sache

    So, da haben wir wieder Meinungen zur Zukunft und die versuchen sich üblicherweise mit Anachronismen aus der Vergangenheit. Der Markt ja ja bekanntlich immer Recht, auch wenn er uns belügt. Der beste Weg die Angst vor anhaltender Inflation zu schützen, wäre ein 30 bis 50 prozentig er Rückfall aller Märkte. Und dann bitte auch mit den dahingeschwafelten Folgen. Ja, es muss wehtun. Nicht weil ich das toll finde, sondern weil wir dann bereinigte Märkte haben! Keine Bange. Wir sind dann noch immer in intakten Märkten unterwegs. Doch das ist nur meine Idee. ln der Regel wird der Markt sicherlich versuchen uns allen zu zeigen, das er und nur er Recht hat.

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