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Notenbanken weltweit erhöhen Zinsen Inflation: Zins-Tsunami durch Fed & Co in kommender Woche

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Die US-Notenbank Fed und zahlreiche andere Notenbanken der Welt werden in der kommenden Woche mit Zins-Anhebungen einen Frontal-Angriff auf die Inflation starten, wie Bloomberg berichtet.

Es wird erwartet, dass die Zentralbanken an drei Tagen Zinserhöhungen vornehmen werden, die sich zusammen auf mehr als 500 Basispunkte summieren – wobei die Zahl noch höher ausfallen könnte, wenn sich die Notenbanker für eine aggressivere Vorgehensweise entscheiden.

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Kampf gegen Inflation: Die Zins-Entscheidungen in dieser Woche durch Fed & Co

Den Anfang macht am Dienstag die schwedische Riksbank, von der Ökonomen erwarten, dass sie die Straffung mit einem Zins-Schritt von 75 Basispunkten beschleunigt.

Wichtiger aber ist am Mittwoch die Entscheidung der Fed, die ebenfalls eine Zins-Anhebung vin 0,75% beschließen dürfte, nachdem die US-Inflation im August die Erwartungen deutlich übertroffen hatte. Einige Anleger spekulieren sogar auf eine gigantische Anhebung um 100 Basispunkte (die Fed Fund Futures preisen dafür aktuell nur eine Wahrscheinlichkeit von 18% ein).

Am Donnerstag werden die meisten Zins-Anhebungen erwartet: die Zentralbanken der Philippinen, Indonesiens und Taiwans werden die Zinsen anheben. Der Schwerpunkt verlagert sich dann nach Europa, wo die Schweizerische Nationalbank, die Norges Bank und die Bank of England Zins-Anhebungen von einem halben Punkt oder mehr vornehmen dürften. Weiter südlich wird die südafrikanische Zentralbank ihre Bemühungen fortsetzen, wobei ein Zinsschritt von 75 Basispunkten erwartet wird – aber auch Ägypten könnte handeln.

Drei große Zentralbanken werden sich jedoch wahrscheinlich nicht an der Zinserhöhung beteiligen. Am Mittwoch könnten die brasilianischen Notenbanker nach einer beispiellosen Serie von Erhöhungen in den letzten 18 Monaten eine Pause einlegen.

Am nächsten Tag werden die Notenbanker der Bank of Japan wahrscheinlich an ihrer unveränderten Haltung festhalten, auch wenn sie sich um die Schwäche des Yen sorgen. Dann werden ihre türkischen Kollegen wahrscheinlich ihren unorthodoxen Ansatz fortsetzen und die Zinsen niedrig halten – trotz einer Inflation von über 80 %.

„Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen in dieser Woche um 75 Basispunkte und die Bank of England um 50 Basispunkte anheben wird. Außerdem stehen nächste Woche Entscheidungen der Zentralbanken Japans, Schwedens, der Türkei, Brasiliens, Indonesiens und der Philippinen sowie eine Aktualisierung der Leitzinsen der PBOC auf dem Programm“, so Tom Orlik, Chefvolkswirt von Bloomberg Economics.

Andernorts werden in der kommenden Woche die US-Immobiliendaten, eine Proklamation der neuen britischen Regierung zu Steuern und japanische Inflationsdaten die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen.

US-Wirtschaft

Während alle Augen auf die Entscheidung der US-Notenbank und die Pressekonferenz des Vorsitzenden Jerome Powell gerichtet sind, stehen zahlreiche Konjunktudaten auf der Agenda, die schon die Folgen der Straffung der Geldpolitik durch die Fed zeigen könnten.

Die Berichte über die Baubeginne im August und die Verkäufe von Eigenheimen werden am Dienstag bzw. Mittwoch veröffentlicht. Die Medianprognose für die Käufe bestehender Immobilien sieht zum siebten Mal in Folge einen monatlichen Rückgang vor.

Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung und die S&P Global-Einkaufsmanagerinidzes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor für September werden eine relativ ruhige Datenwoche abrunden.

Asien

Der Vorstand der japanischen Zentralbank (BOJ) wird am Donnerstag inmitten von Spekulationen, dass Japan kurz vor einer Intervention an den Devisenmärkten steht, da der Yen auf 145 gegenüber dem Dollar abgewertet hat, seine geldpolitischen Entscheidungen treffen.

Es wird erwartet, dass Gouverneur Haruhiko Kuroda an seiner unveränderten Politik festhält, obwohl er wahrscheinlich sein Covid-Stützungskreditprogramm beenden wird, was den Weg für eine Anpassung der Forward Guidance öffnen könnte.

Japans Rekord-Handelsdefizit hält den Abwärtsdruck auf den Yen aufrecht

Am Donnerstag findet in Asien ein Zentralbankmarathon statt: Indonesien, die Philippinen und Taiwan legen ihre Geldpolitik fest, und die Hongkonger Währungsbehörde reagiert auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed über Nacht.

In Australien wird Jonathan Kearns von der Reserve Bank of Australia am Montag über Zinssätze und Immobilienpreise sprechen, während die stellvertretende Gouverneurin der RBA, Michele Bullock, am Mittwoch in einer exklusiven Veranstaltung bei Bloomberg sprechen wird.

An der Datenfront wird erwartet, dass die am Dienstag veröffentlichten nationalen Daten zur Inflation in Japan weiter ansteigen werden. Südkoreas frühe Handelsdaten am Mittwoch werden weiterhin Aufschluss über das Tempo der Verlangsamung in der Weltwirtschaft geben. Und Singapur veröffentlicht am Freitag seine Daten zur Inflation.

Zins-Anhebungen wegen Inflation – nicht nur die Fed: Asien, Europa, Mittlerer Osten

Während das Vereinigte Königreich am Montag wegen der Beerdigung von Königin Elisabeth II. einen Feiertag einlegt, wird die Geldpolitik am Donnerstag wieder zur Tagesordnung übergehen – eine Entscheidung, die um eine Woche verschoben wurde, um der Trauer Rechnung zu tragen.

Zins Fed Bank of England

 

Die Inflation im Vereinigten Königreich könnte sich ihrem Höhepunkt nähern – energiepolitische Maßnahmen der Regierung werden wahrscheinlich einen weiteren Anstieg im Winter verhindern.

Die BOE-Sitzung wird die erste Gelegenheit für die Notenbanker sein, auf die veränderten Aussichten zu reagieren, die durch die Ankündigungen der neuen Premierministerin Liz Truss zur Eindämmung der Lebenshaltungskostenkrise und den Fall des Pfunds auf den niedrigsten Stand seit 1985 entstanden sind. Wirtschaftsexperten rechnen mit einer Anhebung des Leitzinses um mindestens einen halben Prozentpunkt, da die Inflation nach wie vor hoch ist.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte bei ihrer vierteljährlichen Entscheidung am Donnerstag die Zinssätze um 0,75 Prozentpunkte anheben und sich damit dem Anstieg in der Eurozone anpassen, auch wenn die Inflation in der Schweiz deutlich niedriger ist als im übrigen Europa. Die norwegische Zentralbank wird wahrscheinlich eine halbe Stunde später ebenfalls eine Zins-Erhöhung vornehmen und damit ihr beschleunigtes Tempo beibehalten, nachdem die Kern-Inflation ihre Prognosen deutlich übertroffen haben.

Zu Beginn der Woche werden sich die Anleger neben einer erwarteten Zinserhöhung der schwedischen Riksbank darauf konzentrieren, inwieweit die politischen Entscheidungsträger planen, künftige Straffungsmaßnahmen zu beschleunigen, da sich die Anzeichen verdichten, dass die größte nordische Volkswirtschaft im Jahr 2023 auf eine Rezession zusteuert.

Im Euroraum werden die Reden des Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos und des Bundesbankchefs Joachim Nagel sowie die erste Runde der Einkaufsmanagerumfragen für September, die am Freitag veröffentlicht werden, die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen.

Im Süden werden die Daten aus Ghana am Dienstag voraussichtlich zeigen, dass sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal auf 3 % verlangsamt hat, was auf steigende Zinsen und einen Einbruch des Cedi zurückzuführen ist, der die bereits stark gestiegenen Preise weiter in die Höhe getrieben hat.

Am Mittwoch wird ein Bericht aus Südafrika zeigen, dass die Inflation im August nach einem Rückgang der Benzinkosten zurückgegangen ist, obwohl die Inflationsrate immer noch über der von der Zentralbank festgelegten Obergrenze von 6 % liegen dürfte.

Die Besorgnis über eine weitere Schwäche des Rand und eine Abschwächung der Preiserwartungen wird am Donnerstag im Mittelpunkt der Beratungen des geldpolitischen Ausschusses der SARB stehen. Bei den in einem Monat beginnenden Forward-Rate-Agreements, mit denen auf die Kreditkosten spekuliert wird, ist eine Erhöhung um 75 Basispunkte voll eingepreist, wobei die Wahrscheinlichkeit einer größeren Erhöhung um 100 Basispunkte bei 82 % liegt.

Die Türkei wird am Donnerstag die Zinssätze nach einer schockierenden Senkung im August wahrscheinlich beibehalten, obwohl eine sich verlangsamende Wirtschaft und die bevorstehenden Wahlen im nächsten Jahr bedeuten, dass weitere Anreize auf der Tagesordnung bleiben.

Ägypten wird wahrscheinlich am selben Tag die Zinssätze erhöhen, da der Inflationsdruck steigt und das Pfund seinen allmählichen Verfall fortsetzt.

FMW/Bloomberg

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3 Kommentare

  1. Es werden vielfältigen Probleme bei einer Zinserhöhung auftauchen. Aber die größten Probleme werden wohl Banken bekommen, die z. B. Baudarlehen langfristig vergeben gaben, aber kurzfristig finanziert haben;
    Firmen die jetzt schon mal gerade ihre Kreditkosten erwirtschaften können, und bei den Banken weitere notleidende Kredite erzeugen, erzeugen 2 Probleme gleichzeitig.
    Ja, und die Verschuldung der Staaten.
    Mal sehen, wie die Ertragslage der Banken dadurch verbessert werden kann, dass Zinseinnahmen von den Kunden wohl steigen werden; einmal durch die gestiegenen Zinsen, und einmal dadurch, dass Kunden der Banken ihre Lebenshaltungskosten nur noch mit Krediten decken können.
    Es wird spannend.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Sehr amüsanter Kommentar. Wird leider von wenigen verstanden. Es muss real werden, und dann gefriert das Lachen.

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Als der damalige FED Chef, Ben Bernanke, im September 07,die Zinsen das erste Mal um 50 Basispunkte senkte, ging der internationale Kapitalmarkt noch von einer kurzfristigen Delle aus.

    Schon bald, so waren sich die Analysten einig, würden die Zinsen wieder steigen.

    Aber diese 5,25 Prozent haben wir nie wieder erreicht. Mittlerweile sind 15 Jahre in’s Land gegangen. Eine ganze Generation von jungen Investmentbankern wuchs praktisch ohne positive Realzinsen auf.
    Die Marktkapitalisierung erreichte immer neue Rekorde.
    Kam es mal zu Abschwüngen, standen die weltweit führenden Notenbanken für die Anleger bereit und bailten sie aus, Griechenland, Euro, OMT, Whatever it takes über alle Maßen.
    Nun 15 Jahre später hat sich die Geldmenge verzehnfacht. die Assetpreise vervielfacht.
    Die Nebenwirkung der Gelddruckorgie ist eine Inflation, wie wir sie nur noch vom Hören- Sagen kennen.
    Aber im Unterschied zu damals ist heute keiner mehr bereit, sie zu bekämpfen.

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