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Schrott wird mit Geld versorgt – Zombifizierung von Volkswirtschaften

Sinnbild für die Zombifizierung

Was hier los ist, das ist einfach unfassbar. Aber es ist Realität. Und je öfter man mit dem Wahnsinn konfrontiert wird, desto normaler wird die Zombifizierung! Der Mensch kann sich nun mal an alles gewöhnen. Der „Schrott“ wird zunehmend mit Geld versorgt. Die EZB kauft schon seit geraumer Zeit Unternehmensanleihen auf. Gestern ist die Fed auch eingestiegen, und finanziert nun quasi direkt Unternehmen mit frischem Geld!

Die große Überflutung

Die Notenbanken überfluten im Zuge der Coronakrise sowieso alles mit Geld aus der Druckerpresse. Die Regierungen werden damit direkt oder indirekt finanziert. Sie können jede Menge Schulden machen und Unternehmen am Leben erhalten. Wie schlimm sich dieser Trend auswirkt, wird derzeit besonders in den USA deutlich. Am Freitag berichteten wir bereits über den inzwischen insolventen Autovermieter Hertz. Was am Freitag noch ein Wunsch an den Konkursrichter war, wurde inzwischen genehmigt. Im laufenden Insolvenzverfahren wird Hertz 247 Millionen neue Aktien verkaufen! Einfach unfassbar.

Und Hertz selbst warnt die hier kaufenden Anleger sogar offiziell davor, dass diese ausgegebenen Aktien „so gut wie sicher“ wertlos werden. Tja, die Zocker, die kaufen trotzdem? Zahlreiche Beobachter zeigen sich aktuell fassungslos, was da bei Hertz abläuft! Die folgende Grafik zeigt, dass es immer mehr Unternehmen in den USA gibt, die höhere Kapitalkosten haben als Gewinne. Sie bezeichnet man als Zombieunternehmen. Seit der Finanzkrise 2008, wo die Zinsen sanken und quasi alles mit billigem Geld geflutet wurde, konnten immer mehr eigentlich kaputte Unternehmen eben dank dem billigen Geld überleben. Aber selbst diese extrem niedrigen Kapitalkosten übersteigen die Gewinne der Firmen. Das nennt man Zombifizierung.

Zombifizierung nimmt seit Jahren zu

Investitionen in neue Ideen oder Produkte bleiben aus, man kümmert sich nur noch um die große Umschuldung, immer weiter in die Zukunft. Der Anteil der Zombies wächst laut der folgenden Grafik seit 2005 bis jetzt von 2 Prozent auf über 20 Prozent bei börsennotierten Unternehmen in den USA. So verwandelt man im Rahmen der Zombifizierung ganze Volkswirtschaften sinnbildlich gesprochen in Schrott. Das große Problem: Steigen die Zinsen eines Tages, brechen diese 20 Prozent Schrottunternehmen schnell zusammen. Also: Was lernt man daraus? EZB, Fed und Co wissen genau, dass sie die Zinsen für sehr lange Zeit nicht mehr anheben können, zumindest nicht in einem spürbaren Ausmaß. Vielleicht mal für die Optik ein paar Bruchteile eines Prozentpunkts?

Der Trend zur Zombifizierung ganzer Volkswirtschaften dürfte voranschreiten. Bei uns sieht es auch kaum besser aus als in den USA, wenn man den zahlreichen Vorträgen und Reden von Markus Krall glauben will. Dank Niedrigzinsen in Euroland konnten auch hier Jahr für Jahr Unternehmen überleben, die eigentlich hätten pleite gehen müssen. Sie wären (im großen Bild betrachtet) ersetzet worden durch neue Unternehmen mit frischen Ideen, wo auch neue zukunftsträchtige Arbeitsplätze geschaffen worden wären. Aber so wird die Lage immer schlimmer. Nur rein optisch wirkt es so, als hätten Regierungen und Notenbanken die Wirtschaft gerettet – und alles kann wunderbar weiterlaufen wie vor der Krise?



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7 Kommentare

  1. Was Markus Krall und andere schon länger sagen. Mal hier von einer jungen Damen präsentiert. „Crashpropheten“ halt, politisch unkorrekt. By the way, Marc Faber sagte es schon 2010.

    1. Das ist das Problem bei Faber. Wenn man 100 Jahre den Crash voraussagt wird er mindestens 2 bis 3 mal kommen. Im 20. Jahrhundert gab es alle paar Jahre einen richtigen „Crash“. Also so jeweils mit mehr als 5-60 Millionen Toten.
      Dagegen hat sich das 21. Jahrhundert bisher ganz gut gehalten.

      Allerdings stellt die Zombifizierung tatsächlich ein gewaltiges Problem dar. Denn es ist das Zeichen eines langfristigen Siechtumsprozesses.

      Wobei das eine längere Geschichte hat. Genau genommen beginnt sie mit dem Vietnam Krieg. Also nicht mit dem Krieg an sich, sondern mit dem veränderten Verhalten der US Bevölkerung auf diesen Krieg.
      In allen vorherigen entsprechenden Krisen waren die Amerikaner immer bereit die Kriege durch Konsumverzicht zu finanzieren, bzw. die aufgelaufenen Schulden im Anschluss abzubauen. Nicht immer ganz freiwillig, aber sie haben ihre Regierungen dafür nie abgewählt. Das war ab Mitte der 60er nicht mehr drin. Man hatte sich an Massenwohlstand gewöhnt und daher blieb für den Staat nur Krieg auf Pump ohne die Chance zu haben die Schulden je wieder los zu werden.
      Das war als Besitzer der Leitwährung auch erstmal einfach, da man so die Handelspartner indirekt an der Finanzierung beteiligen konnte.
      Das ließ aber nun das Wachstum erodieren was schließlich zur Deregulierung der Finanzwirtschaft führte. Auch so ein alchemistischer Ansatz wie MMT.
      Hier konnte man dann wieder viel verdienen, obwohl keine Wertschöpfung stattfindet. Das hat die Vermögenskonzentration angeheizt und die Staaten weiter in die Schulden getrieben. Reale Investitionen wurden zurückgefahren, staatliche Leistungen eher ausgedehnt und der Schuldenstand ständig erhöht. Seit etwa 1990 ist dann das Produktivitätswachstum zum Stillstand gekommen (was wir da sehen sind nur noch statistische Artefakte). Effekte wie die „demografisch goldenen Jahre“ (Geburtenstarke Jahrgänge alle in Arbeit, Nachwuchs und damit Aufzuchtkosten reduziert) haben das grundlegende Problem noch zusätzlich überdeckt.
      Jetzt sind wir unvermeidlich bei 0 Zinsen angekommen, was die Zombifizierung weiter treibt. Umso mehr Unternehmen „zombifizieren“, umso unproduktiver wird die Wirtschaft und es folgt ein langsamer Wohlstandsückgang.
      Und da eine Bereinigung nur über das offen legen der Vermögensillusion läuft (Schulden=Geldvermögen) wird das nicht passieren.

      Ob es tatsächlich sowas wie einen Knall gibt muss sich zeigen. Es kann auch durchaus der langsame Siechtumsprozess fortgesetzt werden, bei dem der Wohlstand der breiten Masse langsam, aber kontinuierlich erodiert. Und am Schluss lösen sich die vorhandenen Strukturen einfach unmerklich auf.

      Aktuell halte ich ein langes Siechtum immer noch für wahrscheinlicher. Aber wie immer sind Prognosen ja bekanntlich schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.

      P.S. Auch wenn Krall seine Argumentation immer sehr logisch aufbaut, werde ich das Gefühl nicht los das er die systemischen Beharrungskräfte unterschätzt.

      1. @ thinkself

        warum verliert Geld gegenüber Sachwerten an Wert? Haben Sie sich bereits mit dieser Frage beschäftigt? Hauptsächlich durch jährliche Gewinne (Dividende, Zinserträge, …) gelangt Geld in oftmals wenige Hände. Diese „horten“ das Geld nicht, sondern wandeln es in Werthaltiges wie Immobilien, Aktien, Unternehmensanteile, etc.. um (Flucht aus dem Geld). Menschen, denen das Wissen und eine ausreichende Menge an Geld fehlen um ebenfalls mit den „Großen“ mitzuhalten, bleibt oftmals lediglich das Sparbuch, Bankkonto, Versicherungen, …. So bleibt das Geld bei der Mittelschicht, während Werte in die Hände weniger gelangen.
        Ich vermute, dass es einen Grund gibt, warum man die Geldvermögen = Schulden noch nicht auflöst. Es gibt noch Werte, welche in die Hände weniger Personen wechseln sollen wie Stadtwerke, Bahn, ….
        Möchte ich also diejenigen Personen, bei denen sich Vermögen konzentriert zum Schuldenabbau heranziehen, muss ich deren Zufluss reduzieren und zwar den Gewinn. Doch gerade dieser wird steuerlich hofiert. So fordere ich, von anderen Maßnahmen abgesehen, eine Sondersteuer auf jeglichen!!! Gewinn.

  2. Nun ja, ewig wird das noch so weitergehen. :-)…Erinnert an Rom, da hat man auch alles kostenlos verteilt um alle bei Laune zu halten. 2030 wird das system nicht mehr erleben, ist ja langsam mal gut mit Insolvenzverschleppung..

  3. Faber zu kritisieren ist auch sehr einfach, wenn man genau weiss mit welchen Mitteln in letzter Zeit alle grösseren Korrekturen bei etwa minus 20% abgewürgt wurden u.wenn man gleichzeitig diese Massnahmen richtigerweise kritisiert.
    Die Propheten mit der These, dass Börsen langfristig immer steigen sind sehr beliebt, aber die Risiken bei falschem Timing sind beträchtlich u.haben schon manche Firma ruiniert.Einsteiger auf jetzigem Niveau werden es schwer haben in den nächsten 10 Jahren. Auch die Japanifizierung ist immer wieder ein Thema.
    Mit der immerwährenden Abwertung des Dollars u.dem Verlust der Weltwährung für dieUSA wird Faber richtig liegen.Übrigens Faber hat auch schon oft erwähnt ,dass die wundersame Geldvermehrung auch noch einige Zeit künstlich am Leben erhalten kann

  4. Die Zombifizierung von Volkswirtschaften ist schon seit Jahren kein Phänomen mehr. Bleibt leider nichts Anderes übrig, als der Weg des maximalen Schmerzes, aber das System muss resetet werden.

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