Der Jahresauftakt an den US-Aktienmärkten ist misslungen: Am ersten Handelstag 2024 geht es bei den drei großen US-Indizes bergab. So richtig überraschend kommt das allerdings nicht. Nach der fulminanten Rally und der längsten Gewinnstrecke seit 2004 war der US-Leitindex S&P 500 technisch überkauft. Früher oder später muss es dann auch mal zu Gewinnmitnahmen kommen. Verantwortlich für den Rücksetzer sind vor allem die jüngsten Kurseinbrüche von Big Tech.
Ist das jetzt ein schlechtes Omen für die kommenden Börsenmonate? Anhand eines schlechten Handelstages kann man noch keine Tendenz ausmachen. Doch eine alte Börsenregel besagt: Wie die ersten fünf Handelstage verlaufen, so entwickelt sich sehr wahrscheinlich das gesamte Börsenjahr. Am kommenden Montag sollten wir also mehr wissen, bis dahin könnte sich eine erste Tendenz ergeben.
S&P 500: Big Tech mit Warnsignal
Es gibt derzeit eine Auffälligkeit, die etwas zur Vorsicht mahnt: Die Gewinner-Aktien des Jahres 2023, die Big Tech-Werte, haben zuletzt deutlich an Dynamik verloren, während die Verlierer aufholen. Ein Index, der nur die Magnificent Seven-Aktien enthält, also Apple, Microsoft, Alphabet, Meta, Nvidia, Amazon und Tesla, gab in der vergangenen fünf Handelstagen nach. Und dazu passend kam gestern die Meldung, dass die Analysten von Barclays die Apple-Aktie herabstuften, wodurch auch die anderen Tech-Giganten unter Druck gerieten.
Anleger schichten vermehrt aus den gut gelaufenen Tech-Werten in Value-Aktien um. Gut zu erkennen daran, dass sich der Standardwerte-Index Dow Jones derzeit besser hält als die technologielastigen S&P 500 und Nasdaq 100. Die Umschichtung kommt zwar der Marktbreite zugute, könnte im neuen Börsenjahr dennoch zum Problem werden.
Im vergangenen Jahr sind die Aktienindizes streckenweise deutlich gestiegen, obwohl die Mehrheit der Aktien stagnierte beziehungsweise fiel. Die hohe Marktkonzentration auf eine Handvoll Big Tech-Aktien mit einer enormen Marktgewichtung hat im Jahr 2023 ausgereicht, um die Indizes immer höher zu treiben. Erst in den letzten Wochen haben die Nachzügler eine Rally hingelegt, während die Anstieg der Tech-Schwergewichte ins Stocken geriet.
Neue Tendenz an der Wall Street
Es gibt also eine erste Tendenz, dass sich die Entwicklung aus dem letzten Jahr umkehrt. Die nächsten Wochen könnten die Nachzügler profitieren, während die Big Tech-Werte konsolidieren. Obwohl die Marktbreit zunehmen würde, ist dann nicht auszuschließen, dass der S&P 500 und Nasdaq 100 aufgrund der hohen Gewichtung von Apple, Microsoft, Nvidia & Co. trotzdem fallen. Die Saisonalität könnte in den nächsten Wochen ebenfalls zum Faktor werden. Historisch betrachtet kommt es im Laufe des Januars häufig zu spürbaren Rücksetzern, ehe es im letzten Drittel des Monats wieder aufwärts geht.
S&P 500 scheitert am Allzeithoch
Am 28. Dezember stieg der S&P 500 bis auf 4.793 Punkte und verpasste damit sein Allzeithoch von 4.818 Zählern nur um 25 Punkte. Doch nach fünf grünen Handelstagen in Folge, setzte am letzten Tag des Jahres eine Konsolidierung ein. Wie im S&P 500-Chart von TradingView zu sehen ist, hatte sich beim RSI zuvor eine negative Divergenz im überkauften Bereich (Werte über 70) ausgebildet. Trotz des Rücksetzers ist der seit Ende Oktober anhaltende Aufwärtstrend immer noch intakt.
Erst beim Bruch des Tiefs vom 20. Dezember bei rund 4.700 Punkten hätte der Index ein charttechnisches Top ausgebildet. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Verlaufstiefs sowie der 20-Tage-Linie würde ein Verkaufssignal generieren. Infolgedessen könnte sich die jüngste Korrektur ausweiten. Die nächsten markanten Unterstützungen liegen bei 4.635, 4.600 sowie in der Zone zwischen 4.560 und 4.530 Zählern. Solange sich der S&P 500 hingegen über der 20-Tage-Linie hält, besteht weiterhin die Chance auf eine Fortsetzung der Rally. Dann könnte er Kurs auf sein Allzeithoch nehmen.
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