Allgemein

USA in der Schuldenkrise Schulden: Experte warnt, US-Finanzlage auf einem „unhaltbaren Weg“

Schulden: Experte warnt, US-Finanzlage auf einem
USA Schuldenkrise - Foto: simmisimons - Freepik.com

Der geldpolitische Experte Bill Dudley warnt vor „unhaltbarer Entwicklung“ der US-Finanzlage. Ein sprunghafter Anstieg der staatlichen Kreditkosten wegen der kräftig gestiegenen Zinsen der Fed hat die hohe Verschuldung der USA ins Rampenlicht gerückt. Anleger verlangen inzwischen eine deutlich höhere Rendite, was die Kosten der Schulden weiter in die Höhe treibt. Die ausufernden Kosten führen die USA schließlich immer tiefer in eine Schuldenkrise.

In Zeiten zunehmender geopolitischer Risiken, wie wir sie derzeit erleben, flüchtet das Kapital normalerweise Richtung Amerika. Investoren schichten ihr Geld dann in sichere Häfen wie US-Staatsanleihen um. Doch diesmal passiert genau das Gegenteil. Die US-Staatsanleihen sind abgestürzt und die Renditen auf Niveaus gestiegen, die sie zuletzt vor 16 Jahren erreicht haben. Das ist eine beunruhigende Entwicklung. Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil – die USA werden im 4. Quartal 776 Milliarden Dollar neue Schulden aufnehmen – das ist ein neuer Rekordwert.

USA: Die Kosten der Schulden steigen schnell

Die US-Finanzlage befindet sich auf einem „unhaltbaren Pfad“, da es an politischem Willen zur Lösung der Schuldenkrise fehlt, während die Schulden-Kosten in die Höhe schnellen, sagt der ehemalige Präsident der Federal Reserve Bank of New York, Bill Dudley.

„Die Situation wird sich verschlimmern, weil die Staatsschulden zu viel höheren Zinssätzen als in den letzten 15 Jahren bewertet werden“, sagte Dudley, ein leitender Wissenschaftler am Center for Economic Policy Studies der Princeton University, per Videotelefonie auf einer Konferenz in Sydney.

Wie Bloomberg berichtet, wies er auch auf die ausufernden Kosten für das Gesundheitswesen und die Sozialversicherung hin, da die Generation der Baby-Boomer in den Ruhestand geht, was die Haushaltsaussichten weiter verschärft.

„Ein letztes Problem, das wir haben, ist das politische Problem. Wir haben in den Vereinigten Staaten derzeit keine gut funktionierende Regierung, die die Dinge in die Hand nimmt“, fügte Dudley hinzu. „Wir befinden uns auf einem absolut unhaltbaren Weg“.

USA: Kosten der Schulden hoch - Renditen steigen, da die Fed die Zinsen nicht senkt
Steigende Renditen: Die wachsenden Schulden der USA werden Refinanzierung verteuern

Wachsender Schuldenberg

Die anhaltenden Sorgen um die Finanzen der US-Regierung und ihren Bedarf an neuen Schulden haben die Stimmung an den Weltmärkten belastet. In der vergangenen Woche fand eine der schlechtesten Auktionen 30-jähriger Anleihen seit zehn Jahren statt. Zudem endete der Freitag mit einer Warnung der Ratingagentur Moody’s Investors Service, dass sie angesichts der wachsenden Haushaltsdefizite zu einer Herabstufung der US-Staatsanleihen neige.

Die Gefahr eines Regierungsstillstands noch in dieser Woche ist ebenfalls gegeben, auch wenn sich diese Gefahr inzwischen verringert haben könnte.

Geldpolitik der Fed bleibt im Fokus

Dudley, der zuvor stellvertretender Vorsitzender des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed war, sagte, dass sich die Entscheidungsträger nach Zinserhöhungen von 5,25 Prozentpunkten immer noch mit der Frage auseinandersetzen, ob die Zinsen restriktiv genug sind, um die Inflation zu senken.

Die US-Notenbank hatte auf ihren letzten beiden Sitzungen eine Zinspause eingelegt, was die Finanzmärkte dazu veranlasste, Zinssenkungen ab Juni nächsten Jahres einzupreisen.

Fed-Vertreter haben wiederholt betont, dass sie es nicht eilig haben, die Zinsen zu senken, da die Priorität auf der weiteren Eindämmung der Inflation liegt. Daher dürften die Marktteilnehmer am Dienstag gespannt auf die Veröffentlichung der Inflationsdaten schauen. Laut den Konsensschätzungen könnte sich das Wachstum des Verbraucherpreisindex im Oktober auf eine Jahresrate von 3,3 % verlangsamt haben, gegenüber 3,7 % im September.

Dudley fügte hinzu, es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen so schnell senken werde, wie es die Märkte erwarten. Das bedeutet, die Renditen dürften länger hoch bleiben – und so auch die Kosten der Schulden.

„Das eigentliche Thema, auf das man sich konzentrieren sollte, ist der Arbeitsmarkt“, sagte er. „Die Fed braucht wahrscheinlich etwas mehr Spielraum auf dem Arbeitsmarkt, um die Lohninflation auf ein Niveau zu bringen, das mit einer Inflation von 2 % vereinbar ist.“

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Ich denke, diesen Artikel verstanden zu haben. Fast zum ersten Mal habe ich gelesen, dass die niedrigen Zinsen die sozialen Dauerschuldverhältnisse erst ermöglichten. Vor vielen Jahren haben mein Kollege und ich über die „sozialen Korsettstangen“ diskutiert, die zu entfernen faktisch nicht möglich sind. Scheinbar gilt dies auch für die Amis. Wir erleben hier in „D“, dass solche Dauerschuldverhältnisse in der Summe immer steigen, sie können nicht sinken.
    Wenn das Fiasko in den USA so ist wie beschrieben, dann kann dies nie im Rahmen einer Demokratie verändert werden. Egal wie das Kind benannt wird, es kommt dann nicht auf den Titel des Buches an, sondern auf seinen Inhalt. Habecks Vorbild -Mariana Mazzucat- zeigt den Weg auf.
    Wir sollten sehr wachsam sein!

    1. @peter,– dann kann dies nie im Rahmen einer Demokratie verändert werden–

      Volltreffer,das ist doch der Trick an einer Demokratie bzw. organisierten Verantwortungslosigkeit.

      Basisdemokratie ist noch die beste Form ,mit direkter Abstimmung von wichtigen Entscheidungen plus
      verabschiedung staatlicher Haushaltsrahmen.

  2. @Peter

    „…Wenn das Fiasko in den USA so ist wie beschrieben, dann kann dies nie im Rahmen einer Demokratie verändert werden…“

    Wie kann es dann verändert werden? Von welcher Staatsform träumen Sie?
    Monarchie, Diktatur mit Führer und so…oder was?
    Sie haben richtig bemerkt, wir sollten sehr wachsam sein.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage