Silber fungiert seit über 5.000 Jahren als Geld sowie als unentbehrlicher Rohstoff in vielen Bereichen des modernen Lebens. Die Bedeutung von Silber als Werkstoff hat im Zuge der technologischen Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Der Grund dafür liegt in den einmaligen physikalischen Eigenschaften des Rohstoffs und der sich daraus ergebenden Breite der Anwendungsgebiete.
Silber – das unterschätzte Multitalent
Aufgrund seiner Bedeutung als Industriemetall klassifizieren die meisten Industriestaaten Silber als strategischen Rohstoff und stufen diesen somit als für die Volkswirtschaft unentbehrlich ein. Silber verfügt über die beste Lichtreflexion aller Metalle und wird daher in Spiegeln und Solarmodulen eingesetzt. Außerdem verfügt es über antiseptische Eigenschaften, was es für den Einsatz in der Medizin und bei Konsumgütern unentbehrlich macht. Darüber hinaus leitet das Metall elektrischen Strom mit sehr geringem Widerstand und ist damit prädestiniert für den Einsatz in der Elektroindustrie und in der Mikroelektronik.
Silber als Geldmetall
Die monetäre Bedeutung von Silber ist historisch bedingt und auf die natürliche Knappheit sowie seine physikalischen Eigenschaften zurückzuführen. Silber ist nahezu beliebig teilbar und gleichartig. Es konserviert die Kaufkraft und ist kulturübergreifend als Wertspeicher akzeptiert. Die Geschichte des Silbergeldes ist über 5.000 Jahre alt. Aufgrund seiner geringeren Herstellungskosten war es stets fungibler als Gold und hatte daher für den Handel eine viel höhere Bedeutung. Heutzutage entspricht Silber dem zunehmenden Bedürfnis von Investoren, ein von geldpolitischer Willkür unabhängiges Geldformat zu besitzen. Zuletzt explodierten die Zuflüsse in die mit physischem Metall gedeckten ETFs (Exchange Traded Funds) förmlich. Allein von Anfang Juni bis Mitte August dieses Jahres flossen weltweit 80 Mio. Unzen in diese Anlagevehikel. Eine Menge, die knapp zehn Prozent der Weltjahresproduktion entspricht!
Silber und der Zins
Da Silber als Währung und als Rohstoff keine Zinsen erwirtschaftet, hängt dessen Attraktivität auch stark vom vorherrschenden Zinsniveau ab. Umso niedriger der Zins, der dem Investor bei einer Anlage in Silber im Vergleich zu anderen Anlagen entgeht, umso höher der Silberpreis. Bei negativen Zinsen erhält Silber skurilerweise sogar einen Zinsvorteil. Zwar ist zu berücksichtigen, dass das Halten von Silber auch Kosten für Lagerung und ggf. Versicherung verursacht, diese liegen aber deutlich unter den bereits vorherrschenden Negativzinsniveaus in Deutschland.
Noch dominieren die Terminmärkte die Preisfindung
Die Preisentwicklung des Silbers ist sehr stark den Handelsaktivitäten der Spekulanten an den Rohstoffterminbörsen abhängig. Spekulanten können durch den Aufbau von kreditfinanzierten Silberpositionen Preistrends massiv verstärken, das erhöht die Volatilität des Preises und schreckt viele mittelfristig orientierte Investoren ab – zu Unrecht. Über Sparpläne kann man den sogenannten Cost-Average-Effect nutzen, also die Durchschnittspreisbildung bei regelmäßigem Kauf. Dazu eignen sich physische Sparplanlösungen, die von Banken, Gemeinschaftslagern oder Edelmetallhändlern angeboten werden. Der Cost-Average-Effect bewirkt, dass die Wertentwicklung des in Silber investierten Kapitals geglättet wird, da man automatisch auch Schwächephasen für günstigere Silberkäufe nutzt.
Wiederaufnahme des positiven Preistrends
Wie ich bereits kürzlich in meiner Chartanalyse ausführte, hat Silber seine mittelfristigen Abwärtstrends überwunden und strebt dynamisch nach oben. Es ist abzusehen, dass die weitere Entwicklung der globalen Schuldensituation und die daraus resultierenden ökonomischen Verwerfungen mit noch aggressiverer Geldpolitik durch die Zentralbanken „behandelt“ werden. Zudem herrscht bei Silber seit über zehn Jahren ein Angebotsdefizit (2018: 80,1 Mio. Unzen). Die überirdischen Lagerbestände liegen im historischen Vergleich auf relativ niedrigem Niveau, da die Zentralbanken weltweit ihre Silberbestände zum größten Teil veräußert und nahezu komplett auf Goldreserven umgestellt haben. Bei Rohstoffen ist ein Angebotsdefizit in Kombination mit geringen Lagerbeständen ein zuverlässiger Indikator für zukünftig wieder steigende Preise.
Fazit
Die Gefahr von ökonomischen Krisen und starker Geldentwertung war selten so ausgeprägt wie heute. Die Zentralbanken haben dank ihrer Rettungspolitik in den letzten Jahren lediglich vorübergehend das Bild einer dauerhaft erfolgreichen Krisenbewältigung im öffentlichen Bewusstsein erzeugt. Mit der im Juli bereits vollzogenen Abkehr von der „Zinsnormalisierung“ durch die Fed wurde diese realitätsferne Illusion nun auch in den USA endgültig ad acta gelegt. Die Rückbesinnung auf Geld mit intrinstischem Wert, wie z. B. Silbermünzen, wird damit im Zeitverlauf erneut sehr stark zunehmen.
Silber-Barren. Foto: Dnn87 CC BY 3.0
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