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Anleihen-Rally gewinnt an Dynamik – Markt sieht Zinszyklus-Ende

Anleihen-Rally gewinnt an Dynamik - Markt sieht Zinszyklus-Ende

Die gestrige Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise hat die Märkte gut durchgeschüttelt. Während die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks impulsiv ansteigen, sind der US-Dollar und die US-Renditen deutlich eingebrochen. Die Dynamik der Anleihen-Rally hat dadurch an Fahrt gewonnen. Der nachlassende Preisdruck in den USA führt schließlich zu Spekulationen der Händler, dass die Zinsen kurz vor dem Höchststand stehen. Laut den Fed Fund Futures erwarten sie zwar eine weitere Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte auf der Sitzung am 26. Juli, eine zweite Anhebung bis zum Jahresende haben sie jedoch ausgepreist.

Anleihen setzten ihre Erholung den zweiten Tag in Folge fort, da Händler darauf wetten, dass die aggressive Serie globaler Zinserhöhungen bald zu Ende geht. Der Optimismus stützt sich darauf, dass sich die Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt weiter verlangsamen wird. Es ist jetzt sogar so weit, dass in den USA die Anleiherenditen abzüglich der aktuellen tatsächlichen Inflation eine positive Realrendite ergeben.

Wie Bloomberg berichtet, führten kurzfristige Anleihen den Anstieg an, wobei die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen um mehr als 10 Basispunkte auf ein Monatstief von 4,63 % fielen. Der Zinssatz für britische Wertpapiere mit ähnlicher Laufzeit sank ebenfalls und verzeichnete in den letzten zwei Tagen einen Rückgang um fast 30 Basispunkte, den größten seit März.

Anleihen: US-Renditen fallen nach den niedrigen Verbraucherpreisen
Die 2-jährige Rendite auf US-Staatsanleihen fällt nach den VPI-Daten

Anleihen: US-Verbraucherpreise mit Impuls

Die Inflationsdaten vom Mittwoch zeigen, dass die Verbraucherpreise in den USA weniger stark gestiegen sind als erwartet, was die Argumente für eine weitere Straffung der Geldpolitik aufweicht. Der Verbraucherpreisindex stieg im vergangenen Monat um 3 % im Vergleich zum Vorjahr, der geringste Anstieg seit mehr als zwei Jahren. Die Kernrate, die von Ökonomen und der Fed als besserer Indikator für die zugrunde liegende Inflation angesehen wird, stieg um 4,8 % und erreichte damit ebenfalls den niedrigsten Stand seit 2021.

Dies war der Moment, auf den die Anleihen-Bullen gewartet hatten. Stärker als erwartet ausgefallene Wirtschaftsdaten aus den USA und Anzeichen für eine hartnäckige Inflation in Großbritannien hatten in den vergangenen Monaten zu einem brutalen Ausverkauf am Markt geführt und die Renditen auf Mehrjahreshochs getrieben.

„Die Anleihen-Rally hat derzeit eine starke Dynamik, die zu einer gewissen Ausweitung der Erholung führen könnte“, sagte Evelyne Gomez-Liechti, Zinsstrategin bei Mizuho. Ein angespannter Arbeitsmarkt und ein widerstandsfähiger Dienstleistungssektor stellen jedoch nach wie vor Aufwärtsrisiken für die US-Inflationsaussichten dar, fügte sie hinzu.

Renditen fallen - Anleihen steigen - Rückgang der US-Inflation
UK: Größter 2-Tages-Rutsch kurzfristiger Zinssätze

Fed: Zinserwartungen brechen ein

In den USA nimmt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung durch die Federal Reserve nach der Sitzung Ende Juli rapide ab. Zudem rechnen die Händler nicht mehr in vollem Umfang mit einer weiteren Anhebung um 50 Basispunkte durch die Europäische Zentralbank. Und im Vereinigten Königreich wird der Leitzins der Bank of England nun auf bis zu 6,25 % angehoben, während Anfang der Woche noch ein Höchststand von 6,5 % veranschlagt worden war.

Äußerungen von EZB-Vertretern am Donnerstag bestärkten die Neufestsetzung. Ignazio Visco, Mitglied des EZB-Rats, sagte, dass wir nicht mehr weit vom Höchststand der Zinssätze entfernt seien. Sein Kollege Yannis Stournaras sagte, der Plan der EZB, die Zinssätze in diesem Monat anzuheben, sei kein „heiliges Versprechen“. Portugals Finanzminister warnte indessen vor den Auswirkungen weiterer Zinserhöhungen auf die Wirtschaft in der Eurozone.

„Es ist an der Zeit, die Laufzeit zu verlängern, da die Zinssätze wahrscheinlich kurz vor dem Höchststand stehen“, schrieb Shamik Dhar, Chefökonom bei BNY Mellon Investment Management, in einer Notiz. „Festverzinsliche Anlagen wie Anleihen bieten ein attraktives Risiko-Rendite-Profil, insbesondere im Vergleich zu wachstumsempfindlicheren Risikoanlagen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Es war nur eine Frage der Zeit bis die Notenbanken wieder einknicken. Über’s Jahr gesehen bleiben die Zinsen,über alle Währungsräume ,nach Abzug der jeweiligen Inflationsrate, weiter negativ. Stark negativ zum Beispiel bei uns in Deutschland.

    Kein Wunder also, das die Leute in Aktien gehen. Deren Performance liegt über,alle Anlageklassen, meistens im positiven Bereich der Realrendite.

    Die Bären hatten mal für kurze Zeit, bis zum Oktober des letzten Jahres, die Oberhand, weil die Masse der Anleger wieder positive Realzinsen kommen sah, das ist aber längst Geschichte.

    Alleine der Nasdaq 100 hat über 5000 Punkte, seit seinem Tief,gewonnen, es sind also seit Mitte Oktober letzten Jahres über 5,5 Billionen US- Dollar zurück in die Märkte geflossen, Geld was mal eben an der Seitenlinie geparkt wurde.
    Sind neue All Time Highs realistisch? Weiß ich nicht, aber die Dynamik ist groß, die Dynamik sollte man nie unterschätzen.
    Das Warten auf den Crash wird für die Bären immer mehr zum Warten auf Godot.

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