Die Aktie des Zahlungsdienstleisters PayPal befindet sich seitdem Allzeithoch im Juli 2021 bei rund 310 US-Dollar in einem Sturzflug. Insgesamt ging es für die Aktie um knapp 81 % nach unten. Dabei markierte der Aktienkurs am 26. Mai sein letztes Tief bei 54,84 Dollar. Die Aktie notiert auf dem Stand vom Sommer 2017, damit wurden die Kursgewinne von knapp sechs Jahren ausradiert. Bei den Analysten hat jedoch ein Umdenken stattgefunden, inzwischen stufen sie die Aktie auf Kaufen. Jetzt liegt es an PayPal, die Vorschusslorbeeren zu bestätigen.
Aktie: Gründe für den Crash
Aber woran liegt es, dass die Aktie so stark abstürzte? Ein erster Grund, warum die PayPal-Aktie so tief gefallen ist, hat mit dem langsameren Wachstum zu tun. Das Umsatzwachstum ist nach der Corona-Pandemie stetig zurückgegangen. Ein weiterer Grund für den heftigen Crash hängt mit dem Gewinnrückgang zusammen. Weniger Gewinne je Aktie führen im Endeffekt zu einer teureren Bewertung.
Da sind wir dann auch schon beim dritten Grund: Die Aktie war zu teuer bewertet. Der Markt hat in der Folge des Gewinneinbruchs eine Neubewertung vorgenommen. Die Börse übertreibt bekanntlich sowohl beim Hochjubeln als auch beim Abstrafen – Paypal ist ein gutes Beispiel dafür. Doch der Rückgang von über 80% könnte vermutlich den Tiefpunkt markieren.
PayPal: Analysten stufen die Aktie auf Kaufen
Für die meisten Analysten von PayPal gibt es nur noch einen Weg: nach oben. Das Problem ist aber, dass die Aktie zuletzt weiter gefallen ist.
Etwa zwei Drittel der mehr als 50 Wall-Street-Analystenhäuser, die das Unternehmen für digitale Zahlungen beobachten, stufen die Aktien inzwischen mit „Kaufen“ oder einer gleichwertigen Bewertung ein, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Die Daten zeigen, dass kein einziges Analystenhaus die PayPal-Aktie auf Verkaufen einstuft, was man von Apple, Microsoft oder sogar dem neuesten Marktliebling Nvidia nicht behaupten kann.
Ähnlich optimistisch waren die Analysten Mitte 2021, als das durch die Pandemie ausgelöste Umsatzwachstum die Aktie auf Rekordhöhen trieb. Niemand hatte anschließend den Einbruch von etwa 80 % vorausgesagt, der die Aktie auf ein Sechsjahrestief stürzen ließ. Diesmal ist der Markt vorsichtiger geworden.
Zinsumfeld und Inflation belasten
Tejas Dessai, Analyst bei Global X ETFs, sagte, dass die Anleger Fintech-Titeln weitgehend skeptisch gegenüberstehen, da sie in Zeiten hoher Zinsen und Inflation stark von dem Konsum abhängig sind. „Was die Sache für PayPal noch schwieriger macht, ist das schwache Wachstum und der ständige Druck auf die Margen“, sagte er. Obwohl die Aktie einen Anteil von 5,1 % am Global X Fintech ETF hat, hat der Fonds seine Position seit Oktober letzten Jahres reduziert, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.
Das in San Jose, Kalifornien, ansässige Unternehmen hat fast 300 Milliarden Dollar an Marktwert verloren, da sich das Umsatzwachstum, das während der Covid-19-Pandemie in die Höhe geschossen war, dramatisch verlangsamt hat. Das jüngste Problem, das die Anleger verunsichert, sind die schleppenden Gewinnmargen. Die Basis des Unternehmens ist aber weiterhin gesund und bietet großes Potenzial. Schaut man nämlich auf die Anzahl der aktiven Accounts, dann sieht man auch in den vergangenen Jahren und Quartalen ein stetiges Wachstum.
Die PayPal-Aktie hat noch einen entscheidenden Vorteil, wenn man sie mit anderen Tech-Werten vergleicht: Sie ist spottbillig. Das Fintech-Unternehmen ist gerade einmal mit dem 12-fachen des prognostizierten Gewinns bewertet, was ein Rekordtief darstellt. Damit ist die Aktie billiger als 90 % der Unternehmen im Nasdaq 100, so die von Bloomberg zusammengestellten Daten.
Kritikpunkt: Margen-Druck
Für einige Analysten ist die günstige Bewertung jedoch kein ausreichender Grund für einen Kauf.
„In Anbetracht der veränderten Zinsdynamik in Verbindung mit dem verlangsamten Wachstum sehen wir nicht, dass PayPal die Höchstwerte für das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die während der Pandemie erreicht wurden, wieder erreicht“, sagte Logan Purk, Analyst bei Edward Jones. Er war einer von drei langjährigen Bullen, die die Aktie herabstuften, nachdem die Margen-Prognosen von PayPal für das Gesamtjahr enttäuscht hatten.
„PayPal konzentriert sich weiterhin auf seine größten Kernkunden und seine Kernkompetenz, was zu einem soliden Volumenwachstum beitragen sollte“, so Purk. „Allerdings ist dieses Geschäft tendenziell margenschwach. Wir fragen uns, wie lange PayPal den Margen-Druck durch seine disziplinierte Kostenkontrolle ausgleichen kann.“
Technische Analyse:
Neben dem Blick auf die Fundamentaldaten lohnt sich ebenfalls der Blick auf die Charttechnik. Aus Sicht der charttechnischen Analyse ist die PayPal-Aktie derzeit extrem spannend. Wie man im beigefügten Wochen-Chart erkennen kann, hat der Aktienkurs eine Wolfe Wave ausgebildet. Die Formation gleicht einem Keil und hat fünf Auflagepunkte, wobei die fünfte Welle meist die untere Trendlinie nach unten durchbricht.
Seit dem Tief am 26. Mai hat sich der Kurs stabilisiert und eine Gegenbewegung eingeleitet. Der Kurs versucht aktuell die untere Trendlinie der Formation zu überschreiten. Zünden würde die Wolfe Wave, wenn der Kurs die obere Trendlinie bei aktuell 78 Dollar überwindet. Im Bereich von 77/78 Dollar liegt auch die erste charttechnische Hürde.
Die Zielmarken kann man ermitteln, in dem man eine Linie von Punkt 1 durch den Punkt 4 zieht. Das aktuelle Ziel würde somit bei rund 100 US-Dollar liegen, was eine Kurschance von 56% ergibt, ausgehend vom aktuellen Kurs (64,14 USD). Das Kursziel steigt mit der Zeit an (siehe lila Ziellinie).
FMW/Bloomberg/zweiter Chart TradingView
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Wenn man sich in die Politik einmischt und wie in diesem Fall Trump unterstützt, dann muss man sich nicht wundern, wenn der Börsenkurs genauso fällt wie der Politiker nach der Wahl. Dann waren die Parteispenden eben eine Fehlinvestition. Zu hoffen, dass sich die Investition rentiert wäre auch nicht o.k. Daher ist der Börsenkurs objektiv bewertet. Wenn man bei der nächsten Wahl wieder falsch liegt ist er sogar überbewertet.